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mabel

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Freitag, 21. Dezember 2018, 18:21

757 UTC ist angekommen – mein erster Eindruck

Hallo zusammen,

gestern ist meine 757 UTC mit Stahlarmband angekommen.
Ich möchte euch hier gerne meine ersten Eindrücke schildern und ein paar Fotos präsentieren, die ich gleich nach dem Auspacken gemacht habe.

Ihr kennt das sicher, dass alles voller Spannung erwartete Neue mit einer bestimmten Vorstellung verbunden ist, die dann beim Auspacken entweder erfüllt oder sogar übertroffen wird, aber vielleicht auch einer gewissen Enttäuschung weicht, wenn man das lang ersehnte Produkt dann das erste Mal in den Händen hält und ausgiebig begutachtet.

Mein ganz persönlicher erster Eindruck von der Sinn 757 UTC ist folgender:

Wow, die Uhr macht mich an (wusste ich vorher, sonst hätte ich sie nicht gekauft). Dieses extrem klare, kontrastreiche Zifferblatt- und Zeigerlayout kenne ich sonst nur von Flugzeuginstrumenten, an die mich die Uhr bei jedem Blick erinnert. Das beidseitig entspiegelte Glas trägt mit zu dieser enormen Klarheit bei.
Der grellgelbe Zeiger für die zweite Zeitzone und der „UTC“-Schriftzug auf dem Zifferblatt geben der Uhr einen willkommenen „Farbklecks“ neben der eigentlichen Funktion, für die ich mich bewusst entschieden habe, weil ich sie nutzen werde.

Gehäuse, Band, Lünette, Krone und Drücker sind tadellos verarbeitet und haben ein hochwertiges Oberflächenfinish. Abweichungen zueinander in Beschaffenheit oder Farbton kann ich nicht erkennen. Prima.
Optisch erweckt der tegimentierte Edelstahl den Eindruck, als würde es sich um eine Titanlegierung handeln. Durch die Perlstrahlung ist die Oberfläche erfreulicherweise sehr unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken.

Die Verbindung der entnehmbaren Armbandglieder mittels Gewindehülsen und Schrauben mit Innensechskant sowie die Justierung der Lünette über die kleinen Gewindestifte mit Schlitz gefallen mir, denn sie unterstreichen den instrumentellen Charakter dieses Zeitmessers, der so ein ordentliches Stück „Maschinenbau“ darstellt.

Die Längen-Feinverstellung des Armbands hat drei Positionen, deren Spreizung zwar ausreicht, weil sie gut auf eine Gliedlänge abgestimmt ist. Allerdings hätte ich vier enger zusammenliegende Positionen bei gleicher Spreizung besser gefunden, um eine Anpassung in etwas feineren Schritten vornehmen zu können.
Die in Scharnierform ausgeführte Taucherverlängerung des Armbands ist sogar massiv und aus dem Vollen gefräst. Ich benötige sie zwar nicht, aber wer die Uhr mal über der Kleidung tragen möchte/muss, wird sich über die einfache Möglichkeit freuen.

Die griffig gerändelte Krone ist perfekt dimensioniert und ordentlich verschraubt. Der Gewindeanfang lässt sich mühelos finden und die Rastpositionen sind klar definiert.
Die Drücker besitzen einen ausreichend markanten Druckpunkt und lassen sich somit zuverlässig bedienen.

Die drehbare Lünette hat radial etwas und in ihren Rastpositionen reichlich zu viel Spiel. Das fühlt sich „billig“ an und ist einer Uhr für weit über 3000,- Euro nicht würdig!
Ich besitze zwei Seikos für jeweils nur etwa ein Zehntel des Preises. Bei diesen lässt sich die Lünette schön „satt“ und spielfrei und mit genau dem richtigen Maß an Selbsthemmung drehen. Das fühlt sich deutlich wertiger an als bei der Sinn 757, die in diesem Punkt eine herbe Enttäuschung ist.

