Nein, ich bin kein Taucher, aber ich bin ja auch kein Flieger und mag meine Fliegeruhr trotzdem! Ich brauche auch nicht die vielen Features der UX - von manchen auch etwas despektierlich als Gimmicks bezeichnet. Aber ich mag sie - natürlich nicht die Gimmicks, sondern die Features. Doch dazu später mehr.
Irgend ein kluger Mensch im Netz hat geschrieben: An der UX kommt niemand vorbei. Stimmt. Ich bin der lebende Beweis.
Angefangen hat alles mit dem Besuch bei Sinn in der Wilhelm-Fay-Strasse. Und der damit verbundenen Werksbesichtigung. Nach einem also für mich nicht so prickelnden Ausflug in die Gravur-Abteilung, kam wir dann zur UX. Das war schon viel mehr nach meinem Geschmack. An einem Modell wurde uns die Befüllung einer Uhr mit Öl vorgeführt. Es gab jede Menge Zeit und Gelegenheit Fragen zu stellen: Zur Technik, der Entwicklung, den Auflagen und Herausforderungen für diese Taucheruhr. Besonders gut dabei fand ich, dass auch die Probleme der ersten Jahre (Blasenbildung, Gangabweichung, etc.) nicht unter den Teppich (es gab in dem Raum gar keinen) gekehrt wurde. Auch die sehr langen Wartezeiten beim Service konnten wir ansprechen. Sie wurden zugegeben und Besserung gelobt.
Alles in Allem eine sehr gelungene Präsentation. Und dann hielt ich zum ersten mal eine UX in der Hand. Das löste dann wohl den „Haben-Will-Reflex“ aus, auch wenn mir das nicht sofort klar war. Das Quarzwerk lag mir quer. Ich will doch keinen Quarzticker mehr. Liebe doch die Mechanik. Habe doch gerade ein sehr erfolgreiches Jahr mit meiner 857 hinter mir.
Es war ein Jahr in dem wir uns umeinander gekümmert haben. Ging es mir schlecht, ging sie nach. War es heiß zum Davonlaufen, lief sie vor. So blieben wir immer irgendwie miteinander im Dialog und Anhand ihrer Gangwerte kamen wir miteinander ins Gespräch. Bitte - nicht dass ich meckern will - ganz im Gegenteil. Es handelt sich um minimale Abweichungen von sage und schreibe 5 - 10 Sekunden pro Woche. Das Umeinander Kümmern, brachte uns einander näher.
Dabei schiele ich aber immer wieder einmal zur Uhr der besten Ehefrau von allen. Sie hat die „Sorglos-Variante“ gewählt mit ihrer thermokompensierten Quarzuhr und dem lächerlich geringen Vorgang von 11 Sec. Nach einem Jahr!
Ist auch was. Dachte ich. Hat was. Dachte ich. Kann auch nicht jede!
Jetzt also weiter in der Wilhelm-Fay-Straße. Es ging eine Etage höher zum Labor. Das war dann was für mich! Besonders beeindruckt hat mich die Druckkammer in der die Taucheruhren bis zu einer unglaublichen Tiefe von 12.000 Metern getestet werden. Ob überhaupt jemand so tief tauchen kann? Ob es auch einen Kühlschrank und eine Hitzekammes gab, um auch die -20° und +60 zu testen, weiß ich nicht mehr. Aber man kann ja mal die Uhr in der Tiefkühltruhe versenken. Also ich werd's nicht tun. Ich mag Kälte eh nicht. Und ob wir bei uns die +60 im Zuge des Klimawandels in unseren Breiten erreichen, werden wir sehen. Ich hoffe es nicht. Mir haben schon die 40 im vergangenen Sommer gereicht. Aber wer weiß, wohin uns die Heißzeit noch führt.
Jetzt aber endlich zur Uhr herself. Wird ja auch Zeit.
