Nachdem ich bei diesem herrlichen Wetter am vormittag mein Bewegungs - und Frischluftbedürfnis befriedigt hatte und auch die Familie nicht zu kurz gekommen war, war es an der Zeit, sich in den Keller zurückzuziehen und ein lange vorbereitetes Projekt zu verwirklichen.Bei meiner 144 aus 1994 sollte das Gehäuse aufgearbeitet und gestrahlt werden. Anstoss für das Vorhaben war der tolle Beitrag von Robs
klick , nochmals vielen Dank an dieser Stelle dafür. Ich habe im wesentlichen das gleiche Equipment benutzt, nur mein Kompressor ist von Revell (Master Class). Vor ein paar Tagen habe ich als Generalprobe die große Faltschliesse meiner U1 perlgestrahlt, das Ergebnis war fantastisch, die Schliesse sieht aus wie neu, und was noch wichtiger ist, die Optik hat sich im Vergleich zu einer Schliesse mit original "Sinn-Finish" kaum verändert.
Nun also zur 144 :
Das Gehäuse der Uhr wurde natürlich nicht auseinandergebaut, ich habe nur das Glas abgeklebt und den Überstand mit einem Skalpell abgeschnitten, das Klebeband ist ein normales Paketklebeband, das hinterlässt nach dem Abziehen am wenigsten Rückstände und hält bombenfest. Das sah dann so aus, ich denke man kann schon erkennen, das die Uhr ein bewegtes Leben hinter sich hat :
Auch das Band hat eine Auffrischung nötig, die Schliesse habe ich vor einiger Zeit schon mal poliert, weil mich ein paar tiefe Kratzer so gestört haben, das Ergebnis, wie immer bei solchen Aktionen - bescheiden :
Auch hier, Kratzer, Dellen, blanke Stellen, auf den Fotos kommt das gar nicht so rüber :
Nahaufnahme einer Bandhälfte :
und der Schliesse :
Als erstes wurden nun mit einem Dremel und verschiedenen Schleifscheibenaufsätzen und 400er Schleifpapier die tiefsten Dellen und Kratzer beseitigt, da sah dann an einer Bandhälfte so aus :
Und am Gehäuse so :
Nachdem nun die beiden Bandhälften, das Gehäuse und die Schliesse einigermassen kratzer- und dellenfrei waren, konnte nun das Strahlen beginnen, zur Veranschaulichung nochmals meine Arbeitsanordnung, das hier abgebildete Strahlgut (Mikrobeads 211er Körnung) kam aber erst zum Schluss zum Einsatz.
Um nämlich einen einheitlichen Untergrund zu erhalten, und Reste der Kratzer etc. endgültig verschwinden zu lassen, habe ich zunächst mit wesentlich gröberen Aluminiumoxid-Strahlgut begonnen, im Bild recht in der weissen Flasche , die einzelnen Teile sind auf diesem Bild bereits damit gestrahlt, man erkennt ein sehr mattes, rauhes Finish .:
Auch hier am Gehäuse ist die rauhe Oberfläche sehr gut zu erkennen, so kann das natürlich nicht bleiben, der Untergrund ist jedoch schön gleichmäßig und das war das Ziel :
Auch die anderen Teile sind nun vorbereitet für den letzten Arbeitsgang, das Perlstrahlen mit feinsten Glasperlen :
Die Schliesse und die linke Bandhälfte nach dem Perlstrahlen, also im endgültigen Finish, die rechte Bandhälfte hat es noch vor sich :
Jetzt sind alle Teile perlgestrahlt, das Feintuning fehlt noch, aber das Ergebnis kann sich bisher aber schon sehen lassen :
Nachdem alles nochmal begutachtet worden war, teilweise etwas nachgestrahlt werden mußte, schließlich der Zusammenbau und dann sah die Uhr so aus :
Nun gründlich mit Pressluft abgesprüht (der Sand kriecht natürlich in die kleinsten Ritzen) anschliessend noch unter reichlich fließenden Wasser abgespült - fertig !
Jetzt aber an die Sonne und ein aussagekräftiges Foto gemacht :
und noch eins :
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, die Uhr sieht tatsächlich fast wie neu aus, der Aufwand hielt sich in Grenzen, ich denke jeder halbwegs "begabte" Heimwerker kriegt das hin, ich kann nur raten - ausprobieren, vielleicht erstmal mit einer günstigen Uhr ! Die benötigte Ausrüstung kostet wahrscheinlich nicht viel mehr als eine profesionelle Gehäuseaufarbeitung.
Nach Möglichkeit sollte man es aber bei einer komplett zerlegten (auch das Gehäuse) Uhr machen, das Ergebnis dürfte dann noch besser ausfallen, insbesondere weil man bei den Vorarbeiten z.B. nicht immer auf das Glas aufpassen muß.
Ich werde zukünftig darauf achten es nach Möglichkeit dann zu machen, wenn von meinem Uhrmacher eine Revision durchgeführt wird, dann nehme ich das Gehäuse einfach nach Hause und arbeite es auf.
Gedauert hat das ganze übrigens nur eine gute Stunde.