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ICEMAN

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1

Montag, 12. März 2007, 16:13

Automatik noch zeitgemäß???

Hallo Leute

Um eines gleich erst einmal klar zustellen,ich bin u.a. auch ein Automatik-Freund.
Trotzdem habe ich mir schon des öfteren Gedanken darüber gemacht,ob eine Automatik noch zeitgemäß ist.Die maximale Gangreserve bei solchen Uhren beträgt in der Regel zwischen 30 und 40 Stunden,wenn sie voll gespannt sind.
Bei den Gangtoleranzen,die eine Automatik hat,frage ich mich manchmal,ob Sinn sich nicht einmal Gedanken uber andere alternative Energieversorgungen machen sollte.
Ich denke als gutes Beispiel an die Eco Drive Technik wie z.B. sie Citizen entwickelt hat.Auch die Tough Solar von Casio.
Da liegen die Gangreserven wesentlich höher und zudem sind sie auch genauer als Automatikuhren
Was meint Ihr dazu?
bis später... ICEMAN


...bekennende Poliertuchmuschi... :o:

HappyDay989

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2

Montag, 12. März 2007, 18:58

Re: Automatik noch zeitgemäß???

Zitat von »"Momentum"«

Um eines gleich erst einmal klar zustellen,ich bin u.a. auch ein Automatik-Freund.
Trotzdem habe ich mir schon des öfteren Gedanken darüber gemacht,ob eine Automatik noch zeitgemäß ist.Die maximale Gangreserve bei solchen Uhren beträgt in der Regel zwischen 30 und 40 Stunden,wenn sie voll gespannt sind.
Bei den Gangtoleranzen,die eine Automatik hat,frage ich mich manchmal,ob Sinn sich nicht einmal Gedanken uber andere alternative Energieversorgungen machen sollte.
Ich denke als gutes Beispiel an die Eco Drive Technik wie z.B. sie Citizen entwickelt hat.Auch die Tough Solar von Casio.
Da liegen die Gangreserven wesentlich höher und zudem sind sie auch genauer als Automatikuhren
Was meint Ihr dazu?


Ganz einfach: Rein technisch und nüchtern rational betrachtet hast Du mit jedem einzelnen Punkt recht: Mechanische Uhren sind - als reine Zeitmeß- und -anzeigeinstrumente völlig obsolet. Quarzuhren, egal ob als Quarz-Chronometer oder als Funkuhr, möglichst noch solarbetrieben, sind erheblich genauer, haben eine längere "Standby-Zeit" (AKA Gangreserve) und sind obendrein auch noch weniger empfindlich gegen Stöße, Schläge und Temperaturschwankungen sowie fast völlig unempfindlich gegen Positions-/Lageverändernungen. Dazu sind sie auch noch sehr viel billiger in der Herstellung, weil sich Quarzwerke weitestgehend am Fließband herstellen lassen und selbst bei der Verwendung relativ billiger Komponenten noch präziser laufen als mechanische Werke.

Selbst der eingefleischteste Mechanik-Freak würde das nicht abstreiten (können). Soweit, so gut.

Aber: Die bewußte Entscheidung für eine mechanische Uhr ist doch keine Entscheidung für einen besseren Zeitmesser. Sie ist entweder ein Ausdruck der Freude an superpräziser Feinstmechanik oder an der größeren Ästhetik mechanischer Werke (schau Dir mal ein Quarzwerk an, das sieht doch vergleichsweise zum Gähnen langweilig aus). Eine Entscheidung für Mechanik mag sogar als Ausdruck des Schreis nach nachhaltiger Wertigkeit und des Protests gegen die Wegwerfgesellschaft gemeint sein - Quarzuhren werden, wenn sie defekt sind, i. d. R. weggeworfen, weil es billiger ist, eine neue zu kaufen als sie reparieren zu lassen - obwohl dies sicherlich nicht für alle Quarzuhren gilt.
Aus welchen Gründen auch immer jemand seine Entscheidung für Mechanik trifft, es ist in jedem Fall eine "Bauchentscheidung", gegen die rationalere Quarztechnik und für etwas, was scheinbar Leben versprüht, sich bewegt, unendlich kompliziert zu sein scheint und sozusagen als Symbol für die Schöpfungskraft des menschlichen Geistes steht. Erinnerungen werden wach an die Großen der Uhrmacherei. Hier nur mal eine winzige Auswahl:

