De Mortuis nihil nisi bene, ich weiss, aber das sind halt gerade so meine Gedanken.
Irgendwie kann ich diese Gedankengänge verstehen.
Auch mich hat die Meldung über das sinnlose Massaker in Norwegen mehr schockiert als der Tod einer Frau, bei der man schon seit Jahren darauf gewartet hatte, dass so etwas passiert, weil sie immer nach dem James-Dean-Prinzip lebte: "Live fast, die young and leave a good-looking corpse."
Und dann bin ich doch wieder seltsam berührt, wenn ich Amy Winehouses Musik höre und unwillkürlich daran denken muss, dass ihre Stimme für immer verstummt ist, obwohl es noch viele Lieder gegeben hätte, die sie hätte singen können.
Nun muss Erfolg dem eigenen Glück nicht zwangsläufig so abträglich sein wie im Fall der Amy Winehouse. Aber vielleicht war sie einfach zu jung und charakterlich noch nicht gefestigt genug, um mit dem kometenhaften Aufstieg zu einem Weltstar und dem damit verbundenen Glamour, Ruhm, Geld usw. fertig zu werden und dies richtig zu bewerten. :S
Im antiken Rom galt es zu den Zeiten der Republik als die allerhöchste Ehre, als Feldherr nach einem erfolgreichen Feldzug im Triumph im vierspännigen Streitwagen durch die Stadt ziehen zu dürfen. Hinter dem siegreichen Befehlshaber stand ein Sklave, der ihm einen Lorbeerkranz als Zeichen seines ewigen Ruhmes über den Kopf hielt. Gleichzeitig flüsterte nämlicher Sklave dem derartig umjubelten Triumphator ständig diese drei Sätze ins Ohr:
"Memento mori. Memento te hominem esse. Respice post te, hominem te esse memento."
Sinngemäß übersetzt heißt das soviel wie: "Bedenke, dass (auch) du sterben musst. Bedenke, dass (auch) du (nur) ein Mensch bist. Sieh dich um; denke daran, dass (auch) du (nur) ein Mensch bist. " Dies sollte den Sieger daran erinnern, auch im Moment seines größten Triumphs Maß zu halten und nicht abzuheben. Offenbar hatte Amy Winehouse niemanden, der ihr das Maßhalten und das Nicht-Abheben beibrachte. Sie war wohl von Leuten umgeben, die an ihrem Erfolg partizipieren wollten, und dabei hat sich Speichelleckerei immer als die erfolgreichere Strategie erwiesen als kritische Worte, egal wie gut diese gemeint sein mögen.
So verlor sie sich in einer Welt aus Illusionen, zerbrochenen Träumen, aus schnellem Ruhm und noch schnellerem Geld, wurde gleichzeitig vor der Wirklichkeit des Lebens abgeschirmt und doch alleine gelassen. Letztlich scheiterte sie an sich selbst. Ihre Lebensgeschichte erinnert in ihrer Tragik an die legendäre Hippie-Ikone Janis Joplin und an die inzwischen fast in Vergessenheit geratene Jazz- und Bluessängerin Billie Hoilday.