Sinn-Uhrenforum.de

Alex, es geht hier nicht um eine Verurteilung im strafrechtlichen Sinn! (Jetzt hätte ich fast gesagt: Herr Wulff ist immerhin Bundespräsident, da gelten für seinen Leumund andere Maßstäbe als für einen mutmaßlichen Ganoven vor Gericht. Andererseits scheinen mir allmählich die Unterschiede zwischen Herrn Wulff und einem mutmaßlichen Ganoven zu verwischen, also halten wir ruhig fest, dass Herr Wulff strafrechtlich zumindest vorläufig als unschuldig zu betrachten ist.)

Herr Wulff hätte sich - und dafür wird er verdammt noch mal anständig genug bezahlt! - normalerweise so zu verhalten, dass kein Verdacht der Vorteilnahme auf ihn fällt. Wenn der Ministerpräsident eines Bundeslandes sich von befreundeten Unternehmern wiederholt zu kostenlosen Urlauben einladen lässt, dann ist das schlicht und einfach nicht in Ordnung. Er verdient Geld genug, um seine Urlaubsreisen selbst bezahlen zu können.

Wenn Dein Ag. es akzeptiert, dass Du Dich von Kunden zu kostenlosen Urlauben einladen lässt, dann ist das schön für Dich. Aber Du bist auch kein Staatsdiener oder politischer Entscheider, bei dem solch ein Verhalten schnell den Eindruck entstehen lassen kann, dass man ihn auf solche Weise einem wohlwollenden Verhalten gegenüber den Anliegen des "edlen Spenders" könnte bewegen wollen. Insofern lässt sich Dein Verhalten wohl kaum mit dem von Herrn Wulff vergleichen.

Zitat von »el viejo«

Weiß jemand, ob der Wulf schon pensionsberechtigt ist?

Das ist ein Bundespräsident ab dem ersten Tag im Amt. Als "Ehrensold" (nicht Pension, denn die würde erst ab dem 65. Lebensjahr bezahlt ) stehen einem "Alt-Bundespräsidenten" selbst nach nur eintägiger Amtsführung jährlich 200.000 €, ein Dienstwagen mit Fahrer und ein eigenes Büro mit Sekretariat zu - alles auf Staatskosten und natürlich ab sofort auf Lebenszeit.

Deshalb bin ich ja auch der Meinung, dass man unseren obersten Grüßaugust mindestens für die eine Amtszeit noch halten sollte, damit er wenigstens ein bisschen für sein Geld tun muss. Ansonsten wäre er nämlich im zarten Alter von nur 51 Jahren nichts weiter eine Belastung für die Steuerzahler. Und ab 65 kassiert er dann noch seine Pension als niedersächsischer Ministerpräsident und was er sich an Überversorgungsansprüchen in seinem kurzen "Arbeits"leben sonst noch erworben hat. Ein normaler Arbeitnehmer müsste für solch eine Rente vermutlich 2.000 bis 3.000 Jahre lang Höchstbeiträge in die Rentenkasse einbezahlen... :rolleyes:

Obwohl ich speziell in diesem Bundespräsident ohnehin nichts anderes sehe als eine Belastung, für die Steuerzahler, das Ansehen Deutschlands im Ausland u. a. m. Spitz formuliert kann ich wohl sagen, dass man das Amt des obersten Grüßaugusts am besten abschaffen und die paar Repräsentationsaufgaben ebenso gut dem Bundestagspräsidenten übertragen könnte, gegen eine kleine Aufstockung seiner Bezüge und Übernahme der für Staatsreisen anfallenden Kosten. Das halte ich für besser, als irgendeinen abgehalfterten Landesfürsten in ein Amt zu heben, das für ihn ganz offenkundig ein paar Nummern zu groß ist, weil er glaubt, mit sehr "rustikalen" Mitteln seine persönlichen Interessen gegenüber einer kritischen Presse durchsetzen zu müssen. - Mein Gott, wie tief bin ich gesunken, dass ich nun schon dieses unsägliche Drecksblatt mit vier Buchstaben als Sinnbild der deutschen Pressefreiheit gegen einen kleinbürgerlichen Grüßaugust mit den Allüren eines Mafiapaten verteidige! O tempora, o mores! - Quousque tandem abutere, Christian Wulff, patientia nostra?