- Peter Henlein, Erfinder der Taschenuhr
- John Harrison, Schöpfer des ersten Schiffschronometers
- Abraham Louis Breguet, Erfinder des Tourbillon, der berühmten Breguet-Spirale (wird heute noch bei Rolex verwendet) und der ersten Stoßsicherung
- Abraham Louis Perrelet, Erfinder des ersten automatischen Aufzugs für Taschenuhren
- John Harwood, Erfinder des ersten automatischen Aufzugs für Armbanduhren
- Hans Wilsdorf, Entwickler der ersten staub-, feuchtigkeits- und wasserdichten Armbanduhr, der Oyster. Die Aussage ist nicht übertrieben, daß ohne Harwood und Wilsdorf der Siegeszug der Armbanduhr im 20. Jahrhundert undenkbar gewesen wäre.
- Firma Eterna, deren Kugellagerrotor den Bau mechanischer Uhrwerke revolutionierte

Man könnte diese Liste übrigens noch lange fortsetzen. Aber ich denke, es ist schon deutlich geworden, was ich sagen möchte:

Mechanische Uhren trägt man nicht aus dem Wunsch heraus, den präzisesten aller möglichen Zeitmesser, mit der längsten Gangreserve usw. zu haben. Ebenso wenig, wie man einen 356 Porsche, Mercedes 190 SL oder einen Rolls-Royce Silver Ghost heute noch fährt, um damit Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen.

Hochwertige mechanische Uhren versprühen eine Magie, der man sich nur schwer entziehen kann (ich kann es jedenfalls nicht, und ich bekenne mich auch dazu). Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Uhren so genau sind wie Quarzuhren. Sie sind - auch Dank des Fortschritts bei der Material- und Schmiermittelforschung für normale Alltagssituationen hinreichend präzise und unempfindlich. Und das sollte genügen.

Ich empfehle Dir übrigens mal diesen Artikel: http://www.zeitgefuehl.de/mechquar.htm und erweiterend, allerdings sehr pointiert dazu: http://www.zeitgefuehl.de/gwert.htm


[EDIT]

Hier noch mal Bilder zur Verdeutlichung meiner obigen Aussage "Langeweile bei Quarzwerken" und "Faszination der Feinstmechanik":


Ein Quarzwerk von ETA - für Ästheten ein trostloser Anblick :(


Immerhin ein Quarzwerk von Patek Philippe - trotzdem langweilig anzuschauen. :roll:


Dagegen dann hier:


Ein "Feld-, Wald- und Wiesenwerk" von Lemania - schon recht hübsch


Und hier werden Mechaniker-Träume wahr! :thumbup:

[/EDIT]

Catalan22

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3

Montag, 12. März 2007, 19:02

:shock: :shock: :shock:

@Happy - :thumbup:
Gruss Andi

ICEMAN

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4

Montag, 12. März 2007, 19:42

Hallo HappyDay989

Na....nach dem Betrag mußte ich mich erst einmal zurücklehnen und jedes Wort auf mich wirken lassen.
Es ist ja richtig und nachdem ich alles gelesen habe,gebe ich Dir ja auch recht.
Wie ich aber auch zu Beginn schon sagte,bin ich auch ein Automatikfreund!!!!
Nur wenn ich mir Sinn so anschaue und mir ihre innovative Technik betrachte,wäre es doch sicher nicht falsch,trotzdem nach Alternativen zu suchen.
Ich wollte damit auch nicht andeuten,dass ich der Meinung bin,das man Automatikwerke generell nicht mehr verbauen sollte.
Es soll doch nur ein Anstoß dazu sein,die ohnehin schon tolle Technik noch weiter zu verfeinern bzw auszubauen.
bis später... ICEMAN


...bekennende Poliertuchmuschi... :o:

HappyDay989

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5

Montag, 12. März 2007, 20:00

Zitat von »"Momentum"«

Nur wenn ich mir Sinn so anschaue und mir ihre innovative Technik betrachte,wäre es doch sicher nicht falsch,trotzdem nach Alternativen zu suchen.
Ich wollte damit auch nicht andeuten,dass ich der Meinung bin,das man Automatikwerke generell nicht mehr verbauen sollte.
Es soll doch nur ein Anstoß dazu sein,die ohnehin schon tolle Technik noch weiter zu verfeinern bzw auszubauen.


Erst mal Danke für die Blumen. :D

Es gibt übrigens eine Firma, die sich mit der von Dir genannten Problematik schon sehr intensiv auseinandergesetzt hat und auch schon Millionen von Dollar in die Forschung und Entwicklung einer "Revolution der Mechanik" gesteckt hat.

Die Rede ist von der Seiko Spring Drive (siehe http://www.seikospringdrive.de).

