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Spencer

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21

Samstag, 19. November 2011, 18:14

Sehr interessantes Thema, dass ich jetzt endlich mal ganz lesen konnte.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wie der Rechenschieber bedient wird, geschweige denn wie Logarithmen funktionieren. Ich beneide tatsächlich tapir und el viejo, die das Rechnen noch als Rechnen erlernt haben, wissen wieso Rechnungen wie funktionieren. Ich selber bin 06 mit mittlerer Reife abgegangen, damals hat man sich zwar in der Mittelstufe noch gewisse Herleitungen in Mathe erarbeiten müssen, letztlich wurde aber nach ein paar banalen Rechnungen zum Warmwerden nur noch in Gerät mit sehr vielen Tasten getippt, dessen Bedienung selbst ein eigenes Lehrfeld ist.

Einige Jahre weiter, in der Zwischenzeit wurde ich Hauptberuflich Tellertaxi, zeitweilig mit Schwerpunkt Tetris (Bankett), hatte ich alles verlernt. Höchste mathematische Anforderungen ist hier tatsächlich die Rückgabe von Wechselgeld, die einen, gerade im oben beschriebenen Fall schnell aus dem Konzept bringt - nämlich genau dann wenn das gerade errechnete Rückgeld nicht passt, weil der Gast den Betrag zugunsten eines glatten Rückbetrags ändert. Ich bin mathematisch durchaus begabt, hab ich mir sagen lassen, aber offensichtlich hat die Schulmathematik der 90er hier versagt - Kopfrechnen ist schrecklich für mich!


Nun gehe ich seit August wieder zur Schule (den Saftladen von einer Berufsschule erwähne ich bewusst nicht), zum Abendgymnasium. Die letzten Wochen waren also geprägt von 100ten AHA! Erlebnissen, weil Kenntnisse aufgefrischt wurden, von denen kaum einer mehr wusste, dass er sie mal erlert hatte. Vermutlich, weil niemand es je richtig verstanden und verinnerlicht hatte. Niemandem war es in Fleisch und Blut übergegangen, weil seit der Mittelstufe nur noch blöd in den
TR getippt wurde.

Besonders erschreckend; Ich hatte sogar verlernt schriftlich zu rechnen.
Es galt also alles auf Anfang zu setzen und jeden Schritt aufzufrischen, Grundschulkenntnisse. Bruchrechnen, Prozentrechnen, Dreisatz, Zuordnungen.. dann Funktionen, es geht weiter, demnächst dann wohl auch Themen, die ich noch nicht hatte, aber der Wissensverlust in 5 Jahren ist unvorstellbar.



Auch, und das ist der interessantere Punkt, hat sich die Mathematik verändert, die schulische, denn mittlerweile zählen die Lösungswege und Ansätze noch mehr, als der eigentliche Rechenweg. Wo ich vor 5-6 Jahren noch schriftlich Funktionstabellen errechnen und aufstellen musste, genügt heute die Eingabe der Funktion in einen Taschenrechner mit USB Anschluss. Ein Gerät, dass nicht nur Dezimalzahlen in Brüche umwandelt, sondern auch Funktionen graphisch darstellt, hochste Punkte, Schnittpunkte und derlei auf Knopfdruck anzeigt und letztlich nur noch die Bedienungsanleitung als Grundanforderung stellt.


Für mich ist es, insbesondere beim Lesen dieses Themas, ein sehr zweischneidiges Schwert. Zu gerne würde ich Mathematik grundlegendverstehen und beherrschen; Rechenschieber, Logarithmen..., andererseits ist es heute nicht mehr gefragt oder benötigt. Computer, Taschenrechner, oder eben Handys, wir nutzen die Technik bis zur Idiotie, tippen irgendwann die banalsten Rechnungen ein, weil wir zu doof sind um im Kopf oder mit einfachen Hilfsmitteln zu arbeiten.

el viejo

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22

Sonntag, 20. November 2011, 23:35

Die Kauflete kennen ja die Fallstricke der "höheren" Mathematik (also Subtraktion und Division) und haben daher lauter Rechenwege "erfunden", bei denen Addition genügt. Bei der doppelten Buchführung und auch beim Wechselgeld: Man addiert auf, Warenwert plus was man s an Wechselgeld hat, bis der Betrag, der einem gegeben wurde erreicht ist. OK, wenn der Gast im Mittelteil Trinkgeld spendiert, dann fängt man auch wieder mit neuem Warenwert an ;-)

Aus allgemeiner Lebenserfahrung kann ich aber berichten, daß es Dir niemand wirklich dankt, wenn Du ohne Routenplaner/Navi (in endlicher Zeit und ohne an mehr als einer Oper vorbeizukommen) vom Aegi zu Albrecht (oder umgekehrt) findest, rückwärts einparken (auch links) kannst und "Was ist tausend weniger sieben?" oder 2% Skonto im Kopf rechnen kannst. Mit solchen Fähigkeiten macht man sich unbeliebt.

Ich weiß nicht, ob es noch zutrifft, aber "neulich" konnte man noch in der Mottenburg auf einen Meister seines Faches treffen: Aufnahme der Bestellung im Kopf (unfallfreie Lieferung der Speisen und Getränke), Präsentation der Rechnung dito, und da gehen mehr als zehn Leute den Laden!