Es ist schon ein Jammer, dass Deutschland seit Helmut Schmidt keinen anständigen Kanzler und seit Roman Herzog auch keinen ordentlichen Bundespräsidenten mehr gehabt hat. Aber wie schon einmal weiter oben geschrieben: unsere Politiker fallen nicht vom Himmel, sondern stammen aus unserer Mitte. Wenn sie sich als nichts anderes erweisen als ein Haufen amoralischer, korrupter, charakterloser und egoistischer Ar...l..., dann liegt das daran, dass wir, als Gesamtheit, einfach keine besseren Leute mehr haben und/oder dass politische Tätigkeiten mittlerweile so unattraktiv geworden sind, dass sich nur noch zweitklassige Laienschauspieler ohne Gewissen und Moral dazu bereit finden, diese Tätigkeiten auszuüben, während Menschen, die im Leben etwas erreichen wollen, ihr Glück in woanders suchen. Natürlich gibt es in allen Parteien noch einige Ausnahmen. Aber die überwältigende Mehrheit verhält sich nicht anders als die Mehrheit des Volkes, das sie - im wahrsten Sinn des Wortes - repräsentieren: opportunistisch, immer auf der Jagd nach einem "Schnäppchen" (dabei fallen die Summen natürlich höher aus, je höher man auf der Karriereleiter steht und je besser man "vernetzt" ist), egoistisch ohne klare moralische Werte und mit einem nur noch oberflächlichen Lippenbekenntnis zu den Grundwerten, für die die Gründer dieser Republik mit innerer Überzeugung und Leidenschaft eintraten, weil sie die Alternativen dazu am eigenen Leib miterlebt hatten. Offenbar ist es, um die Karriereleiter in der Politik erfolgreich besteigen zu können, mittlerweile zu einer unabdingbaren Voraussetzung geworden, nicht nur machtbewusst und ehrgeizig zu sein, sondern in erster Linie verschlagen, amoralisch, opportunistisch, egoistisch und gewissenlos, während man gerade in den Spitzenpositionen Leute bräuchte, die neben allem politischen Gespür, Ehrgeiz und Machtinstinkt eben auch über charakterliche Qualitäten und echte Persönlichkeit verfügen.

Hüten wir uns, auf diese korrupten, egoistischen Polit-Clowns mit dem Finger zu zeigen. "Wer mit dem Zeigefinger auf andere Leute zeigt, sollte nie vergessen, dass drei Finger seiner Hand auf ihn selbst zeigen." Dieses Zitat stammt übrigens auch von einem Politiker, nämlich Gustav Heinemann, einem großen Bundespräsidenten, der sich als "Bürgerpräsident" verstand und sein Amt auch so ausübte. :thumbup:

Inzwischen sind wir, im Großen und Ganzen betrachtet, zu einer Gesellschaft von egoistischen Schnäppchenjägern verkommen, also sind wir doch, wieder im Großen und Ganzen betrachtet, bestens mit einem Repräsentanten bedient, der in nahezu überlebensgroßem Maß das verkörpert, wozu wir gesamtgesellschaftlich längst geworden sind. :rolleyes:

Zitat von »maffu«

In letzter Zeit ist es ja so eine Art Trend geworden, Politiker wegen irgendwelcher Affären ins Rampenlicht zu zerren und da ein bisschen aufzumischen. Aber solange da tatsächlich so Halbwissen herrscht frag ich mich ob das echt in dem Ausmaß nötig ist.

Ich sage dazu, dass offenbar eine Verwechselung vorliegt, nämlich eine Verwechslung von Ursachen und Wirkung.

Nicht die Politiker werden ins Rampenlicht gezerrt, sondern es sind die Politiker selbst, die das Rampenlicht suchen und daher auch genau wissen, worauf sie sich einlassen. Wer sich um Amt und Würden bewirbt, muss damit rechnen, dass sein Verhalten durchleuchtet wird. Und wer dann versucht, etwas zu verbergen, was offenkundig Fragen nach der persönlichen Integrität aufwirft und sich dabei auch noch so dämlich anstellt wie unser oberster Grüßaugust, der hat nun förmlich darum gebettelt, dass man sich seiner etwas genauer annimmt.

