Liebe Uhrenfreunde,
nachdem mich Stefan gebeten hatte, diese nicht alltägliche Uhr mal genauer vorzustellen, habe ich ihm dies sehr gern zugesagt, da es mir selber Spaß gemacht hat, mich im Detail mit der Uhr zu beschäftigen. Da nun auch Tapatalk wieder funktioniert und damit das Hochladen der Bilder einfach und schnell geht, hier mein Beitrag zum Thema „Schöne Uhren anderer Marken“!
Zur Vorgeschichte: Wie so viele hier fasziniert mich das Thema Uhren schon seit meiner Kindheit. Meine erste eigene Uhr habe ich mir mit 14 vom selbst verdienten Geld (3 Wochen Arbeit auf einem Bauernhof während der Ferien) gekauft, eine in den 70er Jahren sehr moderne Quarzuhr mit digitaler Anzeige von Citizen. Da diese Leidenschaft in meiner Familie allgemein bekannt ist, hatte ich vor 25 Jahren das große Glück, aus dem Nachlass meines verstorbenen Schwiegervaters seine "Sonntagsuhr" zu erben, einen sehr schönen Heuer-Chronographen mit dem Kaliber Valjoux 88.
Diese Uhr habe ich seither in meinem Besitz, liebe sie sehr, allerdings ist sie mit ihren damals üblichen 35mm Durchmesser heute eher eine Damen-Uhr, für meine Handgelenke aber in jedem Fall zu klein. Gleichwohl hat mich das Vollkalendarium als Komplikation immer fasziniert und begeistert. Allerdings lagen vergleichbare neue, größere Uhren außerhalb dessen, was ich mir für mein "Hobby" leisten konnte. Insbesondere die IWC Portugieser Ewiger Kalender sowie eben die JLC Grande Memovox waren meine besonderen Favoriten.
In den vergangenen Jahren habe ich diverse sehr schöne Uhren gehabt, habe verschiedene Marken und Modelle ausprobiert, meist 7-9 Uhren besessen. Die Stammtisch-Besucher kennen ja die meisten Exemplare. Gleichwohl sind nur sehr wenige echte Dauerbrenner geworden, der Rest hat mich dann in der Regel nach 6-9 Monaten wieder verlassen. Ein ja nicht völlig außergewöhnliches Phänomen unter Uhrenfreunden. Gleichwohl gab es eben doch Uhren, die sehr lange bei mir bleiben. Deshalb habe ich die zurückliegenden Weihnachtsfeiertage genutzt, um mal ein bisschen in mich zu gehen und mein "Uhrenverhalten" zu überdenken. Das Ende vom Lied war, dass ich mich entschlossen habe, große Teile meiner Sammlung zu verkaufen, um die Kapitalkraft für eine große Investition zu haben, damit ich mich den "Nachfolger" für die Heuer leisten kann.
Gesagt, getan: Innerhalb kurzer Zeit haben mich mehrere Uhren verlassen, gleichzeitig habe ich mit der Recherche im Internet begonnen und bin dann überraschend schnell fündig geworden: Eine JLC Grande Memovox in Weißgold aus 2006, mit nachvollziehbarer Revisionsgeschichte, und zur Krönung des Ganzen ist die Seriennummer identisch mit dem Geburtstag meines ältesten Sohns - das war ein Zeichen!!!
In den anschließenden Tagen habe ich dann alle relevanten Informationen zur Uhr bekommen, die mir die notwendige Sicherheit für den Kauf gab und vor zwei Wochen dann zugeschlagen. Und hier ist sie nun, meine "Exit-Uhr", mit der ich sehr glücklich bin, die seit ihrem Kauf mit Ausnahme eines Tages an meinem Arm war, seither eine Gangabweichung von +1 Sek/16 Tagen hat und mich bereits auf zwei Dienstreisen sehr zuverlässig aus dem Schlaf geklingelt hat!
Das Zifferblatt an sich ist schon ein Traum: Der silbergraue Farbton wechselt je nach Lichteinfall die Farbe mit leichtem Glanz und wirkt dadurch sehr edel. Die Mondphase auf der 6 ist verbunden mit einer 24-Std.-Anzeige, die roten Ziffern zwischen 10 - 3 Uhr signalisieren den Bereich, in dem die Uhr nicht gestellt werden darf.
Da es sich nicht um einen Vollkalender (wie bei der Heuer), sondern um einen Ewigen Kalender handelt, wird auf der 12 nicht nur der Monat, sondern auch noch das Jahr angezeigt.
Die eigentliche Ingenieurs- bzw. Uhrmacherkunst offenbart sich dem Besitzer aber erst, wenn die Uhr mal neu gestellt werden muss: Über einen einzigen Druckknopf am Gehäuserand zwischen der 8 und 9 lässt sich der komplette Kalender einstellen und auf den Tag genau justieren - inkl. der Mondphase.
Dass dies nur mit einem sehr komplexen und komplizierten Mechanismus geht, versteht sich von selber. Entwickelt von JLC in Zusammenarbeit mit dem "Schwester-Unternehmen" IWC, bei der JLC auf die Kompetenz des IWC-Entwicklungsgenies Kurt Klaus zurückgreifen konnte, entstand Ende des letzten Jahrtausends dieses Werk, das neben dem Ewigen Kalender auch noch das Schlagwerk für den Wecker (Memovox) enthält. Beide Mechanismen sind unabhängig voneinander (siehe Skizze aus dem JLC-Katalog von 2002).
Und wenn man dann tatsächlich die Uhr mal vom Handgelenk nimmt, kann auch noch ein schöner Rücken entzücken!
Für die technisch interessierten zu guter Letzt noch ein paar technische Daten:
Uhrwerk:
- Mechanisches Uhrwerk mit Automatikaufzug, weitestgehend von Hand gefertigt, montiert und verziert (349 Einzelteile)
- 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, ca. 48 Stunden Gangreserve, Ring aus 22 Karat Gold
Gehäuse:
- Durchmesser 41,5 mm, Höhe 14,5 mm
- gewölbtes Saphirglas (Härtegrad 9)
- wasserdicht bis 50 Meter
- Material 18 Karat Weißgold
Funktionen:
- Stunde, Minute, Sekunde aus der Mitte
- Ewiger Kalender (muss bis zum Jahr 2100 nicht gestellt, dann um einen Tag zurückgestellt werden, danach läuft er weitere 100 Jahre)
- 24- Stunden-Anzeige mit roter Sicherheitszone
- Schlagwerk
So, ich hoffe, ich konnte Euch an meiner Freude und Begeisterung teilhaben lassen. Ich habe die Trennung von mehr als 50% meiner Uhren noch nicht eine Sekunde bereut, denn dadurch konnte ich mir diesen Traum erfüllen, der seinen Anfang mit der Heuer meines Schwiegervaters aus dem Jahr 1959 genommen hatte.
Beste Grüße
Ulf
Gesendet von meinem SM-G950F mit Tapatalk