Die jüngsten Diskussionen zu Chrono-Zeigern, die nicht in die Nullstellung wollen oder beim Anlaufen "springen", haben mich veranlasst, immer den Hinweis zu geben, dass Arbeiten am Chrono-Mechanismus des 7750 kompliziert sind.
Ich habe hier mal eine etwas genauere Beschreibung, die euch ein wenig die Problematik eines solchen Eingriffes nahebringen soll. Für das "Fachchinesisch" entschuldige ich mich schon mal im Voraus (ich versuche, allgemein verständlich zu bleiben).
Zunächst einmal muss man ein wenig in die Geschichte des 7750 (Olaf hat dies in seinem Beitrag hervorragend erledigt). Der hier wichtige Punkt: Das 7750 wurde seinerzeit unter dem Gesichtspunkt der rationellen Konstuktion und der standardisierten Fertigung entworfen. An eine unkomplizierte Reparatur wurde nicht gedacht (oder keine Priorität gesetzt). Die Arbeiten am Uhrwerk für die Komponenten der Zeitanzeige sind ja noch recht harmlos.
Um aber am Chrono-Mechanismus Arbeiten durchzuführen, muss das Werk demontiert werden. Das ist im Grunde noch kein Problem. Da die dann folgende Montage jedoch -nicht wie bei der Herstellung oder Remontage teil-automatisiert- von Hand erfolgt, gibt es fummelige Momente:
Bestes Beispiel ist die Kupplungsfeder in Form einer Mischung aus Büroklammer und den Zangen eines Hirschkäfers. Die Feder sitzt unter der Abdeckplatte und erfüllt (solange sie dort bleibt) die Aufgabe, die Kupplung mit dem Schwingtrieb auf Befehl (Drücker) zu bewegen.
Wurde das Werk zerlegt, bedarf es bei dem Zusammenbau nicht nur Geschicklichkeit, sondern auch etwas Glück. Man muss nämlich zunächst den unteren Zapfen des Schwingtriebes, das im Werk mit dem Kleinbodenrad im Eingriff steht, in sein schwer zugängliches Lager bugsieren. Noch keine wirkliche Schwierigkeit!
Dann muss die Kupplung (ein dreiarmiger Hebel mit zwei Bohrungen -sieht ein wenig aus wie die Umrisse von Sylt) so eingesetzt werden, dass sie mit ihrer grossen Bohrung auf einem Stutzen der Werkplatte einrastet und in einer kleinen Bohrung den oberen Zapfen des Schwingtriebes aufnimmt. Geht auch noch relativ unproblematisch!
ABER NU: Die oben erwähnte Feder wird leicht aufgebogen und über die Kupplung und eine rechts davon stehende Anschlagschraube gestülpt; wobei sie natürlich umgehend pflichtgemäss eine "spannende" Wirkung entwickelt. Dabei "hüpft" die Kupplung manchmal ein wenig, was der obere Schwingtriebzapfen gerne dazu nutzt, seinem Lager wieder zu entweichen. Während man nun damit beschäftigt ist, den Zapfen wieder dorthin zu stecken, wo er hingehört, muss die Kupplung bewegt werden, was jetzt die Kupplungsfeder veranlassen kann das Weite zu suchen!
Ist endlich die Montage dieser Teile gelungen, müssen noch Chronographenrad (auf dem die Herznockenscheibe sitzt) und Klinkenrad der Automatik korrekt eingesetzt werden; wobei letzteres durch eine kräftige Feder erschwert wird. Gelingt es nun noch, die Deckplatte aufzusetzen, ohne alles wieder durcheinander zu wirbeln, ist es geschafft.
Ihr seht also, welcher Aufwand hinter einer kleinen Justierung stecken kann. Natürlich hat ein Uhrmacher entsprechende Routine, aber Kupplung und Feder durch eigene Schrauben befestigt, so dass der Schwingtriebzapfen "ausbruchsicher" in seinem Lager säße und extra Lagerbrücken, unter denen sich Chronographenrad und Klinkenrad drehen könnten, wäre auch diesem lieber. Service-freundlich und funktionell, leider aber auch teuer. Zu teuer.
Nachtrag: Ich wollte niemanden zu Tode langweilen. Ich habe nur versucht, die Arbeit, welche notwendig ist, etwas transparenter zu gestalten, damit man eine Vorstellung vom Aufwand bekommt!
 
		 
				
		
	 
															
		 - hier einmal ein Video, damit ihr auch sehen könnte, worauf sich jemand einlassen muß, der gerade das 7750 seiner Uhr komplett zerlegt hat:
 - hier einmal ein Video, damit ihr auch sehen könnte, worauf sich jemand einlassen muß, der gerade das 7750 seiner Uhr komplett zerlegt hat: )
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