"If you can't stand the heat, get out of the kitchen", pflegen die Engländer zu diesem Thema zu sagen. Offenbar sind Herrn Wulff nicht nur Hitze, sondern bereits mittlere Temperaturen nicht so recht zuträglich, wie man nach seinen Reaktionen auf einen zur Veröffentlichung anstehenden Artikel in dieser Vierbuchstaben-Journaille wohl erkennen kann.


Solidaritätsbekundung mit Christian Wulff
(Quelle: de.toonpool.com)

Wieso Countdown? Wenn Wulff nicht abtreten will, dann gibt es nach der Verfassung nur eine sehr vage Möglichkeit, ihn zum Rücktritt zu zwingen oder abzuwählen (Art. 61 GG). Wenn der oberste Grüßaugust dieser Republik erst einmal gewählt wurde, kann er bis zum Ende seiner regulären Amtszeit im Schloss Schönblick sitzen bleiben, seinen "Ehrensold" kassieren und so ziemlich alle Dummheiten begehen, die ein Mensch nur begehen kann. Ausgenommen davon ist nur eine vorsätzliche Verletzung der Verfassung (Art. 61 GG), dann kann man ihn aus dem Amt entfernen lassen und ggf. auch die Ruhebezüge kürzen oder streichen - in der Praxis also nie, denn der Vorsatz muss erst einmal nachgewiesen werden.

Ansonsten geht es immer nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, ... , man kennt das ja.

Ganz ehrlich: Was erwartet ihr eigentlich von unseren Polit-Clowns? Ehrlichkeit? Anstand? Respekt vor dem sogen. Souverän, dem Volk?

Macht euch doch bitte nicht lächerlich. "Die da oben" pfeifen längst auf uns, weil sie begriffen haben, dass sie die Masse des "Urnenpöbels" nach Belieben manipulieren können, immer und immer wieder...

Eurokrise? Schuldenkrise? :wayne: - Da erzählt man uns doch lieber das Märchen von Christian, dem bösen Wulff, von seinem Privatkredit und seinem Anschlag auf die Pressefreiheit. Damit kann man doch viel ausgiebiger Schlagzeilen machen und dem Volk mit den peinlichen Eiertänzen eines aus kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgestiegenen, von einer auf ihren eigenen Machterhalt bedachten Kanzlerin zum Bundespräsidenten ernannten Provinzfürsten "Brot und Spiele" bieten. Der "böse Wulff" ist schon seit den Gebrüdern Grimm ein erheblich geeigneteres Thema für die Massenmedien gewesen als so komplizierte Sachverhalte wie Währungssysteme, Staatsschulden usw. Beim Thema Moral kann schließlich jeder mitreden, um auf den Verfehlungen unseres "Entschuldigungspräsidenten" herumzuhacken, dazu braucht man kein umfangreiches Faktenwissen...

Ja, die Merkel ist schon eine ganz Clevere. Die hat sich, genau wie beim freiherrlichen Fußnoten-"Vergesser", wieder einmal hinter jemanden gestellt, um damit ihre angebliche Unterstützung zu signalisieren.

Frau Merkel, nur um noch einmal etwas grundsätzlich zu erklären:
Wenn Sie jemanden unterstützen oder gar schützen wollen, dann stellen Sie sich bitte vor ihn, nicht hinter ihn.

Hinter jemanden stellt man sich nur aus zwei Gründen: 1. um selbst hinter ihm in Deckung zu gehen und 2. um ihm beizeiten ein Messer in den Rücken stoßen zu können. Was man davon tut, hängt wohl auch davon ab, was der böse Wulff dem Herrn Dieckmann, diesem leuchtenden Beispiel für journalistische Seriosität und Ehrbarkeit auf die Mailbox gelabert hat, richtig? Und natürlich hängt es davon ab, welche peinlichen Details über Herrn Wulffs private Kredite usw. noch ans Licht der Öffentlichkeit gelangen werden.

Ich frage mich nur, wie tief wir eigentlich schon gesunken sind, dass ausgerechnet Deutschlands größtes Drecksblatt, das i. d. R. die Persönlichkeitsrechte seiner Opfer mit Füßen tritt, zum armen, unschuldigen Ziel eines ruchlosen Anschlags auf die Pressefreiheit stilisiert werden soll! Mitleid ist doch nun wirklich das Allerletzte, was diese Journaille verdient hat.

Angesichts einer derartigen Verzerrung der Maßstäbe kann man doch gar nicht so viel fressen wie man kotzen möchte!