Allerdings solltest Du Dir klarmachen, daß die Grenzen der traditionellen Mechanik praktisch erreicht sind. Signifikante Verbesserungen in der Ganggenauigkeit und -reserve lassen sich nur noch durch "Hybridantriebe", also kombinierte Lösungen aus Mechanik und Elektronik erreichen. Wenn man der Spring Drive Böses wollte, könnte man ihr also durchaus vorwerfen, sie sei "nicht Fisch, nicht Fleisch." Sie ist keine reine Mechanik, aber eben auch keine konventionelle quarzgesteuerte Elektronik. Dafür ist sie aber extrem teuer, kann nur in Japan beim Hersteller zur Revision gebracht werden und über ihre Langzeitgenauigkeit und -zuverlässigkeit liegen natürlich noch keinerlei Erfahrungswerte vor.

[EDIT]

Hier noch zwei Bilder des Seiko Spring Drive:





Und hier noch eine Explosionszeichnung der Baugruppen: http://www.seiko-specialist.dk/onlineupdate/my/file.php?/128/ur.jpg

Ästhetisch sieht die Lösung recht gut aus, von der Elektronik bekommt man nicht viel zu Gesicht.

[/EDIT]

6

Montag, 12. März 2007, 23:24

Eine Automatikuhr verkörpert für mich ja gerade die ungenaue Zeit.
Man kann es sich leisten einfach eine nur fast genaue Zeit zu haben.
Einfach mal die Alltagshektik und das Anspruchsdenken ignorieren.:D
Das mechanische Werk ist einfach ein Beispiel für schöne Ingenieurskunst und das Zusammenspiel der Feinmechanik.Da ist es doch klar, dass sowas nicht so genau wie eine Quarzuhr ist.
Eine Automatik lebt, braucht Energie und ist ein kleines Kunstwerk mit Charakter , das durch seine Schönheit punktet und nicht durch Perfektionismus. :)

Wikinger

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7

Dienstag, 13. März 2007, 11:18

Meine Mutter zu meinem letzten Kauf:

"Ach Wernerchen, 2.200 Euro und Du mußt die Uhr sogar noch jeden Tag aufziehen." :D :D :D :D
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.


8

Dienstag, 13. März 2007, 11:56

:toothy10:

Spätestens wenn ich in Italien auf meinem Weingut sitze und die Ruhe geniesse, hole ich mir auch Handaufzug. :)

Catalan22

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9

Dienstag, 13. März 2007, 12:37

Zitat von »"ulixem"«

Eine Automatikuhr verkörpert für mich ja gerade die ungenaue Zeit.
Man kann es sich leisten einfach eine nur fast genaue Zeit zu haben.
Einfach mal die Alltagshektik und das Anspruchsdenken ignorieren.:D
Das mechanische Werk ist einfach ein Beispiel für schöne Ingenieurskunst und das Zusammenspiel der Feinmechanik.Da ist es doch klar, dass sowas nicht so genau wie eine Quarzuhr ist.
Eine Automatik lebt, braucht Energie und ist ein kleines Kunstwerk mit Charakter , das durch seine Schönheit punktet und nicht durch Perfektionismus. :)


@Martin - schön geschrieben... :thumbup: :notworthy: :thumbup:
Gruss Andi

bungy3000

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10

Dienstag, 13. März 2007, 12:59

@ Olaf + Martin: Das habt Ihr sehr schön dargestellt. Kann mann nicht besser machen. Danke!
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)


HappyDay989

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11

Dienstag, 13. März 2007, 13:29

Zitat von »"bungy3000"«

@ Olaf + Martin: Das habt Ihr sehr schön dargestellt. Kann mann nicht besser machen. Danke!


"Man" kann das schon - bloß ich leider nicht. :cry:

Aber auf jeden Fall: Danke für das Kompliment. ;)

bungy3000

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12

Dienstag, 13. März 2007, 14:43

gemeint war: "man". Aber das scheint ja ohnehin eine reine Männersache zu sein, der UhrenwahnSINN.

im Übrigen: keine falsche Bescheidenheit!!!!
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)


13

Mittwoch, 14. März 2007, 10:30


EHU

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14

Dienstag, 20. März 2007, 20:40

Ich muss gestehen, dass ich Anfangs nur eine Alternative gesucht habe um mir den Frust über plötzlich stehende Quarzuhren zu ersparen. Dann fand ich meine Traumuhr einfach nur schön. Dank einiger Tage im Forum und solcher Beiträge fasziniert mich die Feinmechanik die hinter allem steck zunehmend. Werde mich wohl demnächst etwas mehr mit den "Innerreien" auseinandersetzen.
Respekt, weiter so!!
Gruß von EHU us Kölle