Ich möcht hier mal ein Thema zur Diskussion bringen, welches mir seit langer Zeit auf der Seele liegt: Der Begriff "Uhr".
Natürlich liegt der Ursprung im lat. "hora" (Stunde), aber was macht denn eine Uhr zur Uhr?
In diversen Lexika ist die Begriffbestimmung auf: "Instrument zum Messen einer Zeitspanne oder Anzeige eines Zeitpunktes" reduziert.
Ich persönlich sehe den Begriff Uhr technisch definiert. Die Uhr und die daraus entstehende "Uhrzeit" ist nicht immer einheitlich gewesen. Die Anfänge waren Zeitbestimmungen durch Beobachtung der Gestirne und des Sonnenstandes, gefolgt von Sonnenuhren, Wasseruhren, Sanduhren, Feueruhren (Luntenuhren, Kerzenuhren etc.) usw.
Dies alles sind ohne Zweifel Zeitmessgeräte. Aber sie haben alle eines gemeinsam: Sie zeigen keine allgemein gültige Zeiten an. Dies können sie auch gar nicht, da es (mit Ausnahme der Sonnenuhr) allesamt ablaufende Instrumente ohne Synchronisationsmöglichkeit (oder nur örtlich eingeschrängt) sind.
Die Namensgebung aus der lat. Stunde stellt hier die Frage: Welche Stunde? Viertel vor halben Liter? Halb 5.000.000 Sandkörner? Viertel nach Kerze? Und wo diese Zeit gemessen wurde, ist dann auch nur dort von Bedeutung. Selbst die Sonnenuhr zeigt nur Ortsgebunden eine Zeit an, die das Terminieren einer Gegebenheit für Ortsfremde nicht nachvollziehbar macht.
So gesehen wäre alles eine Uhr, was gleichmäßig abläuft, da es zur Zeitmessung herangezogen werden kann.
Nein, ich denke, eine Uhr ermöglicht erst die Zivilisation, da hier Termine und Zeitabläufe synchronisiert werden müssen. Ich denke, die Bestimmung DER Stunde ist erst durch Synchronisation möglich. Die technische Definition einer Uhr beginnt daher für mich mit Erfindung der Hemmung (im 13. Jahrhundert), da dies erst aus einem frei ablaufendem Vorgang (oder Gebilde oder Instrument) eine kontrollierbare, synchronisierbare Maschine macht.
Mit dieser Definition stehe ich nicht alleine; in einem alten Lehrbuch für Uhrmacher von 1870 ist die Uhr als Maschine mit Hemmung beschrieben. "Uhrmacher" gibt es übrigens auch erst seit Anfang des 14. Jahrhunderts (davor haben hauptsächlich die Schlosser Zeitmessgeräte gebaut).
Aber zurück zum Thema: Wenn die die Begriffsbestimmung "Uhr" an eine Hemmung (egal welche) gebunden ist, so sind alles andere logischerwseise "nur" Zeitmessgeräte, aber keine Uhr.
Somit sollten die historischen Zeitmessgeräte m.E. nach auch nicht mit "Uhr" betitelt werden. Auch die modernen Zeitmessgeräte wie Quartz-, Funk-, oder Atomuhr sind nur genau ablaufende Elektromotoren oder Funkempfänger oder Zerfallmessgeräte. Aber bitte keine "Uhren". Dennoch haben diese modernen Zeitmessgeräte natürlich das Merkmal der Synchronisierbarkeit. Das macht sie aber doch nicht zur "Uhr"?
Ketzerisch? Aber ja!
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