Danke, jetzt kann ich Deine Bilder sehen.
Sie sehen klasse aus, auch wenn einige am Computer modifiziert wurden. Ich wünschte, ich könnte mit meiner Kamera (Canon 50D) ähnlich gut Fotografieren.
1. Freut mich, dass Du die Bilder sehen kannst. Noch mehr natürlich, wenn sie auch gefallen.
2. Einige Bilder wurden modifiziert? Nein, nicht nur einige, sondern alle!
Bei Nr. 3 (teilw. S/W), 7 und 9 (beide Sepia) und 12 (S/W) ist es nur besonders augenfällig, dass ich die Bilder mittels EBV (= elektronische Bildverarbeitung) "gemangelt" habe. Trotzdem gilt, was ich am Anfang des Threads schon schrieb: bei Fotos mit technischen Mängeln kann man mit EBV vermutlich noch etwas retten. Aus schlechten Fotos macht man aber auch mit EBV keine guten Aufnahmen. Das gilt vor allem, wenn Bilder zwar technisch gelungen, inhaltlich und kompositorisch aber belanglos sind.
3. Mit einer "Kanone 50D" des "roten Systems" kann man durchaus genau so gut fotografieren wie mit einer D90 des "gelben Systems"; das ist zumindest in dieser Leistungsklasse keine Frage der Kamera mehr, sondern fokussiert sich auf denjenigen, der die Ausrüstung bedient. Aber ich denke, das weißt Du auch.
Ein Freund aus dem Nikon-Forum beschrieb das in etwa so: immer neuere, bessere Kameras mit immer weiterreichenden technischen Möglichkeiten verhelfen vor allem solchen Leuten zu besseren Fotos, die planlos alles knipsen, ohne sich selbst bestimmte Themen zu suchen, Aufgaben zu stellen und daran gemessen auch die geeignete Ausrüstung zu wählen. Die Fotos solch planloser Fotografen werden dabei aber immer nur technisch besser, inhaltlich und kompositorisch verbleiben sie i. d. R. im Bereich des Belanglosen und Unauffälligen.
Warum gelangen mir im letzten Jahr recht ordentliche Uhren-Fotos (drei davon waren sogar gut genug für den Forumskalender 2010)? Weil ich eine so tolle Kamera habe? Oder weil ich ein so genialer Künstler bin? Auf beide (rhetorischen) Fragen muss die Antwort ganz klar lauten: Nein, nein und nochmals nein. Es lag einfach daran, dass ich neben einer geeigneten Kamera auch den Rest der Ausrüstung (Makroobjektiv, Lichtzelt, Beleuchtung, Accessoires usw.) passend zusammenstellte und mir vor allem Gedanken darüber machte, wie ich das Thema "SINN und Licht" wohl am besten umsetzen könnte, und zwar unter der Prämisse, dass als Ergebnis reprofähige Kalenderfotos herauskommen müssten. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema, die Vorbereitungen, das Aufbauen diverser Situationen "zur Probe" und das anschließende Nachbearbeiten der Rohdaten aus der Kamera hat ganz erheblich mehr Zeit vereinnahmt als das eigentliche Fotografieren. Hätte ich einfach drauflos geknipst, ohne zuvor die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu suchen, so wären die Ergebnisse wohl deutlich schlechter, und vor allem: willkürlicher, geworden; ein "Kalender-würdiges" Foto hätte man demnach als "reines Zufallsprodukt" bezeichnen müssen.
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er-Modus]
Was will ich damit sagen? Fotografieren ist in erster Linie keine Frage der Kamera oder der Ausrüstung. Rembrandts oder van Goghs Gemälde sind auch nicht das Ergebnis eines Zusammentreffens edelster Leinwand mit teuersten Farben, und Picasso wurde nicht deshalb zum bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts, weil er so phantastische Pinsel verwendete. Ebenso wenig wurden Fotografen wie Robert Capa, Andreas Feininger, Henri Cartier-Bresson, Ansel Adams, Eddie Adams oder Nik Ut u. v. a. m. deshalb berühmt, weil sie so exklusive Fotoapparate und Objektive verwendeten, sondern weil sie sich fotografischen Aufgaben und Herausforderungen mit leidenschaftlichem Engagement und unglaublicher Kreativität stellten und nicht eher zufrieden waren als bis sie "das Foto" im Kasten hatten. Dafür gingen sie sogar so weit, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen, und in Robert Capas Fall leider auch verloren. Ohne jetzt dazu aufzufordern, es Robert Capa gleichzutun, so möchte ich an seinen berühmten Ausspruch erinnern: "If your pictures aren't good enough, you're not close enough" - und damit meinte er nicht eine zu große räumliche Distanz, sondern die mangelnde geistige und inhaltliche Auseinandersetzung mit einem Thema bevor man auszieht, es fotografisch umzusetzen. Man muss, zumindest in groben Zügen, das fertige Bild schon vor dem inneren Auge sehen, noch bevor man es mit der Kamera einfangen kann. Nur wer weiß, was er will, bekommt man das Ergebnis, das er möchte.
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