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Chronometres

Uhrenprophet

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1

Montag, 1. September 2008, 23:56

Unwort des Jahres: Wertschöpfung

Nach der Lektüre der neuen "Chronos" steht für mich das Unwort des Jahres 2008 im Uhrensektor eindeutig fest: WERTSCHÖPFUNG.

Da werden doch tatsächlich 7750 bzw. 53 in der Qualität "Elabore´" (darüber kommt "Top" und "Chronometre´") mit vergoldeter Nickelunruh und entsprechender Spiralfeder in Glashütter Uhren eingebaut, um durch entsprechende Verzierung der Werke eine "Wertschöpfung" von 50% zu erreichen, nur damit man "Glashütte i. SA" auf´s Zifferblatt schreiben kann und einen Kaufpreis verlangen kann, der m.E. nach nicht der gegebenen Qualität gerecht wird. Der neue Union-Chrono kostet dann 2.350,- € und hat ein tolles Design und ein Werk, das von der Qualitätsstufe zwei Stufen schlechter ist, als in einer Sinn für die Hälfte des Kaufpreises oder (wenn man das 7750 der 356 heranzieht,) sogar für ein Drittel zu haben ist. Dafür natürlich unverziert.
Zu allem Überfluss baut Mühle dann noch eine Spechthals-Feinregulierung in ein "Elabore´"-7750. Ein 7750 "Chronometre´" mit der serienmässigen Feinregulierung ist genauer, aber wegen der Wertschöpfung wirft man hier buchstäblich Perlen vor die Säue. Hier läuft etwas völlig entgegen der ursprünglichen Absicht.
Zur Erklärung: bei den teureren Qualitäten "Top" und "Chronometre´" müsste ca. 6% mehr "Wertschöpfung" = Aufwand betrieben werden, um die 50% zu erreichen.

Um diesem Wahnsinn dann noch die Krone aufzusetzen, gibt es den Archimede Fliegerchrono jetzt auch nur noch mit dem 7750 in "Elabore´" (bisher: "Top") zum gleichen Preis wie die vorherige Varante.
Und auch Jörg Schauer baut in die neue "Day-Date Zentral" ein 2836 der Qualität "Elabore´" ein und verlangt dafür 1.900,- €. Dabei steht bei beiden keineswegs "Glashütte i.SA" auf dem Zifferblatt.

Eine solche Vorgehensweise ist Sinn zum Glück fremd. Da erhält man die Top-Qualität. Und nur die! Und das im Vergleich (zumindest zu diesen o.a. Modellen) zu moderaten Preisen.

Edit: Da drängt sich mir der Vergleich mit einem Ferrari, dem man einen Fiat 500-Motor mit Massivgold-Ventildeckel, Platin-Krümmer und feingewuchteten Kolben einbaut, auf. Die Leistung ist zwar lächerlich, aber die Wertschöpfung stimmt; daher bleibt dann auch der Preis gleich.
VÖLLIG DANEBEN!
Gruß Gero

seoman

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2

Dienstag, 2. September 2008, 08:24

Hallo Gero,

ein sehr interessanter Bericht und eine seltsame Firmenpolitik. Ob das langfristig Erfolg haben wird, hängt sicher davon ab, ob die Kunden ein solches verhalten durchschauen. Und wie ich merke, braucht man da wirklich Insinderwissen.

Als ich mir kürzlich meine Guinand kaufte, war mir wichtig, dass ein 7750 Kaliber verbaut wurde, dass es da auch noch qualitätsunterschiede untereinander gibt, hätte ich nicht gedacht.

Kannst Du/oder ggf jemand anderer sagen, welche Qualitätsstufe Guinand derzeit verbaut?

Da mein Laufwerk keine (wie online abgebildet) gebläute Schrauben aufweist, habe ich Guinand kontaktiert und von Herrn Hassler die Antwort bekommen:

(...) Durch die sehr restriktive Politik des schweizer Werkeherstellers (mittlerweile in der Hand der Swatch Group) müssen wir die Werke verbauen, die wir geliefert bekommen, mal mit gebläuten Schrauben, mal mit polierten Schrauben. Dies ist, nicht nur für uns, eine sehr unbefriedigende Situation, aber derzeit leider nicht zu ändern wenn man nicht auf japanische oder chinesische Werke ausweichen will.(...)
Nun frage ich mich natürlich grundsätzlich, was sich hinter den mal gebläuten/mal polierten Schrauben steht. Einfach nur andere Schrauben, oder gar andere Qualitäten der Kaliber?

