Uhrvorstellung: Sinn 104 St Sa A

  • Liebe Mitglieder des Sinn Uhren-Technikforums,

    vor gut einem Monat durfte ich euch meine Sinn 356 Sa vorstellen – eine Uhr, zu der ich über anfängliche Widrigkeiten hinweg eine ganz besondere Verbindung aufgebaut habe. In den vergangenen Wochen jedoch wurde das Uhrenhobby zunehmend in das periphere Bewusstsein verdrängt, da der Termin meiner Strömungslehre- und Wärmeübertragungsprüfung mit großen Schritten näher rückte und meine volle Aufmerksamkeit forderte, schließlich handelte es sich um meine letzte, wirklich „Große und Schwierige“ Prüfung im Bachelor.

    Nun, da ich diese Prüfung geschrieben, und – zu meinem Wohlbefinden – mit der Note 3 ein positives Ergebnis erzielen konnte, kehrt mein innerer Seelenfrieden wieder ein, und meine Wenigkeit kann sich wieder mit vollem Genuss den schönen Dingen des Lebens widmen. Seit Anfang August hatte ich mich in tiefer Hingabe der Vorbereitung gewidmet und durfte nun die Früchte meiner Saat ernten. Bei einigen Herbstspaziergängen im Wald, um meine innere Ruhe wiederzuerlangen und meinen aufgewühlten Geist von den Strapazen zu besänftigen, war stets entweder meine Sinn 356 oder meine Sinn 104 an meinem Handgelenk.

    Da, mitten in der Ruhe des Waldes, sanft unterspielt und begleitet von den lyrischen Klängen der Vögel und dem wohltuenden Rauschen kleiner Wildbächen, den Geruch des Herbstes in der Nase, und dabei den herabfallenden Blätter der Bäumen zusehend, schoss mir der Gedanke, dass ich euch meine Sinn 104 St Sa A bislang noch gar nicht offiziell vorgestellt habe. Gerade diese, meine erste Sinn, verdient es umso mehr, hier einmal ins Rampenlicht gerückt zu werden – war sie doch der initiale Funke, der jene tiefe und leidenschaftliche Begeisterung für die Marke Sinn in mir entzündete.

    Da es mir ausgesprochen wichtig erscheint, solch einmaligen Möglichkeiten Sinn- & Inhalts- voll zu nutzen, möchte ich diese Vorstellung mit einer bedeutenden Geschichte aus meinem Leben ausschmücken, die Mut und Hoffnung schenken soll, und in gleichem Atemzug den wahren Grund meiner Entscheidungen für die Sinn 104 und 356 offenbart (die Idee dazu kam mir ebenfalls auf meinen Spaziergängen im Wald):

    Meine Reise durch das Studium war von Beginn an eine Herausforderung, die mich in vielerlei Hinsicht auf die Probe stellte. Als Student in einem Fachbereich ohne Aufnahme verfahren schreibt sich jeder ein, der die nötigen Voraussetzungen -Abitur/Matura- erfüllt. Doch der wahre Test beginnt erst, wenn man die ersten Hürden überwindet. Diese Prüfungen, vor allem in den ersten zwei Semestern, sind darauf ausgelegt, die Spreu vom Weizen zu trennen – nur diejenigen, die wirklich bereit sind, sich zu engagieren, schaffen es durch. Die Anforderungen sind hoch, und die Durchfall Quoten sprechen für sich.

    Für mich war der herausforderndste Gegner „Technische Mechanik 2“ - "Dynamik", ein Fach, das sich über mehrere Jahre hinweg wie ein dunkler Schatten über mein Studium legte. Das erste Mal, als ich 2021 die Prüfung hätte ablegen können, fühlte ich mich nicht bereit. Der Gedanke, unzureichend vorbereitet zu sein, lähmte mich. Doch diese Prüfung wird nur einmal im Jahr angeboten, was bedeutete: Ein weiteres Jahr Warten.