Die erste große angenehme Überraschung kam nach 2 Tagen. Ich erhielt eine Mail mir der freudigen Mitteilung, meine Uhr sei in der Bandmontage. Super! Und nach sage und schreibe 5 Tagen war sie bei mir, also die Uhr, nicht die Bandmontage. Die kam erst nach dem Auspacken! Wieso? Naja, dass ich das Band selbst anpassen muss, war mir schon klar. Das bedeutet natürlich auch, dass die Schließe noch nicht montiert war, sonder lose dabei lag. Aber warum bitte sehr war das Band am Gehäuse nicht montiert? Was haben die bei der Bandmontage eigentlich gemacht? Also das war schon eine elende Fummelei bis ich es am Gehäuse hatte. Hätte ich mir gerne erspart. Ich bin nicht so der Baslertyp. Und dann begann die mühevolle Bandkürzung, Schritt für Schritt. Immer noch zu weit. Irgendwann wurde ich ungeduldig. Und dann passierte die Katastrophe. Ich habe zu knapp geschnitten und das Band reißt aus. Also musste ich wohl oder über noch ein Element weiter kürzen. Ich hatte mir schon überlegt ob ich beim Kundendienst auch ein halbes Band bekommen kann. Es war ja nur eine Seite verschnitten. Dach der Katastrophe kommt das Wunder: Es passt wie angegossen. Uff. Da hat wohl Gott Chronos seine schützende Hand im Spiel gehabt. Ich werde ihm eine Kerze oder meine kleine Teeuhr spenden.
Als ich den Schock einigermaßen überwunden hatte, kam die Freude. Das Armband fühlt sich gut an auf der Haut. Und zusammen mit der neuen Uhr sieht es gerade in meiner Lieblingsfarbe grün einfach fantastisch aus.
Vorausgriff auf 6 Wochen täglichen Gebrauch: Es trägt sich auch äußerst angenehm.
Doch jetzt will ich von meinem ersten Test erzählen: Ich kann beweisen, dass die UX nicht nur wasserdicht, sondern auch milchdicht ist. Und das kam so:
Nach einer Kaffeefeier mit vielen lieben Leuten, wollte ich ganz schnell wieder Ordnung in die Bude kriegen. Also wacker alles in den Kühlschrank geräumt, was da hinein gehört. Für die 2. Milchtüte war in der Tür kein Platz mehr. Aber die ist ja ohnehin zu, kann ich sie auch legen. NEIN! Die in der Tür war zu. Die flach gelegte ist offen. Mein ganzer linker Arm war in Milch gebadet. Auch die schöne neue Uhr nebst Armband. Ich wie ein geölter Blitz ins Bad gerannt und die Uhr abgeduscht. Ein Lederband wäre wohl hin gewesen oder vielleicht Vintage ala Bauernhof. Nein, das grüne Silikonband sieht auch nach der Dusche aus wie neu. Die Uhr ohnehin. Das hatte ich auch nicht anders erwartet, eine Taucheruhr sollte auch ein kurzes Tauchbad in Milch überleben. Aber für das Armband hat's mich gefreut.
Allmählich kehrte dann auch bei mir Ruhe eine und ich konnte mich ein bisschen mehr mit dem Betrachten beschäftigen. Schönes Wortspiel: beschäftige dich mit dem Betrachten oder betrachte dich bei dem Beschäftigen. Beides.
Die Uhr sieht wertig aus, wie man so sagt. Mir gefällt das Wort wertvoll besser, denn das ist sie ja auch. Auch mit dem Silikonband. Da hatte ich etwas die Sorge, es würde billig nach Plastik aussehen. Ich kenne solche Armbänder, die sich dann nach 2 Jahren im wahrsten Sinn des Wortes verkrümeln. Nix davon bei meiner Neuen. Aber das hätte ich durchaus schon in Frankfurt sehen können. Das rote Armband der netten Dame, die uns durch das Werk führte sah auch alles andere als billig aus.