Dass die Aufnahmebohrungen für die Federstege an den Bandanstoßhörnern nicht als Sackloch ausgeführt sondern durchgebohrt und somit von
außen sichtbar sind, gefällt mir nicht. Bei einer preiswerten Uhr habe ich dafür ja Verständnis, aber in dieser Liga nicht. Zumal ich keinen Vorteil/Nutzen dieser Lösung z.B. für häufigen Bandwechsel erkennen kann. Der "Vorteil" liegt lediglich in einer etwas günstigeren Fertigung, was bei der ambitionierten Preisgestaltung für diese Uhr aber kaum ausschlaggebend sein dürfte. Aber es ist leider so und das wusste ich ja vorher. :-(


Das Zifferblatt ist auf den ersten Blick sauber und mit sattem Farbauftrag bedruckt – solange man es mit dem bloßen Auge betrachtet. Mit einer 8-fach-Lupe sollte man nicht allzu genau hinsehen, aber das macht ja auch keiner. :-)
Das gilt auch für die Zeiger. Nicht alle sind makellos lackiert bzw. mit Leuchtmasse belegt. Bei meinem Exemplar sieht man mit der Lupe auf dem Zeiger für die Dualzeit eine in der Lackierung eingeschlossene Verunreinigung. Ich bilde mir ein, dass ich diesen kleinen Makel jetzt, wo ich ihn mit der Lupe entdeckt habe, auch mit bloßem Auge erkennen kann, wenn ich aus der Nähe ganz genau hinschaue.

Die Stellung aller Zeiger ist in allen Positionen ausreichend exakt. Damit kann ich gut leben.
Die Datumsanzeige ist wider Erwarten trotz ihrer geringen Größe problemlos ablesbar, was sicher auch daran liegt, dass sie schön flach direkt unter dem Zifferblatt liegt.

Der Rotor des verwendeten Kalibers Valjoux 7754 ist laut und hört sich „kratzig“ an. In bestimmten Situationen spürt man sogar die Unwucht am Arm. Dafür höre ich die Ankerhemmung nicht ticken, selbst wenn ich die Uhr direkt an mein Ohr halte. Eine neue Erfahrung, die ich von meinen anderen Automatik-Uhren so nicht kenne.

Das Gewicht dieser Sinn knackt als einzige Uhr in meiner Sammlung die 200 g-Marke. Sie bringt mit zwei entnommenen Bandgliedern satte 202 g auf die Waage – ein echt schwerer Brocken. Keine Frage, man merkt jederzeit deutlich, dass man „da was am Arm“ hat… :-)
Trotzdem empfinde ich den Tragekomfort als noch akzeptabel, woran sicher auch die aus meiner Sicht stimmigen Proportionen ihren Anteil haben.

Abends einmal kräftig mit einer Lichtqualle angestrahlt, leuchten die mit Leuchtmasse belegten Bereiche bis zum nächsten Morgen in mehr als ausreichender Intensität. Warum Sinn bei den Ziffern dieses Modells lediglich die „12“ mit Leuchtmasse belegt, erschließt sich mir allerdings nicht.

Die Gangabweichung laut einer ersten Beobachtung liegt bei etwa +4 Sekunden am Tag. Das ist aufgrund der Beobachtungskürze und des Vollaufzugs von Hand direkt nach dem Transport natürlich kein belastbarer Wert, deutet aber schon mal in eine gute Richtung.

Soweit mein erster Eindruck. In wieweit sich dieser dauerhaft bekräftigt oder noch verschiebt und welche ergänzenden Eindrücke noch hinzukommen, wird sich zeigen.
Nun will ich euch aber eine Auswahl der Fotos, die ich gestern gemacht habe, nicht vorenthalten.

Gruß
mabel
»mabel« hat folgende Bilder angehängt:
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  • LW3Z0195-2-komp.jpg
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Freitag, 21. Dezember 2018, 18:55

Hallo Mabel,
zuerst dicke Gratulation zu einer ganz,ganz tollen Uhr : doppelt Daumen hoch

Drei Anmerkungen zu deiner tollen und sehr Intensiven Vorstellung.

