Hallo liebe Forumskollegen!
Mit etwas Verspätung möchte ich nun doch noch etwas ausführlicher von unserem Forumsbesuch bei der Guinand GmbH
am 30.10. berichten. Ich hatte es versprochen und möchte nun einige der Infos nachliefern.
Die gerade anstehende Neueröffnung war ein idealer Anlass für unser Forum, um sich ein Bild über den
Fortgang der Marke Guinand in Frankfurt Rödelheim zu machen.
Mit dem Neustart gibt es in F-Rödelheim nun wieder 2 Uhrenmarken mit zumindest zeitweise gleichen Wurzeln
und Uhren für ein ganz ähnliches Klientel.
Mechanische Flieger- und Sportuhren, perfekt ablesbar und teilweise mit besonderen Features und Werken.
Ich möchte mich dabei weitgehend auf die uns kommunizierten Infos/News beschränken, weil ich glaube
das dies auch für alle bisherigen Fans und Interessierte die nicht teilnehmen konnten lesenswert ist und
hoffentlich wieder etwas Lust oder zumindest neugierig auf die Marke Guinand macht!
Herr Klüh war sofort von der Idee unseres Besuchs begeistert obwohl wir uns quasi selbst eingeladen hatten.
Quasi als Vorpremiere für die anstehende offizielle Neueröffnung zum „üben“ und die erste Gruppe,
die in den neuen Räumen begrüßt werden durfte. Premiere!
Zunächst wurde etwas über die Geschichte und den Fortgang der Fa. Guinand berichtet und wie Herr Klüh
dazu kam die Marke 2015 wiederzubeleben.
Die Geschichte der Fa. Guinand reicht zurück bis ins Jahr 1865, das ist nicht allen wirklich bekannt.
Die Gebrüder Guinand in Les Brenets/Schweiz starteten zunächst mit einen Uhrenhandel.
Bereits 1881 fertigte man eigene Chronografen, eine echte Marktlücke und hat bis in den 70ern/80ern
viele Uhren/Uhrwerke/Chronos auch für namhafte Uhrenfirmen in CH gebaut.
Bekannt wurde Guinand insbes. mit seinen Schleppzeiger-Chronographen (Rattrapante-Uhren).
Helmut Sinn hat bereits zu Sinn-Zeiten ab ca. 1953 bis 1994 bei Guinand Uhren für seine Firma bauen und montieren lassen.
Diese Zusammenarbeit hat er dann mit seiner neu gegründeten Firma Jubilar 1996 als Deutschlands ältester
Jungunternehmer mit 80 Jahren fortgesetzt!
Helmut übernahm schliesslich die Mehrheit an der Firma Guinand und damit die Markenrechte bevor sie dem Untergang geweiht war.
Der Name Guinand ersetzte damit den nicht geschützten bisher verwendeten Namen Chronosport für die Flieger- und Sportuhren vollständig.
Der HS81-Umbau des Unitas-Kalibers auf Sekundenarett sowie auf 4 Zeitzonen (WZU5) wurden dort umgesetzt.
Helmut fuhr regelmäßig in die Schweiz um die Fertigung der Uhren zu betreuen, in Rödelheim war der Werksverkauf und Service.
Die Firma Jubilar wurde schliesslich 2006 in die Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH umfirmiert.
Die Gesellschafter wurden der Schwiegersohn von Helmut Sinn Jürgen Grossmann sowie als Geschäftsführer Horst Hassler.
Helmut Sinn zog sich mehr und mehr aus dem aktiven Geschäftsleben zurück, stand aber noch lange seinen Kunden
auf Wunsch zur Verfügung.
Ich selbst habe 2008 bei Helmut meine letzte Uhr (eine 40.50-03 mit galv. ZB und rotvergoldetem 7750)
ausgesucht und auf dem Glasboden persönlich signieren lassen – für alle die bisher nur im Füldchen oder gebraucht gekauft haben: ein einmaliges Erlebnis!
Nachdem man mehrfach versucht hatte, mit neuen (z.B. knallbunten) Modellen frischen Wind in die Marke zu bringen,
aber weiterhin am Konzept des alten Helmut festzuhalten wurde im Mai 2014 völlig überraschend die Einstellung des
Geschäftsbetriebs zum 1.9.14 bekanntgegeben.
Neue Uhrenprojekte benötigten einiges Kapital, neue Räumlichkeiten, Überarbeitung der Internetseite, Kataloge etc. pp.
Letztendlich wurde nicht rechtzeitig ein geeigneter Nachfolger gefunden, der auch das entsprechende Kapital und den Mut
für neue Projekte mitbringt, daher entschlossen sich die Gesellschafter zu dem –zunächst- endgültigen Schritt.
