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Ru_di

Sage

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41

Thursday, July 18th 2024, 6:17pm

Danke Christian

Ich bin ja normalerweise solchen Dingen gegenüber wenig empfindlich und für den einzelnen Arbeitnehmer ist es auch sicher schwierig.

Aber warum müssen Absatzprobleme sozialisiert werden ?

Ich würde keinem Unternehmen, KAG geben das einen Ebit höher als den Leitzins hat.

Statt Gewinne in fetten Zeiten immer nur zu privatisieren, könnte man ja durchaus mal was für schlechte Zeiten beiseite legen MÜSSEN.

Sorry bin heute etwas angefressen :(
Ganz lieben Gruß

Ru_Di

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DivingDoud (19.07.2024), Agent U2 (18.07.2024), Christian_60 (18.07.2024), diwa68 (18.07.2024)

Unruh

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42

Thursday, July 18th 2024, 8:40pm

Sehr interessanter Artikel. Danke fürs Teilen!

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Christian_60 (18.07.2024)

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43

Thursday, July 18th 2024, 9:24pm

… durchaus mal was für schlechte Zeiten beiseite legen MÜSSEN.
„Jeder hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, aber niemand hat das Recht, anderen seine Entscheidung aufzuzwingen.“ Nur mal so, weil ich gerade zum 'runterkommen Rand am lesen bin ;-)
„… Man folgt – aber man folgert nicht mehr. …“

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Ru_di (18.07.2024)

Ru_di

Sage

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44

Thursday, July 18th 2024, 10:05pm

Sag das mal dem Staat, ach so warte, das sind ja wir :D
Ganz lieben Gruß

Ru_Di

SnowfaceK

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45

Friday, July 19th 2024, 10:02pm

Gerne lasse ich mich korrigieren, aber vermutlich gelten ja in der Schweiz anderer Gesetze.

Mit der sehr komfortablen Rückversicherung des Staatssäckels durch die Bankgeschäfte, die in diesem Land laufen dürfen, können halt schneller „Rettungsschirme“ aufgespannt werden als anderswo. Unternehmer und Arbeitnehmer freuen sich und „die Banken“ dürfen dafür weitermachen….

Oder habe ich da einen Denkfehler?
Ihr habt die Uhren - wir haben die Zeit
(Afghanisches Sprichwort)

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46

Saturday, July 20th 2024, 12:14am

Also hier ist es so, dass das Kurzarbeitsentgelt (KAE) durch die Arbeitslosenversicherung
(ALV) gezahlt wird, in die jeder Arbeitnehmer automatisch einzahlt. Der Staat
(oder besser „Bund“),der im Übrigen finanziell auch in der Schweiz auch nicht auf
Rosen gebettet ist, hat damit primär nichts zu tun. Was hierzulande wesentlich andersi ist,
als in D, ist die finanzielle Selbstständigkeit der Kantone. Da gibt es zum Beispiel sehr reiche
Kantone, wie z.B. Zug, die mit niedrigen Steuersätzen große Unternehmen (die dann da ihre
Gewinne versteuern)anlocken (z. B. Glencore, Nestle, Hapimag, Siemens, Partners Group,
Porsche Schweiz etc, etc,), was dann auch positive Effekte für die „normalen“ Einwohner hat.
Man zahlt hier die Bundessteuer, die eben, wie der Name schon sagt, an den Bund geht für
dessen hoheitliche Aufgaben, und die kantonalen Gemeindesteuern, die für jede Gemeinde
unterschiedlich sind - je nachdem, wie die Gemeinde wirtschaftet und was für Einkünfte sie erzielt.
Aber ähnlich wie in D den Länderfinanzausgleich gibt es auch hierzulande einen finanziellen
Ausgleich zwischen „reichen“ und „armen“ Kantonen.
Aber da könnte man stundenlang drüber debattieren….

Gruss

Christian :hatoff:
Niveau ist keine Creme und Stil nicht das Ende eines Besens.

This post has been edited 3 times, last edit by "Christian_60" (Jul 20th 2024, 12:57am)


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47

Saturday, July 20th 2024, 12:02pm




Die Migros der Uhrenindustrie

Die Swatch Group stagniert seit Jahren und baut Arbeitsplätze ab

Markus Städeli

Nein, die Swatch Group schafft keine Jobs mehr. Im Gegenteil: Der nach Stückzahlen grösste Uhrenhersteller der Schweiz reduziert Stellen – obwohl er sich gerne als Hüter des hiesigen Werkplatzes aufspielt. Tatsache ist, dass der Uhrenkonzern per Ende 2023 weniger Mitarbeiter beschäftigte als noch vor zehn Jahren. Konkret sind 2000 Stellen verschwunden. Auch der Umsatz lag 2014 eine Milliarde Franken höher, und über den Aktienkurs wollen wir an dieser Stelle gar nicht reden.