Herzlichen Dank und liebe Grüße,

Henning

Chronometres

Uhrenprophet

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3

Dienstag, 2. September 2008, 14:01

Zitat von »"seoman"«

Einfach nur andere Schrauben, oder gar andere Qualitäten der Kaliber?

Herzlichen Dank und liebe Grüße,

Henning


Keine Panik, die Finisage des Werkes hat nichts mit der Qualität zu tun. Deshalb finde ich den Aufwand für eine Werksdekoration der niedrigsten Qualitätsstufe ja so absurd. Hier wird eine "Aufwertung" betrieben, die mit der technischen Leistung nichts zu tun hat. Nur die "Wertschöpfung" wird natürlich dadurch einfacher auf 50% gepuscht.

Zu Guinand: Wenn du den Unruhreif betrachtest, hat dieser entweder grade Schenkel (Elabore´) oder geschwungene Schenkel (Top). Daran kannst du sehen, welche Qualitätsstufe verbaut wurde (Chronometre´wird nur bei Uhren mit COSC-Zeugnis verwendet).
Gruß Gero

seoman

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4

Dienstag, 2. September 2008, 14:36

Hallo Gero,

vielen Dank für die Information.

Gehe ich Recht in der Annahme, dass der Unruhereif das sich schnell hin- und herbewegende Rädchen ist und Schenkel die "Speichen" sind?

Wenn ja, dann ist es "Elabore´".

Liebe Grüße, Henning

Chronometres

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5

Dienstag, 2. September 2008, 18:57

Zitat von »"seoman"«


Gehe ich Recht in der Annahme, dass der Unruhereif das sich schnell hin- und herbewegende Rädchen ist und Schenkel die "Speichen" sind?



Ja, genau richtig! Die Verbindung zwischen Reif und Schenkel sieht so aus:
Gruß Gero

Chronometres

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6

Mittwoch, 22. Oktober 2008, 21:05

In der neuen "Armband Uhren" ist auf Seite 6 ein Leserbrief zur Bestückung von Union-Uhren mit ETA-Kalibern. Der Verfasser zieht dazu den Rückschluss, dass die Wertschöpfung wohl nicht gegeben ist.
Dies ist genau der Punkt, den ich in meinem Beitrag klarstellen wollte: DIE WERTSCHÖPFUNG IST GEGEBEN!
Wie Seoman richtig bemerkte: "...ob die Kunden ein solches Verhalten durchschauen.."
Offensichtlich nicht! (Sie lesen bestimmt nicht in diesem Forum!)
Gruß Gero

joerg

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7

Mittwoch, 29. Oktober 2008, 21:54

Bitte beim Vergleich immer folgendes beachten: Sinn verkauft direkt, Union etwa über Händler. Diese Händler mit ihren Läden müssen auch was verdienen und das nicht zu wenig. Der Preisabschlag bei einer neuen Union liegt jetzt schon bei 30%.

Dennoch bin ich gleicher Meinung und wenn man sich Nomos anschaut, sieht man wie es auch gehen kann. Bis auf wenige Teile wird alles vor Ort gebaut.
Ob nun das Werk nah am ETA dran ist oder nicht. Es kommt nicht mehr von der EtA. Zusätzlich wurden etwa der Datummechanismus, Gangreserve etc. dazu erfunden. Das sollte man mal vergleichen: Union Vigo (3 Zeiger Datum) und Tangomat.

Jörg

Chronometres

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8

Mittwoch, 29. Oktober 2008, 22:10

Bitte beim Vergleich immer folgendes beachten: Sinn verkauft direkt, Union etwa über Händler. Diese Händler mit ihren Läden müssen auch was verdienen und das nicht zu wenig. Der Preisabschlag bei einer neuen Union liegt jetzt schon bei 30%.

