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Spencer

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1

Samstag, 29. August 2009, 21:18

Schmetterlingsfaltschließen - Funktionsweisen

Oft werden von Fachzeitschriften als auch vom Träger hochwertiger Uhren die Schließen bemängelt. Während das Prinzip bei einer Dornschließe immer gleich ist und die Unterschiede nur in Form und Verarbeitung zu sehen sind (gefräster Dorn, gebogener Dorn ..) kann man bei einer Faltschließe schon enorme Unterschiede feststellen. Gerade bei diesem "tragenden" und wahrscheinlich am häuftigsten benutzen Teil an einer Armbanduhr sparen Hersteller oft.
Viele Schließen gehen anfangs gut auf und zu, mit der Zeit verhaken, verkanten und streiken sie aber immer mehr. Damit beim nächsten Kauf alles glatt geht und Ihr die feinen Unterschied erkennt habe ich hier mal die verschiedenen Mechanismen für Schmetterlingsfaltschließen dargestellt:

1. Klemmverbindung
Dies ist die wahrscheinlich einfachste Version. An den "Flügeln" befindet sich ein schmaler Steg [1] der sich beim schließen durch leichten Druck hinter ein umgebogenes Stück Metall [2] klemmt.
Die Vorteile hierbei sind der offene Mechanismus (Reinigung) und die einfache Funktion; beim Öffnen einfach fest genug ziehen, beim Schließen zum einrasten einfach drücken. Der Nachteil liegt im gebogenen Stück Metall [2], dieses kann sich verbiegen - die Schließe geht zu leicht oder zu schwer auf/zu. Das lässt sich mit Geschick und einer Zange zwar gut richten, so richtig gut funktioniert es selten. Der Hauptnachteil dieses drückerlosen Systems ist, dass sich die Schließe durch versehentliches Hängenbleiben des Bandendes öffnen kann.

Fazit: Einfach & robust, kann sich aber von alleine öffnen.

2. Drücker & Haken
Auch dieses System findet man oft, auch bei Sinn funktioniert die Faltschließe nach diesem Prinzip. In den Flügeln befindet sich eine Einkerbung [1], in die beim Schließen Haken einrasten. Die Haken werden im geschlossenen Zustand von einer Feder auseinandergepresst [ b ], diesem Wiederstand muss man beim Zudrücken einfach überwinden, beim Öffnen werden die beiden Haken in die Mitte gedrückt [ b ] und die Schließe öffnet sich.
Diese Schließen funktionieren anfangs oft perfekt, unter/zwischen den Haken sammelt sich aber schnell Schmutz, der die Drücker unsauber laufen lässt, die Schließe klemmt immer mehr. Hobbybastlern gelingt es zwar unter umständen den Mechanismus zu zerlegen und zu reinigen, bei Sinn würde ich allerdings davon abraten, die Schrauben sind eingeklebt und brechen beim rausdrehen ab, lösen lassen sie sich nur durch punktgenaues erhitzen - besser lassen/geht in der Regel schief!

Fazit: Hält sicher, verschmutzt und klemmt aber mit der Zeit.

3. Drücker & Nippel
Ein ähnliches Prinzip gibt es auch mit einem Nippel, der sich auf dem Flügel befindet, er rastet in ein Loch zwischen den Drückern ein indem zwei flache Metallbleche den breiteren Kopf des nippels umgreifen/dahinterschnappen. Dieses Prinzip funktioniert in der Regel etwas besser und der Nippel ist stabiler als die Haken. Bei Schmetterlingsschließen kommt es seltener zum Einsatz, meist nur bei einfach-klappenden Schließen wobei der Nippel dann auf der Schließe sitzt und die Schnappbleche mit den Drückern im Flügel. Sieht man oft bei Faltschließen an Stahlbändern.
Fazit: Hält ebenso Sicher wie Nr. 2, kann auch verschmutzen und unsauber laufen.

4. Drücker & Stege
Dieses Schließen sieht man noch recht selten, obwohl sie in Ihrer Funktionalität unübertreffbar sind. Jeder Drücker hat einen langen Steg, der durch das Mittelteil auf die andere Seite läuft. Dort hat er eine Gegenplatte, an der zwei Schließnippel befestigt sind. Diese Nippel reichen in das Mittelteil der Schließe hinein und rasten dort in die Löcher der Flügel [unteres Bild, 3 & 4] ein. Eine Feder drückt die Nippel nach innen und die Drücker nach außen.
Das ganze wird deutlich am zweiten Bild auf dem ich die zusammengehörigen Teile gefärbt habe. Durch die sich gegenüberliegenden Führungen, die in die Flanken des Schließenmittelteils und bis in die Drücker reichen läuft der Mechanismus sehr gerade und ist gleichzeitig stabil. Der komplett offene Mechanismus ohne Kanten oder aneinanderreibende große Flächen kann nicht grob verschmutzen und ist sehr leicht zu reinigen, gleichzeitig rasten die Flügel sanft ein, weil die runden Stegenden gut einfedern können.