Besser wird es nicht. Der Halbjahres-Betriebsgewinn, der am Montag bekanntgegeben wurde, lag um sage und schreibe 70 Prozent unter dem Vorjahr. Die Swatch Group betonte: Dieses Resultat sei kurzfristig nur darum so negativ, weil die Produktionskapazitäten bewusst aufrechterhalten würden und man auf Entlassungen verzichte.

Minus tausend Stellen

Doch an der späteren Telefonkonferenz kam aus, dass seit Dezember nicht nur weitere 250 Stellen abgebaut wurden, wie im Halbjahresbericht offiziell ausgewiesen wird. Sondern dass auf einer Vollzeitbasis sogar tausend Stellen verschwanden, wenn man auch noch die rund 800 Temporärangestellten in der Produktion berücksichtigt, auf deren Dienste die Swatch Group nun verzichtet. Der Uhrenhersteller produziert zunehmend auf Halde. Seine Material- und Warenlager sind randvoll und weisen einen Rekordwert von 7,7 Milliarden Franken auf. Wo es an Nachfrage fehlt, braucht man natürlich auch keine Nacht- oder Wochenendschichten mehr zu organisieren.

Es ist gewiss keine Schande, dass bei der Swatch Group Stellen verschwinden, bei anderen Schweizer Industrieunternehmen ist das gang und gäbe. Zum Imageproblem wird das jedoch, wenn sich die Hayeks partout als Patrons alter Schule darstellen wollen. Und weil Konkurrenten wie etwa die Richemont Group – zu der Marken wie Cartier, Jaeger-Le Coultre oder Montblanc gehören – mehr Mitarbeiter beschäftigen denn je.

Luxusgütergruppen wie LVMH, Hermès, Kering oder Moncler, die zum Teil ebenfalls Uhrenmarken führen, haben sogar im grossen Stil Stellen geschaffen. Dieses Jobwunder hat einen Grund: Der erfolgreichste Industriezweig des alten Kontinents ist bezeichnenderweise jener, der die Nostalgie nach grossartigen, aber vergangenen Zeiten bewirtschaftet. Die Frage ist, wieso die Swatch Group nicht von diesem Megatrend profitieren kann. Natürlich hinkt der Vergleich mit Richemont. Die Genfer Gruppe ist nicht ausschliesslich im Uhrengeschäft tätig und auch viel stärker im boomenden Luxusmarkt vertreten als Swatch. Doch ist eine solche Positionierung nicht gottgegeben – wie die Swatch Group übrigens 2013 mit ihrem Kauf des amerikanischen Juweliers Harry Winston selbst demonstrierte. Die Zürcher Kantonalbank schätzt, dass der Anteil dieses Luxus-Brands am Konzernumsatz der Swatch Group von damals 3 auf heute 11 Prozent gestiegen ist: Harry Winston boomt.

Die Swatch Group ist schuldenfrei und hätte so jeden Spielraum, weitere Zukäufe in vielversprechenden Marktsegmenten zu tätigen. Bloss ist das gar nicht nötig, besitzt sie doch zwei Luxusmarken mit grossem Potenzial: Breguet und Blancpain. Beide hätten das Format, die Champions League der Branche anzuführen, die stattdessen von Brands wie Audemars Piguet oder Patek Philippe dominiert wird. Das oberste Preissegment bei Schweizer Uhren wächst dynamisch, ausser bei der Swatch Group.

Das Problem sei, so Brancheninsider, dass Breguet und Blancpain seit zwei Jahrzehnten vom Familienmitglied Marc Hayek geführt würden, der sich dieser Aufgabe nicht gewachsen zeige oder schlicht andere Interessen habe. Sicher ist, dass die Konkurrentin Richemont, unter deren Dach zum Beispiel die Luxusmarke Vacheron Constantin die Milliardenumsatzgrenze geknackt hat, bestimmt etwas aus diesen beiden Super-Brands zu machen wüsste.

Zudem bleibt die Swatch Group mit Omega, die preislich tiefer positioniert ist als Breguet und Blancpain, auf ewig im Schatten der ungleich erfolgreicheren Rolex. Der unbestrittene Branchenleader versteht es meisterhaft, seine massenproduzierten Zeitmesser als begehrenswerte Exklusivitäten zu positionieren. Rolex gelingt damit aus Marketingsicht eine Quadratur des Kreises: Das ist Stoff für Fallstudien in jedem MBA-Lehrgang. Vor allem aber könnte sich die Swatch Group davon ein Stück für ihren grossen Brand Omega abschneiden.