    2022 trat ich schließlich an – voller Mut und Hoffnung. Zu meiner Überraschung schaffte ich 12 von 15 notwendigen Punkten. Ein respektables Ergebnis für den ersten Versuch. Also wieder ein Jahr warten. 2023 brachte einen Rückschlag: Ich versagte, sammelte insgesamt nur 10 Punkte und musste erneut ein Jahr warten. In dieser Zeit wuchs der psychische Druck ins Unermessliche.

    2024 musste es einfach klappen. Es war mein dritter Versuch, und die Last auf meinen Schultern fühlte sich unbeschreiblich erdrückend an. Mein ganzes Leben schien von dieser einen Prüfung abzuhängen. Maschinenbau ist nicht nur ein Studium für mich – es ist mein Leben, mein Traum. Noch ein weiteres Jahr zu verlieren, erschien mir undenkbar. Ich wollte diesen entscheidenden Schritt endlich hinter mir lassen.

    Doch dieses Mal stand noch mehr auf dem Spiel. Seit Februar 2024 arbeitete ich in meinem absoluten Traumjob als Werkstudent – ein Job, den ich mir immer gewünscht hatte. Alles passte perfekt, und ich sah meine berufliche Zukunft genau dort. Aber es gab eine entscheidende Bedingung: Um diese Position dauerhaft behalten zu können, musste ich mein Studium abschließen. Und das bedeutete, dass ich diese eine Prüfung bestehen musste.

    Plötzlich hing nicht nur mein Studium von diesem einen Fach ab, sondern mein gesamtes Berufsleben, meine finanzielle Sicherheit, meine Zukunft. Wenn ich scheitern würde, wäre nicht nur das Studium erneut blockiert – ich hätte auch meinen Job, mein Einkommen, meinen Traum verloren. Dieser Druck war kaum zu ertragen. Was noch wichtig zu betonen ist: In all der Zwischenzeit konnte ich natürlich andere Prüfungen erfolgreich absolvieren und mein Fortschritt im Studium wuchs Jahr für Jahr. Doch ohne den Erfolg in Dynamik wäre all die investierte Zeit und der ganze Aufwand umsonst gewesen. Alles hing an dieser einen Prüfung.

    Die erste Teilklausur, Anfang Mai, lief gut – 7 Punkte. Doch die zweite, Anfang Juni war eine Katastrophe. In der dritten, nur zwei Wochen nach der zweiten, war ich emotional am Ende. Ich war überzeugt, wieder gescheitert zu sein. All meine Träume und Ziele schienen unerreichbar und wertlos. Ich zweifelte an mir selbst, stellte mein ganzes Leben infrage. Ich hatte insgesamt ~1,5 Jahre NUR für Dynamik gelernt – und doch schien es wieder nicht gereicht zu haben.

    In dieser Zeit fiel ich in ein tiefes Loch. Ich dachte, ich würde es nie schaffen. Ich fühlte mich wie ein Idiot und unfähig. Der Druck war enorm, denn ohne diese Prüfung hätte ich nicht weiterarbeiten können. Alles, wofür ich so hart gearbeitet hatte, hing an dieser einen Sache. Mein Job, meine finanzielle Sicherheit, meine Träume – alles stand auf dem Spiel. Auch meine Gesundheit litt wirklich enorm unter all diesem Druck.

    Ich möchte hierbei nochmals betonen, dass mich Dynamik über vier Jahre hinweg verfolgt hat – von 2021 bis 2024. Die ersten Lernstunden habe ich sogar schon 2020 investiert, und während all dieser Zeit war dieses Fach entweder ständig im Hinterkopf oder, wenn die Prüfungszeit näher rückte, in meinem vollen Bewusstsein präsent. Es war ein ständiger Begleiter, der mich nie wirklich losgelassen hat. Jeder Versuch im Jahr bestand aus 3 Teilklausuren, und bei 3 Versuchen sind das also insgesamt 9 Prüfungsantritte nur für Dynamik, jede einzelne davon extrem anspruchsvoll, extremer Zeitdruck, da nur das Endergebnis zählt und es gibt keine Punkte für zum Beispiel Richtige Lösungsansätze. Es gibt auch keine halben Punkte, und die Fragen bauen einander auf, also das von Punkt a.) gefordert Ergebnis wird in b,c,d,e,… benötigt - also punkt a.) Falsch, alles Falsch.