1. Drehlünette :
Bin da leider von Sinn auch etwas Enttäuscht,habe mal eine U212 zurückgesendet.
Tolle Uhr aber ein echtes billig feeling an der Lünette.

Dinn hatte vor Jahren zum Beispiel an der Sinn 657 keramische Rastelemente.
Das war ein Traum.
Denke das war ein Damasko Patent das Sinn leider nicht mehr nutzen durfte ?
Bei meiner Damasko DC80 ist diese Rastung verbaut und unvergleichlich genau und wertig.
Sowohl im Wasser wie an Land.

2. Bänderbohrungen

Find und fand (auch bei Rolex) die durchgängige Bohrung Extraklasse.
Bei Sinn gab und gibt es ja extralange Federstege genau für diese.
Plus manche Sinn Stahlbänder sind z.B. am Modell 656 super einfach vom Gehäuse zu trennen.
Das ganz ohne doofe Spuren.

3. Nachtleuchten

Gerade nur die 12 mit Luminova zu beschichten ist beim intuitiven Nachtablesen besser als wenn alle 4 Arabischen Ziffern leuchten Würden.

Aber alles juste meine zweie Cents und so....

Gruss Lasse

Ah,noch weiterhin beste Gangwerte : WeihnachtenSmiley
Schäfchen zählen,pah ich leg mir meine Uhr aufs Ohr :zzz:

mabel

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Freitag, 21. Dezember 2018, 19:18

Gerade nur die 12 mit Luminova zu beschichten ist beim intuitiven Nachtablesen besser als wenn alle 4 Arabischen Ziffern leuchten Würden.

Okay, aus diesem Blickwinkel betrachtet macht das vielleicht sogar Sinn. :-)
Vielen Dank für deine ergänzenden Anmerkungen.
Gruß
mabel

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Freitag, 21. Dezember 2018, 19:33

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Zeitmesser !

Ich persönlich finde die durchbohrten Hörner gerade bei häufigen Bandwechseln
als überaus praktisch und bei einer „Toolwatch“ wie hier bei der 757 durchaus gewünscht.

An einem Dresser freilich hätte das nichts zu suchen.

Dann wünsche ich dir trotz der von dir aufgezählten „Makel“ viel Freude an der Uhr !
Muchos saludos !

Gerd

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Freitag, 21. Dezember 2018, 19:36

Die grobere Minutenrastung hat auch Vorteile, Schmutz z.B. vom Strand oder verkrustetes Meersalz lassen sich deutlich besser ausspülen. Ich habe eine Citizen Promaster, die Lünette lässt sich beim Badeurlaub echt schwerlich bis gar nicht drehen.

Ich frage mich gerade, welches Produkt eigentlich einen Lupentest bestehen würde?

Auf alle Fälle viel Spaß mit der Uhr, gefällt mir wirklich gut.
Liebe Grüße

:alexhai:


Alex



Alles bleibt gut

El-Gerto

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Freitag, 21. Dezember 2018, 19:41

das ist richtig Alex!
Ich hatte mal ne Steinhart Triton mit im Meer, da ging nach dem Urlaub gar nichts mehr
und es dauerte mehrere Süsswasserbäder, bis sich das Teil wieder drehen lies.

Da ist mir etwas mehr Spiel auch lieber..
Muchos saludos !

Gerd

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Freitag, 21. Dezember 2018, 19:43

Dann wünsche ich dir trotz der von dir aufgezählten „Makel“ viel Freude an der Uhr !

Keine Frage, die habe ich ! :-)
Gruß
mabel

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Samstag, 22. Dezember 2018, 00:20

@ mabel:

Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Uhr! : Glueckwunsch Tolle Fotos! : applaus
Zuviel Spiel bei der Lünette würde mich auch stören, da würde ich mit Sinn nochmal abklären, inwieweit man hier evtl. etwas nachbessern kann.
Bezüglich der durchbohrten Bandhörner bin ich der Meinung, dass die Federstege so einen wesentlich tieferen Eingriff und damit eine viel stabilere Verbindung zum Gehäuse haben. Ist ja auf den Fotos gut zu erkennen. Passt m. E. zum Charakter der 757. Bei den Federstegen für Sacklöcher, die nur relativ wenig eingreifen (achte mal bei den Federstegen auf die Lage der umlaufenden „Kragen“, da steht nicht viel über) habe ich immer ein leichtes Gefuhl der Unsicherheit bezüglich der Stabilität (lassen wir jetzt mal die Schliessen der Metallbänder einiger Uhrenmodelle aussen vor).