Die Wertschöpfung hat nichts mit der Handelsspanne oder dem Verkaufspreis zu tun. Wenn eine Wertschöpfung von mind. 52% vorliegen soll, müssen die Einkaufspreise zu Rate gezogen werden, denn um die Kosten zum Bau der Uhr geht es hierbei. Wenn ich also ein Kaliber der unteren (billigeren) Qualitätsstufe einbaue, habe ich mit weniger Aufwand 52% der Erstellungskosten schneller und mit weniger Mitteln erreicht. Um "Glashütte/i.Sa" auf mein Zifferblatt zu schreiben, wird zu solchen Maßnahmen gegriffen. Nomos habe ich nicht erwähnt, weil die dieses Problem aus den von dir genannten Gründen gar nicht erst haben. Andere Uhrenmarken außerhalb von Glashütte sind aber m.E. nach erst dadurch auf eine solche "Gewinnmaximierung" gekommen.

EDIT: Daher ist "Wertschöpfung" auch mein Unwort des Jahres, denn welcher "normale" Uhrenkäufer (nicht alle sind so wie wir) fragt schon nach der Qualitätsstufe des verbauten Kalibers? So etwas nenne ich Täuschung des Verbrauchers, denn ob ich für 1.500,- € einen Chronographen mit "elabore´"-Kaliber erwerbe oder mit "top"-Kaliber (hier 7750), werde ich nicht sofort merken, aber nach ca. 3-4 Jahren. Dann werden die Unterschiede deutlich!
Gruß Gero

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Chronometres« (29. Oktober 2008, 22:19)


joerg

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9

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 10:05

Hallo Gero! Schon klar! Ich habe lediglich angemerkt, dass bei einer Endpreisdiskussion gerne ein Markenhersteller mit Vertrieb über Händler mit einem im Direktvertrieb verglichen wird.
Nach dem Motto eben: geringe Wertschöpfung und dann noch x-mal so teuer wie meine Marke Sinn, Stowa etc.

Also der Vergleich Nomos Tangente mit Stowa Antea oder IWC Mark XV mit Stowa Flieger oder IWC Fliegerchrono gegen Sinn 356 oder andere.
Man kann die Wertschöpfung und deren Erreichung kritisieren, aber das hat eben nix damit zu tun, dass Guinand möglicherweise das tollste Werk der Erde anbietet für 399€ mit 5 Weltzeitzonen etc.pp Demnach muss man dann raus aus der Markenwelt und bei Aldi, Tschibo & Co kaufen.

Es macht eben doch einen Unterschied mal eine IWC neben einer Sinn zu besitzen. Wobei ich beide besitze und beide für mich einen enormen Wert haben.

Zum Thema Wertschöpfung in Glashütte: dünnes Eis auch aus meiner Sicht. Ich habe mit Thilo Mühle auf der letzten Baselworld gesprochen und war ganz angetan von dem Tatendrang. Evtl. verfällt man dort nun doch in alte Muster.

Ich denke zumindest die informierten Käufer wissen, wer wirklich vor Ort entwickelt, werkelt und macht.
Ich stehe zumindest Söhnle, Hemess und Co. kritisch gegenüber.

Denn seien wir mal ehrlich, selbst wenn einer ein Werk für 50€ einkauft und es dann wertschöpft bis es 100 kostet, ein tolles Band und Gehäuse verwendet und es auf 300€ peitscht, hat er dann eine echte Glashütter Uhr gebaut? Egal, ob die Uhr 600 oder 6000 kosten soll.

Jörg

thesaint

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10

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 10:19

@ Jörg: Vollkommen recht, bin Deiner Meinung.

HappyDay989

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11

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 11:03

Die Wertschöpfung hat nichts mit der Handelsspanne oder dem Verkaufspreis zu tun.
Richtig, die "Wertschöpfung" bezieht sich per Definition ausschließlich auf das Verhältnis zwischen dem Einkaufspreis des Rohwerks (Ébauche) und dem vom Weiterverarbeiter produzierten "Wertzuwachs" durch konstruktive und dekorative Änderungen. Die De- und Remontagekosten zugekaufter Ébauches dürfen dabei übrigens NICHT eingerechnet werden.

