Hallo zusammen,
neulich habe ich bei einem bekannten Online-Auktionshaus ein nettes kleines Spielzeug erstanden, welches ich euch kurz vorstellen will: Ein Zehntelmaß oder auch Triebmaß.
Es ist ein Längenmessgerät, welches das Prinzip der Hebelübersetzung zur Erhöhung der Anzeigeauflösung nutzt. Erfunden wurde es im 19. Jahrhundert vom Uhrmacher F.A.Lange (ja, dem aus Glashütte). Üblicherweise - natürlich abhängig vom Hebelverhältnis - kann es Zehntelmillimeter anzeigen, daher sein Name.
Mein Exemplar besitzt eine Übersetzung von etwa 5,9 und weist zusätzlich einen Nonius auf.
Zehntelmaß
Nonius
Zehntelmaß beim Messen
Trotz seines simplen Aufbaus könnte man damit theoretisch sogar Hundertstel eines Millimeters messen. Theoretisch deshalb, weil bei älteren Zehntelmaßen wie meinem der Sehnenfehler nicht korrigiert ist. Dieser entsteht durch den Längenunterschied zwischen dem Kreisbogen, auf dem die Bewegung der Tasthebel erfolgt, und der Geraden (der Sehne), in der gemessen wird.
Sehnenfehler
Bei kleinen Messlängen ist der Fehler noch vernachlässigbar, er wird aber mit zunehmendem Öffnungswinkel immer größer. Ich habe das mal für mein Zehntelmaß ermittelt, in dem ich ein paar Parallel-Endmaße abgetastet habe. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus (ich habe mal den rechnerisch zu erwartenden Sehnenfehler mit eingetragen):
Abweichung
Bis 5 mm misst das Teil überraschend genau. Ab da wird die Anzeigeabweichung immer größer. Am Ende des Messbereichs beträgt der Fehler fast 1,5 %.
Wie ihr anhand der folgenden Bilder sehen könnt, sind die Messschneiden nicht scharf angeschliffen, sondern sie haben eine Dicke von ca. 0,4 mm.
Messschneiden geschlossen
Messschneiden 3 mm geöffnet
Bei neueren Zehntelmaßen wird der Sehnenfehler durch eine ungleiche Teilung der Anzeigeskala kompensiert. Aber neuere Zehntelmaße sehen auch nicht so schön antik aus.
Schöne Grüße!
Quellen:
- Wikipedia
- H. Jendritzki, Hamburg, Schriften der Freunde alter Uhren, Bd. XXV, 1986, S. 39 ff