    Dann kam das Ergebnis Anfang Juli:

    Erste Teilklausur: 7 Punkte.
    Zweite Teilklausur: 5 Punkte.
    Dritte Teilklausur: 3 Punkte.

    (Pro Klausur sind maximal 10 Punkte zu erreichen, also insgesamt maximal 30 Punkte, und alle drei Teilklausuren werden zusammengezählt und als Endergebnis gewertet, ab 15 Punkte hat man bestanden.)

    Ich war in der Arbeit, als ich das Ergebnis erhielt. Als ich sah, dass ich die 15 Punkte erreicht hatte, konnte ich es nicht glauben. Punktlandung. Tränen der Freude überkamen mich. Ich zitterte am ganzen Körper. Meine Arbeitskollegen, die meinen inneren Kampf miterlebt hatten, feierten mit mir. Sie hatten gesehen, wie groß die Angst war, dass ich meinen Traumjob verlieren könnte, generell alles wofür ich Leben will – und jetzt war alles geschafft.

    Was ich daraus gelernt habe, ist simpel, aber kraftvoll: Auch wenn es unmöglich erscheint, lohnt es sich, bis zum letzten Moment zu kämpfen. Selbst als ich dachte, ich sei am Ende, als ich die zweite und dritte Teilklausur schrieb und kaum wusste, wie ich die Aufgaben lösen sollte, gab ich nicht auf. Ich nutzte jede verbliebene Kraft, um wenigstens einen Punkt zu holen. Und jeder einzelne dieser Punkte zählte.

    Am Ende war es genau dieser Kampf um jeden einzelnen Punkt, der mich weiterbrachte. Es ist egal, wie aussichtslos eine Situation erscheinen mag – der Wille, durchzuhalten, kann den Unterschied machen.

    Meine Botschaft an Sie: Geben Sie niemals auf. Auch wenn der Weg hart und die Umstände erdrückend sind, ist es dieser unerschütterliche Wille, der Sie letztlich zum Ziel führt. Jeder Kampf lohnt sich, selbst wenn es manchmal so aussieht, als sei alles verloren. Denn es ist genau dann, wenn man "Trotzdem Ja zum Leben" (Viktor Frankl) sagt, trotz allem, dass man über sich hinaus wächst. "Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals und in der Weißglut des Leidens gewinnt das Leben an Form und Gestalt." (Viktor Frankl)

    Dieser Leidensweg und der spätere Durchbruch, es doch noch geschafft zu haben, war für mich mein persönliches "Experimentum Crucis" – meine Reifeprüfung. Um diesen Triumph über die Widrigkeiten zu feiern, habe ich mir die Sinn 104 und die Sinn 356 gekauft. Diese Uhren sind nicht einfach nur Zeitmesser – sie sind ein Zeugnis meines Durchhaltevermögens, meiner Kraft, meiner Idee, meiner Vision und nicht aufgegeben zu haben, selbst als alles darauf hindeutete, dass ich es wieder nicht schaffen würde. Sie sollen mich mein ganzes Leben lang an diese harte Zeit erinnern und daran, dass ich über mich selbst hinausgewachsen bin.

    Am Ende geht es nicht nur darum, eine Prüfung zu bestehen oder einen Job zu bekommen. Es geht darum, das Beste aus seinem Leben zu machen, aus seinen Möglichkeiten, seinen Charakter zu formen und sich selbst immer wieder zu beweisen, wozu man fähig ist. Der wahre Sieg liegt im Wachsen, in der Entwicklung, die wir durch unsere Kämpfe erleben. Der Weg ist das Ziel.

    So schließt sich nun der Kreis meiner Geschichte um meine beiden Sinn-Uhren – allen voran die 104, meine erste Begleiterin, die ich mir direkt nach dem glücklichen Ausgang dieser Reise gekauft habe, weswegen ich auch zu dieser eine ganz besondere Bindung habe.

