Hallo Zusammen,
nachdem ich nun ca. ein halbes Jahr immer wieder in Eurem Forum stöbere, entschloss ich mich zu einer Anmeldung. Nun möchte ich mich auch vorzustellen.
Mein Name ist Mark, bin Baujahr 70 und friste mein Dasein als Entwickler bei einem Automobilzulieferer. Mein Interesse für Uhren wurde vor mittlerweile fast 20 Jahren durch einen Studienkollegen geweckt. Wir hatten bezüglich der Uhren zwar nicht unbedingt den gleichen Geschmack (er hatte damals eine Cartier Santos und trägt mittlerweile ein Krönchen) dennoch hat er mich damals „infiziert“.
Da während des Studiums das Geld etwas knapp war, wurde die Anschaffung einer Uhr zunächst einmal hinten angestellt. Als passionierter Flohmarktjäger bin ich über die Jahre zwar immer mal wieder in den Besitz von mechanischen Uhren gekommen (so z.B. eine ziemlich verwohnte Art Deco Junghans Automatik mit Gangreserveanzeige oder eine BWC Courage) die große Liebe war allerdings nicht dabei.
Vor ca. 14 Jahren wurde ich auf die Fortis von einem Arbeitskollegen aufmerksam. Wie auch ich wurde mein Kollege von Mutter Natur mit einem 17 cm Handgelenkchen gestraft und war bei der Uhrenwahl stark eingeschränkt. Seine Fortis Fliegeruhr mit einem Gehäusedurchmesser von nur 35 mm passte jedoch auch mir wie angegossen. Nachdem ich dann noch über ein Jahr mit meinem angeborenen Geiz kämpfen musste, begab ich mich dann eines Tages zu einem Fortis- Dealer. Dieser verkaufte mit schließlich einen Restposten aus der Zeit bevor ETA die Preise deutlich angezogen hatte. Einziger Wehrmutstropfen war die Tatsache, dass ich das gute Stück so nehmen musste wie sie war- mit Mineralglas an Stelle von Saphir wie ich sie eigentlich wollte. Ich habe es nie bereut da das gute Stück mir bis heute gute Dienste leistet. Auch war mir mein Liebling jahrelang gut genug, auch wenn ich mich immer wieder dabei erwischte wie ich verträumt im Schaufenster die IWC MARK XV anhimmelte.
So ging es jahrelang gut bis 2011 drei voneinander unabhängige Ereignisse zum Kauf nicht nur einer Sinn führten.
Ereignis #1: Auf einem Weg zu einem Termin in einer Gegend in die ich normalerweise nicht komme erblickte ich im Schaufenster eines Sinn- Stützpunktes in der Nacht- Deko ein Plakat der Sinn 917. Die 917 kam aus mehreren Gründen für mich nicht in Frage: erstens ist sie viel zu groß für mich, zweitens stehe ich mehr auf Fliegeruhren mit schwarzen Zifferblättern. Dennoch war ich begeistert von dieser rundherum gelungenen Uhr. Ich konnte noch so lange suchen aber es gab einfach nicht was an diesem Kunstwerk auszusetzen war (und ich habe normalerweise an allem etwas auszusetzen). Die Firma Sinn war mir zwar schon viele Jahre ein Begriff aber ich hatte sie nie als einen Hersteller „meiner“ zukünftigen Uhr in Betracht gezogen. Ich kannte von Sinn nur Designs wie die 142 oder 144. Man möge mir hier im Forum verzeihen, Geschmäcker sind eben verschieden, aber diese Uhren sind einfach nicht mein Fall. So wurde ich auf Sinn aufmerksam.
Ereignis #2: Auf einem Flohmarkt fiel mir der Sinn-Katalog 2010-11 in die Hände. Ich wusste damals nicht, dass der Kundenkatalog von Sinn derart aufwändig aufgelegt wird. Ich hielt den Wälzer zunächst für einen ausgemusterten Händlerkatalog. Da ich noch das Uhrenjahr 2011 von Sinn dazu bekam erschienen mir der vereinbarte Preis fair. Noch am gleichen Abend verschlang ich den Katalog und war sehr beeindruckt von den rafinierten technischen Entwicklungen aus Frankfurt. Darüber hinaus stellte ich fest, dass Sinn neben der 917 noch mehr schöne Uhren baut (356, 756, 103 - genau in dieser Reihenfolge).
Ereignis #3: Der geliebte Kienzle Fliegerchronograph (Quarz) meiner Gattin gab den Geist auf. Da meine Frau eine Schwäche für Fliegeruhren hat sollte der Ersatz für die Kienzle wieder ein Flieger sein- aber diesmal eine Automatik- am besten noch ein Chronograph. Eines Tages wurde ich zu einem gemeinsamen Date nach der Arbeit bei einem Juwelier eingeladen. Meine Herzdame wollte eine Junckers-Automatik anprobieren. Nachdem ich das Teil genauer unter die Lupe genommen hatte war mein Jagdinstinkt geweckt. Dieses Zifferblatt, dieses Gehäuse, diese Verarbeitung- das muss es doch auch in gut geben- oder zumindest in besser. Also machte ich mich auf die Suche.
