Wenn ich gefragt werde, wann, wie und wo ich mich mit dem Uhren-Virus angesteckt habe, erzähle ich meist von meiner ersten richtigen, neuen Uhr:
der Sinn 8820.
(Eigentlich wollte ich die neue wasserdichte 903 ohne zusätzliche Krone, die aber nie ausgeliefert wurde und dann kam die 8820 sozusagen als »Ersatz«).
Davor aber habe ich meine erste »Mechanische« auf dem Flohmarkt auf dem Place d’Algerie in Paris gekauft, ein sehr gerockter Heuer-Schaltrad-Chrono.
Ein spontaner Kauf; meine anschließende Beschäftigung damit führte mich in die Uhrenwelt ein.
Der wirkliche Beginn war aber noch deutlich früher, daran habe ich mich heute erinnert:
Seit Jahren war ich zu ersten Mal wieder in Baden-Baden, wo ich vor knapp 30 (!) Jahren meine Diplomarbeit beim Südwest(damalsnochohne»Rund«)funk machte.
Dort stand - und steht noch immer - eine Uhr des Künstlers Tian Harlan.
Die Zeit wird über 12 Farbsegmente und eine darüberliegende schwarze Scheibe, aus der ein Segment ausgeschnitten, ist angezeigt.
Genau ist anders, aber den Begriff »Entschleunigung« gab es damals noch nicht.
Diese Uhr hat mich so fasziniert, dass ich unbedingt eine haben wollte - allein, es gab sie nicht als Armbanduhr.
Trotz nächtelanger Suche im WWW fand ich sie nicht. (Das war ein kleiner Test: das WWW war zu jener Zeit noch gar nicht existent. Wie haben wir nur gelebt?)
Ich dachte sogar darüber nach, mir eine machen zu lassen. (Damals waren Werbegeschenk-Billig-Uhren en vogue; u. a. so wollte ich an eine mit dem geliebten Design rankommen.)
Als ich dann ein paar Jahre später tatsächlich eine solche sog. »Chromachon« in einem Schaufenster beim Zürich-Urlaub als Armbanduhr sah, bin ich ohne lange zu überlegen rein und habe sie mit meiner nagelneuen Kreditkarte gekauft. 400 DM waren damals für mich als Jungingenieur ein Vermögen, aber die Uhr war ja wie für mich gemacht. Sie musste einfach sein.
Das war meine erste »richtige« (wenn auch noch nicht mechanische) Uhr - seit diesem Tag war mir die Uhr an meinem Arm wichtig.
(Mein erster - zu just diesem Zeitpunkt - Chef gab mir den Rat „Schauen Sie immer auf seine Uhr, dann wissen Sie, ob der Kunde Geld hat“;-))
Inzwischen fristet sie ihr Dasein als Mini-Wanduhr, trennen könnte ich mich von der immer noch geliebten Uhr aber nie.
(PS: erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass die Baden-Badener Uhr völlig falsch geht …)