Schwierige Entscheidung: 356 Sa oder 756 - Welche nehmen?

Zitat von Batesmotel

optisch und technisch was ganz ähnliches oder was ganz anderes - das ist die Grundsatzfrage.

So ist es. Ich war heute - mal wieder - im SINN-Depot in Essen* und habe mir sowohl eine 356 (mit Plexi) und eine 756 in Natur angeschaut, friedlich nebeneinander auf dem Tablett. Beide machen - für sich betrachtet - schon was her.

Dann habe ich mal meine 856 mit aufs Tablett gelegt, zuerst neben die 356 und nachfolgend neben die 756. Dann kam der feierliche Moment und ich legte mir - nacheinander natürlich - beide Uhren ans Handgelenk.
(Fortsetzung folgt weiter unten ;))

Zitat von Batesmotel

Ich kann mich da nur dem Catalan anschließen: Da eine 856 vorhanden ist, würde ich zur 356 tendieren.

Ich habe selbst ´ne 856 und stand vor einer ähnlichen Entscheidung.

Das Ergebnis (noch schnell zwischen den Jahren):

[Super-Foto ]

Ist zwar das Standard-Modell mit Plexiglas und Metallboden, aber trotzdem eine ganz tolle Uhr. Klein aber fein (um mich mal an der Durchmesser-Diskussion zu beteiligen...)

Das ist eine wirklich tolle Uhr! Das kupferfarbig galvanisierte Zifferblatt der 356 Flieger II sieht atemberaubend aus. Da hast Du Dir auf jeden Fall ein absolutes "Sahneschnittchen" gesichert, meinen ehrlichen Respekt und Glückwunsch dazu. :thumbright:

Zitat von Batesmotel

Vielleicht hilft´s Dir ja bei der Entscheidung

(Fortsetzung von oben)
Ich begann mit der 356. Ich betrachtete mir die Uhr sorgfältig von allen Seiten, hielt sie mir ans Gelenk, drehte den Arm hin und her, um aus allen möglichen Winkeln einen Eindruck zu bekommen. Bewußt vermied ich es, Blickkontakt zu Herrn Halfmann, Inhaber des SINN-Depots, herzustellen, weil ich aus Erfahrung weiß, daß das Minenspiel anderer Leute häufig ihre Gedanken verrät. Ich wollte meine Entscheidung schließlich unbeeinflußt treffen.

Mit einem freundlich-nichtssagenden "Hübsche Uhr" legte ich die 356 zurück und griff zur 756. Wieder dieselbe Prozedur wie zuvor, das ausgiebige Betrachten der Uhr von allen Seiten, dann das gute Stück ans Gelenk gehalten und den Arm gedreht, um die Uhr aus allen Perspektiven betrachten zu können. Und wieder kein Blickkontakt zum Inhaber.

Wieder ein freundlich-nichtssagendes "Hübsche Uhr", als ich auch die 756 zurücklegte und meine 856 wieder anlegte.

Ich bedankte mich dann freundlich beim "Meister des Depots" und wollte schon zur Tür gehen, als Herr Halfmann halblaut sagte "Einen kleinen Moment noch". Erstaunt drehte ich mich um. Lächelnd hielt er mir nochmals die 356 hin und sagte: "Legen Sie diese Uhr nochmal ans Gelenk, aber behalten sie Ihre an." Ich tat's. Ein schöner Anblick, die technischen Optimismus versprühende 856 direkt neben der klassisch ehrwürdigen 356.
"So, und nun probieren Sie nochmal die 756," forderte mich Herr Halfmann nach einer kleinen Weile auf. Auch dieser Aufforderung kam ich mit Freude nach, und diesmal "klickte" es. Ich erkannte, daß die 756 tatsächlich besser zu mir paßt, mehr zu meinem Persönlichkeit als ein eher technisch-pragmatischer ausgeprägter Mensch, sensibel, aber nicht sentimental, ein Sachbuchautor, aber kein Poet. Im nächsten Moment erkannte ich natürlich auch, daß Herr Halfmann genau dies schon erkannt hatte, noch bevor ich es mir selbst klargemacht hatte. Doch sollte ich mich deswegen "manipuliert" fühlen? Ach wo, schließlich war es ja mein ureigenes Gefühl gewesen, das mir den Weg aus meinem Dilemma gezeigt hatte.