Stattdessen verwässert sie diese Marke und auch jene von Blancpain mit einem Co-Branding mit Swatch: Es handelt sich um einen einseitigen Imagetransfer von zwei teuren Brands zu einer Billigmarke. Und zu einem Segment, das keine grosse Zukunft haben kann. Denn in dieser Preisklasse geben Apple, Garmin, Samsung oder Google den Ton an. Träger ihrer Smartwatches wollen Schlaf, Training oder den Monatszyklus tracken und betrachten ihre Uhr als Fortsatz des Handys. Da vermag natürlich weder Swatch noch Tissot mitzuhalten.

In der Vergangenheit gefangen

Könnten die Bieler nicht eine Kooperation mit den Tech-Konzernen suchen, im Sinne von «If you can’t beat them, join them»? Oder dem Einsteigersegment einfach weniger interne Ressourcen zukommen lassen? Schliesslich hat der Uhrenkonzern auch in der Mittelklasse noch viel Potenzial – Longines etwa ist ebenfalls ein Milliarden-Brand. Doch eine solche Priorisierung – eine Kernaufgabe jeder Konzernleitung – würde bedingen, dass man über seinen Schatten springt. Und das scheint für die Hayeks schwierig. Ihre Beharrlichkeit und ihr Mut, gegen den Strom zu schwimmen, waren lange eine Tugend. Mittlerweile aber sprechen Swatch-Aktionäre von Starrsinn. Das gilt auch in Bezug auf den Absatzmarkt China, der für die Swatch Group mit einem Drittel des Umsatzes ein Klumpenrisiko darstellt. In den Jahren 2008 bis 2013 war der Grossraum China sogar noch wichtiger und sorgte für einen wahren Geldsegen. Aber seither sind die Exporte ins Reich der Mitte rückläufig, und das ist nun doch schon eine Weile. Im desaströsen ersten Halbjahr machte sich das Klumpenrisiko China besonders negativ bemerkbar.

Gewiss, China wird immer wichtig bleiben. Aber wäre es angesichts des Handelskriegs, des demografischen Niedergangs und der politischen Regression in China nicht angezeigt, die Diversifikation der Absatzmärkte schneller voranzutreiben? Auch hier scheint die Swatch Group in der Vergangenheit gefangen. Der Geist des verstorbenen Firmengründers Nicolas Hayek ist allgegenwärtig. Sein Erbe wird zu Recht grossgeschrieben, so wie jenes von Duttweiler bei der Migros. Doch auch beim Detailhändler zeigte sich jüngst, dass die Nachfolger das Vermächtnis verwässert haben. Just, weil sie mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart leben.

Geblieben ist bei den Hayeks weniger Gründergeist als eine sorgsam kultivierte Ablehnung von Konventionen und die stilisierte Feindseligkeit gegen die Finanzmärkte. Dazu gehört etwa, dass man die Börsenregeln sehr weit auslegt. Jede normale Firma hätte schon im Vorfeld zur Veröffentlichung von so schlechten Halbjahreszahlen eine Gewinnwarnung publiziert – es war ja klar, dass der Aktienkurs stark sinken würde.

Bei der Swatch Group hingegen hält man das nicht für nötig, da man punkto Gewinnmargen keine internen Ziele habe, geschweige denn solche gegen aussen kommuniziere. «Für die sogenannten Erwartungen der Finanzgemeinde sind wir also nicht verantwortlich. Deshalb gibt es keinen Grund für eine Ad-hoc-Mitteilung», gibt die Medienstelle Auskunft. Ein konsternierter amerikanischer Fondsmanager hat diese Woche bei der NZZ-Redaktion angerufen, um sich darüber zu informieren, wieso das Swatch-Management hartnäckig an Dingen festhalte, die sich offensichtlich nicht bewährten. Beim Uhrenhersteller selbst bekommen Investoren offenbar schon lange keine Antworten mehr auf ihre Fragen.

Realitätsverweigerung

Diese Realitätsverweigerung jedoch belastet den guten Ruf der Hayek-Familie zunehmend. Dabei steht ihr anhaltendes Verdienst für die Gesamtbranche ja ausser Frage: «Gäbe es keine Swatch Group, würde die Gefahr bestehen, dass der ganze industrielle Unterbau der Schweizer Uhrenindustrie massiv verkleinert würde», bringt es die Zürcher Kantonalbank in einer Unternehmensstudie auf den Punkt. Ein naheliegender Befreiungsschlag wäre, sagen Marktbeobachter, dass die Hayeks ihre Firma von der Börse nähmen, die sie scheinbar so abgrundtief hassen. Aber auf deren Klaviatur sie dennoch gerne spielen.