Wer mehr zur Guinand-Historie wissen möchte findet hier weitere Infos:
http://www.uhren-wiki.net/index.php?title=Guinand
http://hans-weil.faszination-uhrwerk.de/guinand.pdf
Hier noch ein Link zur alten Guinand-Homepage mit vielen Infos zu Guinand, Helmut Sinn und den Modellen:
https://web.archive.org/web/200602080328…inand-watch.com
Der neue Inhaber Ernst-August Matthias Klüh erfuhr erst Ende 2014 zufällig davon, dass Guinand in Rödelheim bereits Geschichte ist.
Als langjähriger Sinn-Uhren-Fan und Sammler, der in direkter Nachbarschaft von Helmut Sinn groß geworden ist, waren ihm natürlich
die Fa. Sinn als auch Guinand/Helmut Sinn sehr wohl bekannt…
Herr Klüh, Elektroingenieur und als Vertriebsleiter in der Industrie tätig, war von der Idee begeistert den alten Namen Guinand zu
erhalten und der Möglichkeit, aus dem Uhrenhobby heraus in die Selbstständigkeit zu gehen.
Er suchte das Gespräch mit den Gesellschaftern und man wurde sich schließlich Anfang 2015 einig.
Da die alte Firma bereits aufgelöst war blieb nichts anderes als eine neue Firma zu gründen.
Die Guinand GmbH mit Sitz in Frankfurt Rödelheim war geboren.
Man beschäftige sich zunächst intensiv mit der Geschichte von Guinand und besuchte auch die Geburtsstätte der Firma in der Schweiz,
traf sich u.a. auch mit dem letzten Namensgeber der Guinand-Familie.
Die erst letztes Jahr eingelagerten noch vorhandenen Uhren und Teile wurden mit dem Kauf der Marke übernommen.
Damit hat man zum Start bereits ein relativ großes Modell-Portfolio von bereits erfolgreichen Modellen,
dass es nun auszubauen bzw. leicht umzubauen gilt.
Parallel wurden die neuen Geschäftsräume ausgewählt und die umfangreiche Renovierung und Neueinrichtung im Hausener Weg 61 angestossen.
Bereits anlässlich der Basel World im März diesen Jahres hat Herr Klüh Werbung in eigener Sache gemacht.
http://forums.watchuseek.com/f2/baselwor…Ch-1714490.html
Die vorläufige Homepage ging im Früh-Sommer ans Netz und wird vorauss. in den nächsten Tagen mit Leben gefüllt.
Leider wurde der relativ zeitige Launch wie auch die Verschiebung der Eröffnung eher mit Missgunst und Ungeduld geachtet:
nicht fertig, wieder nur halbherzig, keine Profis am Werk, falsche Planung und Informationspolitik etc.
Hier wurde in meinen Augen schnell und voreilig geurteilt und die eher niedrigen Erwartungen aus der Vergangenheit
wollte man auch bestätigt sehen.
Wenn man jetzt sieht was in der Kürze der Zeit daraus geworden ist und man den Schilderungen aller Widrigkeiten einer
Firmenneueröffnung lauscht, wundert man sich schon fast was für einen Stand das Projekt Guinand bereits erreicht hat.
Viele machen oft unbeabsichtigt, den Fehler und vergleichen eine kleine, feine Firma Guinand mit einem 100 Mann Unternehmen
wie es die Fa. Sinn heute ist. Wer noch weiss wie Helmut Sinn in den 1950/60ern begonnen hat und sich über Jahrzehnte den Markt
mit einer Nische erarbeitet hat, sogar 1996 nochmal ganz von vorn begonnen hat,
kann erahnen was für eine Riesenaufgabe das für einen Neueinsteiger ist.
Also ich ziehe persönlich meinen Hut vor so viel Mut und Enthusiasmus!
Noch mal zu Homepage:
Diese wurde inzwischen kpl. überarbeitet bzw. neu gestaltet und die aktuelle Kollektion wird mit neuen, professionellen Uhrenfotos präsentiert werden.
Bewusst wollte man nicht mit dem bisherigen Material starten.
Die bereits geposteten Bilder des neuen Verkaufsraums sowie der anderen Räumlichkeiten incl. der ansprechenden Präsentation
geben einen sehr guten Eindruck, wie groß der Wandel von alt auf neu ist.
Die Uhrenwerkstatt ist komplett eingerichtet und bereits im Betrieb, hierfür konnte der bereits für Herrn Hassler
tätige Uhrmachermeister gewonnen werden.
Den Service der bisher, also bis 2014 ausgelieferten Uhren übernimmt weiterhin die Meisterwerkstatt Huneke in Mühlheim,
die Ersatzteilversorgung ist hier weiterhin gewährleistet:
www.classictime.de
Die neuen Uhren werde echte deutsche Mechanikuhren sein, die hier in Rödelheim gebaut werden.