Gruss

Christian :hatoff:
Niveau ist keine Creme und Stil nicht das Ende eines Besens.

AndiS

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Samstag, 22. Dezember 2018, 02:00

Servus Mabel,

danke für deine ersten Eindrücke, ich find das bei einer Uhr (wie auch bei Frauen :pinch: ) sehr wichtig.
Vielleicht machen wir mal eine Rubik auf: Mein erster Eindruck....

Schön, dass du die Uhr so strukturiert auseinandernimmst, das gibt uns die Gelegenheit, gezielt auf die Einzelnen Punkte einzugehen.

Flugzeug-Instrumenten-Optik:
Genau so muss das sein, einfach eine authenitsche Optik !

Verarbeitung:
Toll, dass alles passt. Das war bei Sinn nicht immer so. Umso mehr freut mich das !

Lünette:
Bei meiner 757 ist alles einwandfrei. Wie ein Tresor lässt sich die Lünette bedienen und rastet satt, sauber und präzise. Evtl. mal nachschauen lassen.

Durchbohrte Hörner:
Ein echter Segen. Gerade bei Metallbänder, die kein Spiel haben, ist das eine tolle Sache, ich würde mir wünschen, das hätten alle Uhren.
Gerade bei Instrumenten wie der 757 passt das perfekt ! Wenn du öfter Bänder wechselst, wirst du das als Segen wahr nehmen.

Nachtdesign:
Dass nur die 12 leuchtet, finde ich auch sub-optimal.
Bei der 857 ist das ein Indiz für die DIN Version, die früheren Modelle hatten immer alle Ziffern mit Leuchtfarbe ausgelegt.
Ich gehe mal davon aus, dass man das zur besseren Orientierung macht.
Da ist sofort klar, wo "oben" ist.




Auf jeden Fall viel Spaß :applaus: mit dem Instrument und zeige uns bald immer wieder schöne Bilder ^^ mit ihr !
Gruß:
AndiS

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Samstag, 22. Dezember 2018, 13:22

Hallo Mabel !
Meinen ganz herzlichen Glückwunsch zu dieser bestechend schönen Uhr ! : good posting : applaus : yourock
Genau diese Optik war es, die mich zu Sinn gebracht hat und die mich noch immer begeistert.

Daß die Lünette etwas viel Spiel hat, wundert mich, denn meine 857 LH Cargo, die sichtlich denselben Lünettenring besitzt, rastet so richtig satt - ähnlich wie eine Damasko. Da schließe ich mich dem Rat der anderen an: Ansehen lassen, das sollte zu korrigieren sein.

Eine wunderbares Weihnachtsgeschenk an Dich selbst ; WeihnachtenDauemhoch ; WeihnachtenDauemhoch - viel ,viel Freude mit ihr !!! :weihnachtxx

mabel

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Samstag, 22. Dezember 2018, 15:11

Das mit der Lünette hat mir keine Ruhe gelassen.
Die Uhr zu Sinn zu schicken, wochenlang auf die Rücksendung zu warten und dann womöglich nichts verbessert oder es sogar verschlimmert zu haben, wäre für mich die letzte aller möglichen Option gewesen. Meine zweite Option war, mich damit zu arrangeren, was mir grundsätzlich nicht leicht fällt.
Meine erste Option war, selber nachzuschauen, warum die Lünette so schlecht läuft und herauszufinden, ob ich es selber verbessern kann.
Das mache ich eigentlich immer so, wenn mir etwas nicht gefällt.
Gedacht, getan, ich habe die Lünette abgenommen und mir die Konstruktion angesehen, da wusste ich, warum sie so rumschlabbert.
Ich habe die Druckfedern der Stifte, die in die Lünettenrastung eingreifen, herausgenommen und etwas gestreckt, sodass sich der Druck erhöht.
Dann habe ich den Sprengring für die Zentrierung und Klemmung der Lünette in der Gehäusenute noch so verdreht, dass mir seine Position logisch erschien. Anschließend habe ich alles wieder zusammengebaut.
Und - schwupps - läuft die Lünette spielfrei und rastet satt und positionsgenau ein!