Nach dem Kurseinbruch am 15. und 16. Juli haben Mitglieder der Geschäftsleitung der Börse den Kauf von Swatch-Aktien im Wert von 30 Millionen Franken gemeldet – zuvor jedoch kam es zu mehreren Veräusserungen durch das Management, zuletzt noch am 12. Juni.

Aus dem E-Paper der NZZ vom 20.07.2024

Gruss

Christian :hatoff:
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48

Sunday, July 21st 2024, 10:45am

Bei 'Hayek' springt bei mir sofort der hier an: „Klug zu sein bedeutet, entsprechend der jeweiligen Situation und den konkreten Daten zu handeln und nicht nach einem System oder aus passivem Gehorsam gegenüber einer Norm oder Pseudonorm …“. Aber das ist ja ein anderer . . .
„… Man folgt – aber man folgert nicht mehr. …“

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49

Sunday, July 21st 2024, 12:12pm

Schönes Zitat WtW

Mir fiel im Zusammenhang dazu ein: Insanity is doing the same thing over and over again and expecting different results
Ganz lieben Gruß

Ru_Di

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Sunday, July 21st 2024, 4:46pm

… Insanity is doing the same thing over and over again and expecting different results
Jo @Ru_di, ich weiß – aber manchmal jucken einfach die Finger und müßen an der Tastatur gekratzt werden . . .
„… Man folgt – aber man folgert nicht mehr. …“

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Monday, September 2nd 2024, 10:53am

Uhrenexporte nach China brechen ein

Schweizer Uhren verkaufen sich weniger gut als auch schon – was ist der Grund?

Andrea Martel, Genf

In der Schweizer Uhrenindustrie dominieren derzeit die Minuszeichen. Seit Februar liegen die Exporte spürbar unter dem Vorjahresniveau. In den ersten sieben Monaten des Jahres exportierte die Branche Uhren und Werke im Wert von insgesamt 15,2 Milliarden Franken, was einem Rückgang von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Steckt die Uhrenbranche in einer Krise?

Eine Gelegenheit, den Puls der Branche zu fühlen, gab es jetzt in Genf, wo bis diesen Montagabend die Uhrenmesse Geneva Watch Days stattfindet. Für Georges Kern, CEO der Uhrenmarke Breitling, ist der Fall klar: «Mindestens 50 Prozent des Exportrückgangs haben nichts mit einer Krise zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine Normalisierung der Situation.»

Kern verweist darauf, dass die Konsumenten in der Pandemie überdurchschnittlich viel für Uhren ausgaben, weil sie nicht reisen konnten. Für den Rest des Rückgangs sind laut Kern die hohen Zinsen und geopolitische Konflikte verantwortlich, die das Konsumklima belasten. «Wir leiden auf hohem Niveau», hält er fest.

Auch der Bulgari-Chef Jean-Christophe Babin betont: Ein Minus von 2,4 Prozent sei kein Grund zur Besorgnis. Die Kunden überlegten länger vor einem Kauf, entschieden sich dann aber oft für höherpreisige Produkte. Die gute Entwicklung an den Börsen stütze die Konsumlust bei den wohlhabenden Käufern.

Das Problem ist laut Babin nicht die Uhrenindustrie, sondern China. Wegen der geplatzten Immobilienblase geht es dort sowohl der Realwirtschaft als auch den Aktienmärkten schlecht. Während die Börsen weltweit in den vergangenen drei Jahren deutlich zugelegt haben, verlor der Leitindex in Schanghai 20 Prozent.

Dies verunsichere die dortigen Konsumenten erheblich, sagt Babin: «In der westlichen Welt sind wir das Auf und Ab der Börsen und Immobilienmärkte gewohnt. Junge Chinesen, die typischen Käufer westlicher Luxusartikel, erleben aber derzeit erstmals, dass es wirtschaftlich bergab geht.»

Anderswo läuft das Geschäft

Die Verunsicherung in China zeigt sich eins zu eins in den Statistiken. Laut der Fédération Horlogère sind die Exporte nach Festlandchina und Hongkong seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent eingebrochen. Weil es sich um den zweit- und den drittgrössten Markt handelt, zieht dies die gesamte Statistik ins Minus.

Fast überall sonst auf der Welt steigt die Nachfrage nach Schweizer Uhren. Besonders starke Zuwächse verzeichnen Mexiko (+20 Prozent von Januar bis Juli 2024), Südkorea (+12 Prozent), Indien (+20 Prozent) oder Japan (+11 Prozent), wobei in Japan der Boom trotz schwachem Yen zustande kam.