Wenn also eine Uhr das "Glashütter Siegel" tragen möchte, dann müssen mehr als 50 % des Wertes (nicht des Verkaufspreises, sondern nur der gesamten Material- und Produktionskosten abzüglich der De- und Remontagekosten zugekaufter Rohwerke!) in Glashütte produziert worden sein. Von daher ist es wohl verständlich, wenn auch sicherlich für den normalen Kunden nicht durchschaubar, daß hier nur Ébauches der Qualitätsstufe Elaboré zum Einsatz gelangen können. Da ihr Einkaufswert erheblich unter dem der Qualitätsstufe Top (oder gar COSC) liegt, lassen sich durch ein paar kleine konstruktive Änderungen an der Regulierung, der Datumsschaltung u. ä. sowie ein paar hübschen Verzierungen und Vergoldungen der geforderte Anteil von mehr als 50 % recht sicher erreichen und auch nachweisen. Und so gelangen dann neben hochwertigen echten Glashütter Uhren auch solche mit "Glashütter Siegel" in den Handel, die im Grunde nicht mehr sind als Serienprodukte mit optisch aufgemotzten und technisch nur minimal veränderten ETA- oder gar Miyota-Werken der unteren Qualitätsstufen. So kann man natürlich auch "die Vorteile der Globalisierung" für seine Zwecke ausnutzen. :rolleyes:

Wer sich so etwas kaufen will, hat meinen Segen. Mir wäre dafür mein Geld zu schade! :thumbdown:

joerg

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12

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 11:47

von daher ist es wohl verständlich, wenn auch sicherlich für den normalen Kunden nicht durchschaubar, daß hier nur Ébauches der Qualitätsstufe Elaboré zum Einsatz gelangen können.
lustiger Satz! Der normale Kunde sucht eine Glashütter Uhr, dem ist völlig egal, was da verbaut wird. Der geht mit dem Gefühl rein und raus aus dem Laden, dass er eine gut gemachte Uhr bekommt.

Wir hier sind leider nicht normal,

Jörg

Chronometres

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13

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 16:05


Denn seien wir mal ehrlich, selbst wenn einer ein Werk für 50€ einkauft und es dann wertschöpft bis es 100 kostet, ein tolles Band und Gehäuse verwendet und es auf 300€ peitscht, hat er dann eine echte Glashütter Uhr gebaut? Egal, ob die Uhr 600 oder 6000 kosten soll.

Jörg
Ja, nach den Buchstaben der Vorschrift hat er eine echte Glashütter Uhr gebaut. Das ist ja der Knackpunkt. Söhnle darf daher Glashütte auf sein Zifferblatt drucken und der "unbedarfte Verbraucher" erwirbt für 200,-€ eine "echte" Glashütter Uhr. Da dies jedoch eine Quachz-Uhr ist, kam m.E. nach Hemess auf den Gedanken "echte Glashütter" Uhren mit Mechanik-Kaliber zu produzieren. Bei einem Chinawerk für 7,50€ ist sehr schnell eine Wertschöpfung von über 90% erreicht (z.B. durch die Montage eines Bandes 8) ).
Diese ganzen "Trittbrettfahrer" gibt es aber nur wegen dieser "Wertschöpfungs-Vorschrift" bei Glashütter Uhrenbetrieben, was m.E. nach diese Vorschrift zur Farce und Grundlage für legale Kundentäuschung werden läßt.
Gruß Gero

HappyDay989

unregistriert

14

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 17:06





von daher ist es wohl verständlich, wenn auch sicherlich für den normalen Kunden nicht durchschaubar, daß hier nur Ébauches der Qualitätsstufe Elaboré zum Einsatz gelangen können.
lustiger Satz! Der normale Kunde sucht eine Glashütter Uhr, dem ist völlig egal, was da verbaut wird. Der geht mit dem Gefühl rein und raus aus dem Laden, dass er eine gut gemachte Uhr bekommt.

Wir hier sind leider nicht normal,
Genau das schrieb ich ja. Der "normale Kunde" durchschaut das nicht, weil er an die Gleichung glaubt, die da lautet: "tolle Finessierung = tolles Werk edelster Provenienz, alles verbürgt durch die Herkunftsbezeichnung 'Glashütte/Sa.'" Die Fa. Hemess ist ja wenigstens noch so ehrlich und gibt auf ihrer Webseite offen zu, daß sie auf der Basis von Miyota-Werken arbeiten. Und schon angesichts des asiatisch klingenden Namens kommt wohl selbst ein unbedarfter Käufer nicht mehr auf die Idee, daß Miyota ein in Glashütte ansässiger Ébauche-Produzent alten deutschen Schlages sein könnte. :D

Daß wir nicht normal sind, zumindest, was Uhren angeht, haben wir schon so oft und übereinstimmend im Forum festgestellt, daß man diesen Umstand schon fast wieder als Normalität bezeichnen möchte. Für uns sind eben die Uhrenbesessenheit, der Detailfetischismus und das Mikrokratzer-mit-10facher-Lupe-suchen Normalität oder zumindest Angewohnheiten, über die wir nicht mitleidig den Kopf schütteln. ;)

Genau dieser Umstand macht uns übrigens auch zu prototypischen SINN-Kunden. 8)

joerg

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15

Donnerstag, 30. Oktober 2008, 17:47

Im übrigen versuchte deshalb ja auch Nomos andere Regeln mit den Herstellern zu finden, scheinbar kann man sich nicht einigen!