Was ich nicht versteh ist: Bei Sinn geht die Uhr während der Montage durch zig Hände, bevor sie zum Kunden kommt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Montage der Lünette kein Roboter vornimmt sondern ein Mensch. Im besten Fall sogar einer, der ein bisschen Ahnung von Feinmechanik hat. Dieser Mensch wird doch nach der Montage der Lünette auch mal dran drehen, um zu kontrollieren, ob sie ordentlich funktioniert.
Spätestens an dieser Stelle hätte da doch ein "Stopp, das geht so nicht" gedacht und situationsgerecht gehandelt werden müssen.


Von der Endkontrolle (von der ich nach meinen Erfahrungen mit dem Sinn-Service ernsthafte Zweifel habe, ob es sie überhaupt gibt) mal ganz zu schweigen.

Na ja, das einzige wirkliche Manko ist somit behoben. Das freut mich besonders.
Gruß
mabel

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »mabel« (22. Dezember 2018, 15:16)


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Samstag, 22. Dezember 2018, 15:28

Selbst ist der Mann :thumbup: :yeah:

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Samstag, 22. Dezember 2018, 17:36

Großartig, herzlichen Dank für Deinen Mut und feinmechanischen Verstand!!!
Damit gibt es jetzt hier die "Bauanleitung" für die Lösung eines mir gut bekannten Problems! Ich habe zwar aktuell keine Sinn mit Drehring, aber es ist in der Tat ein Problem gewesen, das mich bei allen bisherigen Sinn-Uhren mit Drehring gestört hat.

Allerdings muss ich sagen, dass das auch bei zwei meiner JLC Master Compressor Diver-Modellen der Fall war und damit kein Sinn-spezifisches Thema.

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Samstag, 22. Dezember 2018, 19:06

Ich konstruiere Sondermaschienen zur Herstellung von winzigen, hochpräzisen und extrem eng tolerierten Dentalwerkzeugen, also den kleinen, fiesen Dingern, die z.B. der Zahnarzt in seine Turbine spannt, um dich damit zu quälen.
Von daher ist mir Feinmechanik vertraut und das technische Verstehen von konstruktiven Lösungen oder eben auftretenden Problemen bei diesen Lösungen nicht ganz fremd. :-)
Die Konstruktion dieser Lünette finde ich so, wie Sinn sie gemacht hat, gar nicht mal schlecht, aber die Ausführung ist nicht besonders hochwertig und die Passungen auf jeden Fall zu grob.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Material sich durch den Härteprozess (Tegimentieren) minimal verzogen hat, was zu Problemen bei den Passungen führt oder eben dazu, dass man bei der Konstruktion vorsichtshalber sehr großzügige Toleranzpaarungen wählt.
Normalerweise müssen solch filigranen Teile nach einem Härteprozess immer geschliffen werden. Damit wäre das Zusammenspiel von Gehäuse und Lünette perfekt hinzubekommen. Lünette und Gehäusenute sind aber nur gedreht - vor dem Härten.
Muss halt alles billig herzustellen sein, heutzutage und dann möglichst teuer verkauft werden.
Gruß
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Donnerstag, 27. Dezember 2018, 22:37

Heute habe ich die Lünette nochmal abgenommen und eine weitere Optimierung vorgenommen.
Sie lief zwar nach meiner "Behandlung" erheblich besser als in dem von Sinn ausgelieferten Zustand, aber war noch ein kleines Stück von "Perfektion" entfernt.
Deshalb habe ich heute auf alle Gleitflächen und die Rastprismen PDL aufgetragen. PDL = Profi Dry Lube. Das ist ein Spray mit einer flüchtigen Trägerflüssigkeit und Keramikpartikeln, die sich auf dem angesprühten Metall niederschlagen und nach der Verflüchtigung der Trägerflüssigkeit zur fettfreien Schmierung von Gleitflächen dienen.