Als nächstes fiel mir dann sehr angenehm das tiefschwarze Zifferblatt ins Auge. Das ist ja so was von schwarz. Verglichen mit meinen anderen Uhren, sind die alle grau. Die Schwärze hat etwas von einem Konzertflügellack. Darauf die Zeiger geradezu schweben. Weiß und rot auf schwarz.Dazu bildet dann der Taucherdrehring einen wunderbaren Kontrast. Nein, ein schwarzer Drehring wäre gerade deshalb nicht in Frage gekommen. Es ergibt sich eine sehr harmonische Farbkomposition von Grün, Stahl, Weiß Rot und Schwarz. Alles passt so zusammen, wie ich es mir gewünscht habe.
Das hat etwas von einer total angesagten Smartwatch. Aber es ist real und nicht etwa virtuell. Da bin ich aber wirklich froh. Und den Chic nehme ich gerne mit.
So - nächste Beobachtung:
Der Sekundenzeiger wippt ein bisschen zurück. Man sieht, wie er sich im Ölbad anstrengen muss. Öl ist eben dicker als Luft. Ich vermute mal, dass der Sekundenzeiger in der UX der einzige weltweit ist, der sich in einer Öldose bewegen darf. Hoffentlich genießt er es.
Und auch das ist der ja so gewünschte Effekt der Öldose, dass die Uhr wirklich aus allen erdenklichen Winkeln heraus wunderbar abzulesen ist. Ich habe es jetzt noch nicht unter Wasser ausprobiert. Das kommt wahrscheinlich erst im Sommer. Aber auch draußen in der Luft (Atmosphäre über Wasser) macht die Ablesbarkeit eine überaus gute Figur.
Zur Technik ist schon so viel geschrieben worden, dass ich es hier nicht wiederholen will. Ich finde es einfach faszinierend, dass es den Ingenieuren gelungen ist, Anforderungen zu erfüllen und Grenzwerte einzuhalten, die ich niemals ausreizen kann oder muss. Aber dass diese Uhr das kann, ohne abzusaufen oder den Geist aufzugeben, gibt mir ein gutes Gefühl. Dann wird sie auch mit meinem Alltag zurecht kommen. Das ist beruhigend. Und dann kommt noch das gewisse Alleinstellungsmerkmal dazu. Es ist die einzige, die das kann. Und ich hab sie. Ok, ein bisschen verrückt. Aber sind wir das nicht alle?
Da ist dann auch noch der Salzwasserfeste U-Boot Stahl. So ein U-Boot konnte ich schon einmal besichtigen. Das hat schon allerhand viel auszuhalten. Dann werde ich mir auch bei unseren Gischt vernebelnden Spaziergängen an der Nordsee keine Sorgen machen müssen. Die Gischt tut den Atemwegen der besten Ehefrau von allen besonders gut und ich mag die feine, salzige Dusche.
Kommen wir Last Not Least zur Gangabweichung. Ich trage die UX jetzt seit 6 Wochen täglich. Im Vergleich zu meinem Funkwecker kann ich Keine Gangabweichung feststellen. Gar keine.
Auch da haben wohl die Techniker das Problem in den Griff bekommen und die UX verdient endlich den Ruf, eine der genauesten autonomen Uhren weltweit zu sein. Ich wollte schon immer von irgend etwas das Beste haben. Egal von was. Hauptsache das Beste. Es scheint so, als hätte sich der lang gehegte Wunsch erfüllt. Sie ist die genaueste wo gibt. Also ein Superlativ.
Das ist dann wohl das Beste.
Gibts denn auch irgendetwas zu meckern? Natürlich.
Es sind die Staubkörnchen auf dem Ziffernblatt. Man sieht sie alle auf dem tiefschwarzen Hintergrund. Ich bin den ganzen Tag am polieren. Aber das gibt sich ja mit der Zeit. Vielleicht.