Big Ben

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Dienstag, 17. März 2009, 20:06

Aus Kundensicht gebe ich Dir 100% Recht, von der unternehmerischen Seite muss ich sagen völlig korrekt gehandelt.
Die ganze Miesere resultiert doch nur daraus, dass Nomos Glashütte auf etliche Millionen verklagt hat, weil die Firma Glashütte eben nicht diese 50% Wertschöpfungsarbeiten am Uhrwerk erbracht hat.Um mein Unternehmen und auch die Arbeitsplätze zu retten, hätte ich sicherlich ähnlich gehandelt……

Alex
Liebe Grüße

:alexhai:


Alex



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17

Dienstag, 17. März 2009, 21:33

Die ganze Miesere resultiert doch nur daraus, dass Nomos Glashütte auf etliche Millionen verklagt hat, weil die Firma Glashütte eben nicht diese 50% Wertschöpfungsarbeiten am Uhrwerk erbracht hat


Das ist so nicht ganz korrekt! Nomos wurde in der Vergangenheit durch Mühle gerichtlich dazu verdonnert, den Zusatz "Glashütte i.Sa" nicht mehr zu verwenden, bis die "Wertschöpfung" stimmt. Nomos hat Mühle (nicht Glashütte Original) dann genau so verklagt, wie damals diese Nomos. Nun wurde diese Klage aber dadurch abgewendet, dass Mühle sich verpflichtete (wie seinerzeit Nomos), die "Wertschöpfung" korrekt zu betreiben. Das haben sie aber nachweislich nicht gemacht, so dass es zur Schadenersatzklage kam.
Also Nomos hat keineswegs den ersten Stein geworfen. Aber genau durch diesen Vorgang gab es klevere Zeitgenossen, die dadurch auf den richtigen "Dreh" kamen.
Seit dieser Zeit sind die Auswüchse der "Wertschöpfung" überall zu beobachten.
Gruß Gero

Big Ben

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18

Dienstag, 17. März 2009, 21:41

Das habe ich so nicht gewusst, bislang las ich immer Nomos sei der Böse.



Alex
Liebe Grüße

:alexhai:


Alex



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19

Mittwoch, 18. März 2009, 07:07

Letztlich macht sich die gesamte Industrie die Fehlvorstellung des Verbrauchers zu Nutze, der jeweilige Uhrenhersteller würde das mechanische Uhrwerk selbst (für teures Geld) per Handarbeit herstellen. Wenn die "Normalkäufer" wüßten, dass in ihrer € 5.000-Uhr ein 7750 für € 120 (oder noch weniger...) tickt, würden sich viele betrogen fühlen.
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)


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Mittwoch, 18. März 2009, 15:53

Letztlich macht sich die gesamte Industrie die Fehlvorstellung des Verbrauchers zu Nutze, der jeweilige Uhrenhersteller würde das mechanische Uhrwerk selbst (für teures Geld) per Handarbeit herstellen.

Genau da liegt ja der Witz!
In Handarbeit stellt übrigens keiner mehr ein Kaliber her. Der Preis resultiert einzig aus der Stückzahl und den Entwicklungskosten. Daher ist ein Chrono Octa von F.P.Journe auch so teuer. Das Kaliber wurde für die Uhr entwickelt (Kosten!) und nur in homöopathischen Dosen gebaut. Das 7750 wurde vor Jahrzehnten entwickelt und in Massen gebaut. Viele Hersteller machen aus der Veredelung eines Elabore-Werkes eine Riesen-Nummer mit entsprechender Preisrechtfertigung. Ein Top-oder Chronometer-Werk ohne Veredelung währe hingegen die bessere Wahl. Aber wer fragt schon danach?
Gruß Gero