Sie sind wie bisher gewohnt ausschließlich mit schweizer Werken sowie einigen besonderen, noch vorhandenen seltenen und alten
Werkschätzchen a la Buren ausgestattet.
Lt. Herrn Klüh gibt es mit der Teileversorgung (der ETA) keine Probleme, nicht zuletzt auch deshalb weil die Abnahmemengen
moderat sind. Man muss halt langfristig im Voraus planen.
Auf den Uhren wird künftig weder Swiss Made noch Made in Germany stehen, eher so etwas wie „Hergestellt in Deutschland“.
Das Motto -Uhrenfertigung seit 1865- gibt bereits einen Hinweis in die neue Richtung, man bekennt sich zum Standort
Deutschland-Frankfurt-Rödelheim.
Zum aktuellen Modellportfolio:
Die aktuellen Fliegeruhren-Modelle sind und bleiben zunächst die erfolgreichen Serien.
-20: ähnlich der Sinn 256, 356 Modelle mit D 38,4mm und 7750
-40: vergleichbar mit 103 Serie, jetzt mit neuen ZB-Varianten (D40,6mm) und 7750
-60: ähnlich der 144 Serie, die sich gerade in Überarbeitung befindet (Gehäuse, ZB) mit 7750
-31: Guinand-Handaufzugs-Dreizeigeruhr HS81 auf Basis Unitas 6497 mit veredeltem Werk (D42,0mm)
Glucydur-Unruh mit Nivarox-Spirale, Incablock-Stoßsicherung, Trivois Feinregulierung
18.000 Halbschwingungen in der Stunde
Aufwendiger Umbau auf Zentralsenkunde, Sekundenarrett bei 60, teilweise mit Schwanenhals-Regulierung
-Einzeigeruhr auf Basis HS81 (D 42,0mm)
-Regulator auf gleicher Basis
-Flying Officer: Retro-Auflage des alten Guinand-Modells mit 24h-Anzeige
und Werkmodifikation auf Basis ETA7760 (D37,5mm) Auflage 200 Stk.
-Buren12 Chronomatic: Neuauflage der Buren mit Mikrorotor mit original alten Werken (Auflage 100 Stk.)
Die letzten Modelle sind soweit ich weiss inzwischen ausverkauft!
Gerade die Uhren mit dem HS81 wurden in der Vergangenheit häufig unterschätzt.
Hier handelt es sich um sehr wertige zeitlose Fliegeruhren ganz noch der Philosophie der alten B-Uhren.
es gibt eine Vielzahl an Zifferblatt- und Lünettenvarianten sowie unterschiedliche Werkdekorationen.
Uhrenprojekte in Planung:
Es werden lt. Herrn Klüh Uhren mit alten bzw. besonderen Werken in kleinen Auflagen folgen.
Als erstes wird es ein 3-Zeiger Modell mit altem Schnellschwinger-Werk
(Basis Zodiac mit 36.000 Halbschwingungen) in kleiner Auflage geben.
Guinand verfügt noch über einige Buren-Werke, man spricht vom weltweit größten Bestand,
somit ist die Ersatzteilversorgung gewährleistet.
Evtl. ist auch geplant einige davon zu einem neuen Modell zu verbauen!
Dann haben wir was bei Herrn Klüh am Arm gesehen - nee wir haben nix gesehen...
Lassen wir uns überraschen, was man uns sonst noch so präsentieren wird.
Uhrenbänder:
Das Portfolio an Bändern, inbes. hochwertigen Lederbändern wird ausgebaut.
Neu sind z.B. hochwertige Shell Cordovon Bänder, es gibt auch weiterhin ein Chronissimo, Bundeswehrunterlageband und andere.
Als Metallbänder gibt es aktuell, modellabhängig zunächst ein Feingliederstahlband sowie ein Milanaiseband.
In Planung ist auch wieder ein gröberes Massivband passend für die Chronos sowie eine Guinand-gelabelte Schliesse.
So, mehr habe ich mir nicht merken können, sollte einem der Mitbesucher noch etwas einfallen, bitte gern ergänzen oder
Falls ich Blödsinn geschrieben habe bitte korrigieren!
Alles in Allem finde ich dass der inoffizelle Start bereits sehr gut gelungen ist, allen Unkenrufen zum Trotz.
Der Besuch kam im Sinn-Forum sehr gut an, allein schon die Teilnahme von 14 Leuten zeugt vom großen Interesse an der Marke.
Der Guinand-Besuch war auch noch lange und immer wieder Thema beim anschließenden 25. Stammtisch!
Vielen Dank noch mal auch an dieser Stelle an Herrn Klüh und Frau Stegelmann für Ihre Einladung und Gastfreundschaft.
Und auf eine baldiges Wiedersehen in Rödelheim!
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Sonstige For Sale - Verweise auf Angebote von Uhren (Sinn und Andere)
(20. Januar 2007, 21:52)
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