Fazit: Halt sicher, läuft sauber - perfekt.

5. Drücker & Nippel in den Flügeln

Eine sehr seltene Variante des Drückermechanismus: In der Schließenmitte sind links und rechts kleine Löcher [1], in den Flügeln befinden sich federnde schmale Stege [2], die beim Zudrücken einfedern und dann in die Löcher im Schließenmittelteil ausfedern und damit einrasten. Zum Öffnen werden die Federnden Stege der Flügel aus den Löchern gedrückt. Dazu werden zwei Stege, die am Drücker befestigt sind gegen den Federdruck in das Schließenmittelteil gedrückt.
Der Mechanismus ist auch offen und daher schmutzunanfällig. Die Funktion ist super, solange die Federn in den Flügeln den richtigen Druck haben und nichts klemmt oder rostet, dann ist die Schließe nämlich nicht mehr zu retten. Dürfte aber erstmal sehr gut funktionieren.

Fazit: Saubere Funktion & offener Mechanismus, kann mit der Zeit schlechter werden.


Soviel zur Königsklasse der Schließen, den Schmetterlingsfaltschließen. Es mag womöglich noch mehr Varianten geben, diese sind aber äußerst selten.
Bei normalen Klappfaltschließen ist die Funktionsweise gleich, jedoch mit nur einem Flügel in dem dann oft der Mechanismus liegt.
Einige Hersteller haben sich sogar pfiffige Systeme zur variablen Verstellung ausgedacht mit denen das Band um einige Millimeter verschoben werden kann. Bei den besonders guten Modellen geht das sogar mit der Uhr am Arm, was besonders im Sommer praktisch ist, wenn der Arm schonmal dicker wird.
Diese Schließen sind leider in der Regel für Bänder ohne Lochteil gedacht, zum Beispiel Silikonbänder oder Stahlbänder, die an beiden Enden mit einem Federsteg an die Schließe befestigt werden. Auch sind diese Modelle meist exorbitant teuer wenn sie einzeln gekauft werden wollen. Praktisch ist es natürlich trotzdem.
Eine besonders schöne Schließe mit solcher Funktion gibt es zum Beispiel von Omega für das Kautschukband der Seamastermodelle. Durch zwei kleine Drücker lässt sich das Band um kleine Schritte verlängern und Verkürzen.


Ein ähnliches Prinzip auch an einer Doxa Faltschließe am Stahlband.


Ein solches System gibt es schon lange am Stahlband der Seiko Marinemaster, es lässt sich beim Tragen verlängern und verkürzen:

Hinweis: Die Rechte an diesem Bild liegen bei Roger Ruegger, www.rruegger.ch Aus dem Artikel zur Seiko Marinemaster

Eine nahezu perfekte Ausführung dieser Technik kommt von Rolex, einem Hersteller der eigentlich eher für seine klapprigen Blechschließen bekannt ist. Die Schließe vom Stahlband der Sea-Dweller Deepsea ist mit dem Glidelock Mechanismus ausgestattet, der sich zwar nur bei geöffneter Schließe verstellen lässt (jeweils um 1,8mm bis zu 1,8cm), dafür ist die Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben!

Hinweis: Die Rechte an diesem Bild liegen bei Roger Ruegger, www.rruegger.ch Aus dem Artikel zur Rolex Sea-Dweller Deepsea
Vielen Dank für die freundliche Genehmigung!

Ich denke damit dürfte das Thema erstmal abgedeckt sein. Wer noch besondere andere Varianten kennt oder hat - bitte ein Foto an mich, dann ergänge ich die Ausführungen gerne. 8)

8| Und wem jetzt vor lauter Haken, Federn & Stege der Kopf raucht - manchmal tut es auch dieses gute alte Stück:

:thumbsup:



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Samstag, 29. August 2009, 21:50

Super Beitrag! :sensation:
Ich habe ihn direkt mal in die Rubrik "Allgemeines und Zubehör" aufgenommen.
Gruß Gero

Admin_Shorty

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3

Samstag, 29. August 2009, 22:09

Wow !

:bulge:

:sensation:
Grüße Euer Shorty (Markus)

bungy3000

Uhren-Guru

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4

Sonntag, 30. August 2009, 08:10

Na, da hat der iceman ja ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen. Sehr guter Beitrag!
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)