Und wer jetzt glaubt, "der gute Happy Day hat aber ganz gewaltig einen an der Klatsche, der macht aus einer Uhren-Anprobe ja ein Psycho-Drama", der möge dies ruhig denken und von mir aus auch hier niederschreiben. Nur eines: Verkaufen ist Psychologie, es gibt sogar ein entsprechendes Spezialgebiet in dieser Disziplin, das genau so heißt.
Und noch etwas: Mechanische Uhren sind, wenn man sie auf ihre Funktion als reine Zeitmesser beschränkt und streng rational sieht, ein Anachronismus. Eine Entscheidung für eine mechanische Uhr ist also an sich schon eine "Bauch-Entscheidung". Die Entscheidung darüber, welcher Anachronismus am besten zu einem selbst paßt, ist selbstverständlich das Produkt überwiegend emotionaler Prozesse - und damit psychologisch analysierbar. (Übrigens. Selbst die Entscheidung darüber, welches Budget maximal möglich ist, ist nicht zuletzt eine Frage von persönlichen Präferenzen, nicht von objektiver buchhalterischer Rechenkunst. :))

* Noch eine Bemerkung zum SINN-Depot Essen, dem "Juwelier Roberto":
Der Inhaber des SINN-Depots, Herr Robert Halfmann ist ganz sicher ein Mann mit dem Mut zu unkonventionellen Uhren und ebenso sicher ein totaler Uhrennarr. Er trägt ständig zwei Uhren, also eine links, eine rechts. Dabei trägt er links zumeist etwas eher mit konventionellem Design und in normaler Größe und rechts dann etwas sehr Großes und Ausgefallenes, z. B. Chronos von Graham oder, wie heute, die Große Fliegeruhr von IWC.

Was sich hier vielleicht total "Banane" anhört, wirkt in der Praxis allerdings stets stilsicher und glaubwürdig. Dieser Mann lebt eben seine Begeisterung für Uhren, und diese kann er dadurch auch wunderbar vermitteln. Gleichzeitig erkennt er aber auch, welche Uhr(en) zu welchem Kunden am besten paßt, und er weiß, wie er diese Erkenntnis "transportieren" muß. Wie der heilige Augustinus es vor über anderthalb Jahrtausenden formulierte: "Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden."

Auf jeden Fall danke ich allen, die sich an der Diskussion und auch an der Abstimmung beteiligt haben. Eure Ideen, Vorschläge und eure Art, Dinge zu betrachten haben mir dabei geholfen, auch meinen eigenen Horizont wieder ein bißchen zu erweitern und wahrscheinlich auch, wieder etwas über mich selbst zu erfahren. Mehr kann nun wirklich kein Mensch billigerweise verlangen. Hoffentlich kann ich einem, mehreren oder sogar allen von euch eines Tages mal denselben Gefallen tun - es würde mich freuen. Und auf jeden Fall werde ich noch in diesem Jahr zum "schnellen Helmut" und auch zum "technischen Lothar" fahren, um mir auch einige "Live-Eindrücke" zu verschaffen - Reisen soll ja bekanntlich auch bilden.

Sorry, daß ich ein bißchen lang geworden bin und vielen Dank fürs Lesen.

Super Bericht. Glückwunsch zu beidem.

Huch, soviel Lob, und das an nur einem einzigen Tag? :?

Da muß ich vor Verlegenheit ja beinahe im Boden versinken... :oops:
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Aber eben nur "beinahe".

Herzlichen Dank für die Blumen. Und auch wenn mich die 900 nach wie vor in ihren Bann zieht, alleine die schieren Abmessungen machen es erheblich wahrscheinlicher, daß noch bevor dieses Jahr das Zeitliche gesegnet hat, eine 756 (mit einigen kleinen Sonderwünschen) einem meiner Handgelenke zur Zierde gereichen wird. Unsicher bin ich mir nur bezüglich der Tragweise: Soll ich die 856 weiterhin rechts und die 756 dann links tragen? Denn so ließen sich die Drücker des Chronographen am besten bedienen. Oder doch lieber umgekehrt, weil das z. B. einfach unkonventioneller wirkt?

Mal sehen, vielleicht stelle ich dazu nochmal eine Umfrage ein.