    Abschließend noch ein paar Gedanken dazu, warum es letztlich die Sinn 104 St Sa A geworden ist: Schon immer hegte ich den Wunsch, eine Fliegeruhr zu besitzen – und in meinen Vorstellungen hatte ich dabei stets die legendäre IWC Mark X* im Auge, ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst. Doch das Schicksal wollte es anders: Im Frühling 2024 stieß ich durch einen glücklichen Zufall auf ein YouTube-Video, das die Sinn 104 vorstellte. Und es war, als würde ein Blitz in mein Herz zucken – ich war sofort „schockverliebt“. Was mich an dieser Uhr fesselte, war nicht nur ihr zeitloses Design, sondern vor allem die Besonderheit der Countdown-Lünette und das polierte Gehäuse, das in seiner Eleganz und Schlichtheit eine ganz eigene Faszination ausstrahlte. Zudem war die Sinn 104 mit einem Glasboden ausgestattet, durch den ich das schöne 4-Hz-Werk von Sellita bewundern konnte – ein wahrer Genuss für die Technikliebhaber-Seele. Die praktische Datums- und Wochentaganzeige sowie das wunderschön schwarze, matte Zifferblatt mit weißen Zeigern ermöglichten eine perfekte Ablesbarkeit zu jeder Zeit. Hinzu kam die beeindruckende Wasserdichtigkeit von 200 Metern, die sie zu einer echten, robusten Alltagsuhr machte. In diesem Moment war mir klar, dass sie der IWC in allem überlegen war – nicht nur im Design, sondern auch in der Funktionalität und im Preis. Der Unterschied war für mich nicht nur finanziell, sondern auch in der Wertigkeit des Gefühls, das diese Uhr mir vermittelte. Und so war die Entscheidung schnell gefallen: Es sollte die Sinn 104 werden, und nicht die IWC.


    Danke für eure Aufmerksamkeit, und noch viel Spaß im Forum, ich hoffe euch hat die Vorstellung gefallen. : Danke002 :love

  • Chapeau für Deinen tollen Beitrag! Deine Deine Emotionen, Ängste, Sorgen
    und auch Selbstzweifel sowie die Freude und Erleichterung nach der
    bestandenen Prüfung kann ich aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen.
    Auch die Folgerungen, die Du aus dieser für Dich sehr belastenden und
    nicht leichten Zeit ziehst.
    Toll, dass Du Dein Ziel erreicht hast, ich gratuliere Dir herzlich dazu!
    Nun werden Deine 104 und 356, die Du hier ganz hervorragend bildlich in
    Szene gesetzt hast, zeitlebens einen besonderen Platz in Deiner
    vielleicht noch kommenden Uhrensammlung erhalten, das finde ich toll!
    Auch wenn die Erinnerungen an die schwere durchlebte Zeit im Laufe der
    Jahre verblassen, hat man doch immer noch ein Verbindungsglied, das einen
    diesen Lebensabschnitt nicht vergessen lässt… : Danke002

    Gruss

    Christian :hatoff:

    Niveau ist keine Creme und Stil nicht das Ende eines Besens.

  • Christian, du hast es wunderbar auf den Punkt gebracht. Genau so ist es – meine beiden Sinn-Uhren werden mich immer an diese harte Zeit erinnern! Und wenn ich eines Tages selbst Kinder habe oder durch meine beiden Schwestern Onkel werde, kann ich die Uhren weitergeben und der nächsten Generation die Geschichten dahinter erzählen…


    Das ist auch einer der Gründe, warum ich mechanische Uhren so sehr schätze – sie sind einfach für die „Ewigkeit“ gebaut und auch noch in 100 Jahren reparierbar.


    Ein weiterer Grund, warum ich Uhren so faszinierend finde, ist, dass man sich selbst zu besonderen Anlässen beschenken kann. Diese Zeitzeugen erinnern einen buchstäblich an die erlebten Momente – auch noch in 30 Jahren. Welche anderen Dinge haben diese Kraft, Erinnerungen so lebendig zu bewahren wie Armbanduhren? Da fällt mir spontan nicht viel ein.


    Danke für deine freundlichen Worte! Es freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefallen hat! : klasse :flw: :love

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