Chronographen passend für ein schlankes Frauenhandgelenk mit einem Gehäusedurchmesser unter 40 mm gibt es kaum am Markt. Die 3706 von IWC hätte selbst gebraucht mein Budget gesprengt. Natürlich war mir unterbewusst klar, dass die Sinn 356 DIE richtige Uhr für meine Herzallerliebste ist. Aber das Schmuckstück bewegt sich in einem Kostenrahmen den ich nicht mal eben so aus der Portokasse nehmen kann (Haus, Kinder, Auto das bald ersetzt werden muss). Also stöberte ich noch monatelang erfolglos im Netz nach Alternativen zur 356- leider erfolglos.
Weihnachten 2011 kam aber immer näher. Und so verließ ich am 22.12.11 mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede das Haus und machte mich auf den Weg zu dem Sinn- Stützpunkt bei dem ich noch wenige Monate zuvor tief ergriffen das Plakat der 917 bestaunt hatte. Im Verkaufsraum tummelten sich noch einige andere Leidensgenossen, die ihre Panikeinkäufe tätigten. Als ich an der Reihe war gab ich mit leicht zittriger Stimme zu verstehen, dass ich mich für eine Sinn aus dem Schaufenster interessiere. „ Da hol ich mal besser den Chef“ sagte die nette Verkäuferin. Trotz des enormen Kundenverkehrs wurde nahm man sich über eine halbe Stunde für mich Zeit (in manchen Forenbeträgen liest man ja, dass es im Füldchen hier und da etwas weniger herzlich zugehen kann). Aber letztendlich war es schon um mich geschehen als ich die 356 SA erstmals in der Hand hatte. Sie war noch schöner als im Katalog. Als ich dann noch feststellte dass die Seriennummer bis auf eine Ziffer dem Geburtsdatum meiner Holden entsprach, gab es kein Zurück mehr. Die isses!!! Mit der 356 SA und dem 2012er Sinn Kalender verließ ich mit einem sehr guten Gefühl den Sinn Stützpunkt. Wäre die Box nicht bereits im Laden so liebevoll verpackt worden, hätte ich mich bis zur Bescherung vermutlich unzählige Male zum Versteck geschlichen und hätte die Sinn angeschaut und anprobiert. So blieb sie aber bis zu Ihrer eigentlichen Bestimmung unberührt in der Box. Meine Gattin war begeistert.
Um den ohnehin schon viel zu langen Beitrag nicht noch unnötig weiter in die Länge zu ziehen- Ich MUSSTE auch einen Sinn Chrono haben. Eine Neuanschaffung kam für mich aber zunächst nicht in Frage.
Erstens musste ich mittlerweile jeden Tag damit rechnen, dass mein Auto und endgültig den Dienst quittiert.
Zweitens geht es bei mir bei der Arbeit manchmal etwas rauer zu und ich wollte eine Uhr die ich guten Gewissens als Alltagsuhr nutze und kein Schmuckstück das nur im Uhrenbeweger vor sich hin vegetiert.
Ich glaube in diesem Forum habe ich mal folgendes gelesen:
Was sind die 3 großen Krisen im Leben eines Mannes?
1) Frau weg
2) Job weg
3) Kratzer in der Uhr.
Also dann doch lieber eine Uhr die bereits etwas Patina hat. Da bereitet dann nicht jede neue Macke gleich körperliche Schmerzen.
Der Sinn- Händler meines Vertrauens machte mir jedoch keine große Hoffnung eine gebrauchte 356 o.Ä. zu finden da sich nur wenige wieder von einer Sinn trennen,
Nach wochenlanger erfolgloser Suche im Netz begab ich mich dann mit einer ungewohnt dicken Brieftasche auf eine Uhrenbörse. Da diese Börse keine 15 km vom Füldchen entfernt stattfand, war meine Erwartung recht hoch gesteckt eine enorme Auswahl an Sinn- Uhren zu vorzufinden (was war ich naiv). Ich wurde dann auch bitter enttäuscht. Gefühlte 40 % der Auslage hatte ein Krönchen + Leselupe. Ungefähr 30 % beanspruchte Breitling. Die verbleibenden 30% teilte sich der Rest der Uhrenwelt. In der unüberschaubaren Menge an Uhren zählte ich keine 10 Sinns. Es scheint schon was dran zu sein dass man sich von einer Sinn einfach nicht trennen kann.
Nach unzähligen Runden durch die Halle wurde ich dann schwach. So nenne ich jetzt eine etwas betagte aber gut erhaltene 103 mein Eigen: Laut Zifferblattaufdruck hat sie wohl noch ehrliches Tritium als Leuchtmasse. Das Gehäuse entspricht der 103 SA (Edelstahlrand an der Lünette, verschraubte Drücker für die Stoppfunktion, Saphirglas und Glasboden). Allerdings hat sie nicht die schicken gebläuten Schrauben wie die aktuelle SA. Darüber hinaus ist der Grad der Entspiegelung des Frontglases im Vergleich zu der 356 meiner Gattin deutlich geringer oder vielleicht auch gar nicht vorhanden. Beim Sinn- Stützpunkt in meiner Nähe habe ich über die Seriennummer in Erfahrung bringen können, dass sie noch im letzten Jahrtausend über den Ladentisch ging und nicht „heiß“ ist (na Gott sei Dank).
Ich trage sie fast jeden Tag und vermisse mittlerweile regelrecht ihr Gewicht wenn ich mal etwas anderes am Arm habe.
!!
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Dienstag, 23. April 2024, 22:28
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