Besonders relevant: Auch die USA, der wichtigste Exportmarkt für Schweizer Uhren, entwickeln sich weiterhin positiv (+5 Prozent). Laut dem Breitling-CEO Kern ist dieser Markt noch längst nicht gesättigt: Gut mit Ladengeschäften erschlossen seien bis jetzt vor allem die Ost- und die Westküste. Dazwischen – von Texas über Tennessee bis Ohio – gebe es noch viel Potenzial.

Besonders leiden derzeit jene Uhrenmarken, die in China stark engagiert sind. Dazu gehören etliche prominente Namen aus den Markenportfolios von Richemont, LVMH und der Swatch Group. Ihr China-Umsatz ist laut Brancheninsidern teilweise um mehr als 50 Prozent eingebrochen, also deutlich stärker als die Exporte.

Das Problem dieser Marken liegt darin, dass sie ihr China-Geschäft in den vergangenen Jahren teilweise übermässig forcierten, weil sie die Nachfrage überschätzten. Während der Boomjahre waren Uhren von Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet teilweise kaum erhältlich, so dass einige Kunden auf andere Marken auswichen. Nun, da sich die Wartefristen bei den Top 3 reduziert haben, fällt ein Teil dieser Kunden weg.

Existenzielle Sorgen müssen sich diese Marken jedoch nicht machen. Sie gehören finanzkräftigen Gruppen an und können eine Flaute gut durchstehen. Von Entlassungen und anderen drastischen Personalmassnahmen ist denn bei den Uhrenmarken auch kaum die Rede. Kleinere Marken haben teilweise Kurzarbeit eingeführt, wie in Genf zu erfahren war. Zudem würden befristete Arbeitsverträge nicht erneuert. Diese sind in der Uhrenbranche weit verbreitet.

Zulieferer leiden am stärksten

Problematisch ist die Situation vor allem für die Zulieferer, denn nicht alle Marken behandeln ihre Partner so gut wie Rolex. Branchenvertreter erzählen von Marken grosser Gruppen, die ihre Aufträge von heute auf morgen stoppten und per Telefon nicht mehr erreichbar seien. Dabei handelt es sich um die gleichen Marken, die ihre Zulieferer vor einigen Monaten noch beknieten, ihre Kapazitäten auszuweiten.

Aber selbst bei den Zulieferern gilt: Die derzeitige Situation ist nicht aussergewöhnlich. Das Auf und Ab gehört bei der Uhrenindustrie dazu, das weiss jeder in der Branche. Und: Es ist grösstenteils hausgemacht. Branchenvertreter geben es im privaten Gespräch auch offen zu: «Wir lernen nie. Jedes Mal, wenn es gut läuft, produzieren wir auf Hochtouren und bauen unsere Kapazitäten aus. Und sobald es kehrt, fängt das Jammern an.»

Ein unangenehmes Déjà-vu löst etwas anderes aus: Vertreter von Uhrenmarken berichten, dass sie derzeit wieder von Graumarkthändlern kontaktiert würden, die fragten, ob sie «überschüssige Ware» hätten. Diese Händler erhalten die Uhren für einen Bruchteil des Preises und verkaufen sie dann mit guter Marge, aber weit unter dem normalen Ladenpreis an Endkonsumenten.

Ob diese Graumarktspezialisten nur bluffen, wenn sie sagen, sie seien ausser mit zehn Herstellern mit sämtlichen grösseren Uhrenmarken im Geschäft, ist schwer abschätzbar. Sicher ist, dass der Graumarkt bei Produkten, bei denen der Konsument vor allem auch den Wert der Marke zahlt, schädlich ist. Luxusmarken, die nicht preisstabil sind, verlieren an Attraktivität. Offenbar wird wieder einmal ein langfristiger Schaden in Kauf genommen, um kurzfristig die Zahlen zu verbessern.

Das ist umso bedauerlicher, als die Zukunft der Schweizer Uhrenbranche keineswegs düster ist. Bereits im Juli lagen die Exporte wieder mit 1,6 Prozent im Plus. Schwächere Vergleichszahlen des Vorjahres tragen dazu bei, aber positiv ist das trotzdem. «Ich bin hundertprozentig überzeugt davon, dass sich der Markt wieder erholt», sagt Georges Kern. Denn der Markt für Luxusgüter sei langfristig ein Wachstumsmarkt. «Sonst wäre ich schon lang ein einer anderen Branche.»

Aus dem E-Paper der NZZ vom 02.09.2024

Gruss

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