Was soll ich sagen. Nach dieser finalen Behandlung dreht und rastet die Lünette nun perfekt!

Gruß
mabel

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Donnerstag, 27. Dezember 2018, 23:25

Danke : good posting für die wertvollen Infos, das kann dem einen oder anderen auf jeden Fall helfen ! : Danke002
Gruß:
AndiS

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Freitag, 28. Dezember 2018, 05:06

Hallo Mabel,
gut gemacht : doppelt Daumen hoch
Aber wird der Keramik Anteil im Spray nicht auf dauer die Rastfedern anschleifen und diese eventuell sogar rosten ?
Schade das die Sinn Drehring "Technologie" hier Meilenweit von Damasko entfernt ist :(

Gruss Lasse
»5277« hat folgendes Bild angehängt:
  • 67DCFAD5-7E80-4537-B29C-3430B2360386.jpeg
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Freitag, 28. Dezember 2018, 10:10

Hallo Lasse,

Es ist zwar auch Flüssigkeit (und somit auch Keramikpartikel) in die Bohrungen für die Federn gelaufen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Federn "abschleift", denn an dieser Stelle gibt es ja keine nennenswerte Relativbewegung zweier Bauteile zueinander sondern lediglich das leichte Einfedern der Druckfeder, also lediglich eine innere Torsionsbelastung des Federwerkstoffs.
Das PDL verursacht auch keine Korrosion auf Metallen, im Gegenteil, wenn überhaupt, schützt es eher davor - wobei das nicht seine eigentliche Aufgabe sondern eher ein Nebeneffekt ist.

Der Aufbau meiner Lünette entspricht übrigens zwar im Prinzip aber nicht im Detail der Explosionszeichnung aus deinem Beitrag.
Die Kugeln über den Federn sind bei mir kleine Stifte mit Zapfen, die in die Federn gesteckt werden. Vorteil: sie können bei Demontage nicht einfach aus Versehen runterfallen. Nachteil: Sie sind oben nicht wirklich kugelig gedreht sondern nur ein klein wenig ballig, sodass sie schlechter rasten als eine Kugel.

Die drei Gleitnasen sind bei mir ein einziger, umlaufender Ring, ähnlich eines Sprengrings zur axialen Fixierung von Bauteilen auf Wellen/Achsen.

Einen Gleitklotz für die vierte in der Lünatte radial angebrachte Schraube, mit der man die Friktion einstellt, fehlt bei mir. Ob das so sein muss oder man ihn vergessen hat, frage ich mich grade, denn nur über die Schraube gibt es kaum einen Spielraum zwischen "zu lose" und "so fest, dass sich nichts mehr bewegt".

Aber egal, die Lünette dreht und rastet jetzt klasse und so lasse ich es!

Gruß
mabel

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Freitag, 28. Dezember 2018, 13:25

Hallo Mabel,
ich freue mich total für dich das es jetzt so super geworden ist : doppelt Daumen hoch
Wenn man etwas selber verbessern kann ist es ja min. doppelt so schön ;)
Bei mir kommt auch immer erst der echte tiefe Genuss wenn ich spüre das jetzt alles passt.

Habe Gestern Morgen die simple Drehlünette meiner Sinn 156 abgehoben und neu gesäubert/gefettet.

Dir ein super Wochenende
Gruss Lasse
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Samstag, 26. Januar 2019, 09:24

Übrigens hat sich die Gangabweichung nun, bei einer Beobachtung über mehrere Wochen, bei einem Wert von +1,5 Sekunden pro Tag eingependelt.
Das finde ich perfekt und ich bin froh, dass ich nicht selber nachjustieren muss, was ja wegen der Trockenhaltetechnik suboptimal wäre.

Schönes Wochenende
mabel