Aktuelle Lieferzeiten bei Sinn

  • Die aktuellen Lieferzeiten bei Sinn betragen in der Zwischenzeit mehrere Monate, bei vielen Uhren ist im OnlineShop eine Lieferzeit von 34 Wochen - also knapp 9 Monate - vermerkt.
    Ich hatte heute zu diesem Thema ein Gespräch mit Sinn Spezialuhren und möchte Euch einen Überblick zu der Situation geben und aus unserem Gespräch berichten.

    Die letzten beiden Jahre waren für das Unternehmen Sinn Spezialuhren eine große Herausforderung. Sinn Spezialuhren wünscht sich "nichts sehnlicher, als den Kunden wieder ein tolles Einkaufserlaubnis zu ermöglichen."
    Ursache für die aktuelle Lieferzeiten sind vielschichtig. Es treffen viele Faktoren, die sich auf die Verfügbarkeit der Uhrenmodelle auswirken, aufeinander, teilweise verstärken sich diese gegenseitig.
    Die Uhrmacher-Kapazitäten, insbesondere in den Uhrmacherwerkstätten, sind voll ausgelastet. Der in Deutschland herrschende Fachkräftemangel im Handwerksbereich stellt Sinn in dieser Wachstumsphase vor große Herausforderungen. Trotz interner Ausbildung im Uhrmacherhandwerk und Stellenausschreibungen können derzeit nicht alle offenen Stellen im Produktions- und Reparaturbereich besetzt werden.
    Zudem ist Sinn wie so viele andere Unternehmen von Zulieferern abhängig. Hier spürt man die negativen Auswirkungen der Pandemie - einzelne Komponenten der Uhren werden teilweise mit erheblicher Verzögerung geliefert. Die unsicheren Lieferangaben führen nicht nur bei neuen Uhren, sondern auch bei Reparaturen und Revisionen zu erheblichen Verzögerungen.
    Grundsätzlich werden die Zulieferteile durch die Wareneingangskontrolle geprüft, nicht alle bestehen die Vorgaben von Sinn. So sind die avisierten Liefertermine und damit der Liefertermin der Uhr schnell wieder Makulatur. Anderseits kann es sein, dass aus nicht nachvollziehbaren Gründen mehr Zulieferteile geliefert werden können, als zugesagt. Das Wachstum von Sinn Spezialuhren ist unter diesen Gesichtspunkten eine enorme Herausforderung. Auch ohne die Pandemie wäre das Unternehmen durchaus gefordert, das Wachstum zu stemmen.

    Sinn möchte sich für die langen Lieferzeiten bei seinen Kunden entschuldigen und will dabei auch offen sein:
    In den nächsten Wochen und Monaten mit weiter steigender Nachfrage nach Sinn-Uhren, wird sich die Situation kurzfristig nur unerheblich verbessern.
    Zu viele Mitarbeitende und Ressourcen fehlen noch, sowohl bei den Lieferanten, als auch in einigen Bereichen bei Sinn selbst.
    Neueinstellungen im Stammhaus aber auch in unserer neuen Niederlassung in Dresden sind im vollen Gange und werden helfen die Situation mittel- und langfristig zu entspannen.
    Diesbezüglich ist man sehr zuversichtlich, weiterhin hochqualifiziertes Personal gewinnen zu können.

    Sinn Spezialuhren wird mit über 150 Mitarbeitenden alles Menschenmögliche leisten, um schnellstmöglich wieder ein spannendes Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Sinn Spezialuhren möchte sich für die Kundenloyalität und - falls Liefertermine nicht wie erwartet oder geplant eingehalten werden können - für das Verständnis bedanken.
    Sinn Spezialuhren setzt alles daran, so schnell es geht, wieder die Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu bieten, die man von Sinn Spezialuhren zu Recht erwartet.

    Gruß

    AndiS

    Alles hat seine Zeit.

    Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen (Sir Peter Ustinov)

  • Soweit die Infos von Sinn.
    Ausserhalb des Gespräches ist mir noch wichtig, darauf hinzuweisen, dass Sinn Spezialuhren wie jedes andere Unternehmen das Ziel hat, Gewinne zu erzielen.
    Jede nicht gelieferte Uhr, jede Stornierung eines Auftrages - sei es für eine neue Uhr oder ein Serviceauftrag- reduziert den Gewinn des Unternehmens. Jede Reklamation, jeder unzufriedene Kunde, jedes zusätzliche Gespräch fordert jeden einzelnen Mitarbeiter-weit mehr als üblich. Sicherlich auch über das gesunde Maß hinaus.
    Somit hat Sinn ein ureigenes Interesse, schnellstmöglich wieder performant liefern zu können. Nur so kann das Unternehmen Gewinne erwirtschaften und weiter investieren. Es würde mich nicht wundern, wenn in dieser schwierigen Phase keine neuen Modelle lanciert werden. Dennoch ist es wichtig, nicht inne zu halten um auf der Stelle zu treten, sondern den Kunden weiter neue, interessante und spannende Uhren anbieten zu können. Wie ich heute erfahren durfte, sind die Herbstneuheiten 2022 im Zeitplan, um sie im Herbst präsentieren zu können. Respekt !
    Nach den Informationen zu den Lieferzeiten muss klar sein, dass sicher nicht alle Uhren dann sofort lieferbar sein werden. Da darf keiner enttäuscht sein.

    Wenn ich meine persönliche Erfahrungen aus meinem beruflichen Alltag betrachte, wundert mich garnichts mehr. Zuerst waren es die Unwägbarkeiten der Pandemie, die die normale Grundversorgung schwierig gemacht hat. Damit ist nicht nur das allseites bekannte Klopapier gemeint, sondern z.B. auch Ersatzteile für Maschinen und Fahrzeuge. Ich kenne Leute, deren Auto konnte 4 Monate lang nicht repariert werden, weil kleine, vermeintlich unwichtige Ersatzteile gefehlt haben. Ein eigentlich einfacher Kühlwasserschlauch für 14,62 Euro kann dabei entscheidend sein.

    Im Gespräch mit Sinn war mit keinem Wort das Thema Preissteigerungen und hohe Kosten für Materialbeschaffung oder Personalkosten ein Thema.
    Man braucht keinen Master in Business Management, damit klar wird, welche Folgen die beschriebene Situation hat. Die explosive Mischung aus mangelnder Materialverfügbarkeit, schwieriger Logistik mit erheblichen Mehrkosten und v.a. den Personalmangel wirkt sich deutlich auf die Kosten aus. Dies betrifft natürlich nicht nur SInn, sondern alle Uhrenproduzenten.
    Es wird in dieser Branche so wie woanders sein, dass derjenige Ware bekommt, der bereit ist, den höchsten Preis zu bezahlen. Die Kalkulation einer Uhr kann nicht mehr stimmen,. Wenn Sinn alle Mehrkosten umlegen würde, müssten die Uhren sicherlich deutlich teurer werden - zumindest bei der aktuellen Versorungslage.

    Ich kenne persönlich die Lieferantensituation in der Uhrenbranche nicht en detail. Da ich aber beruflich mit technischen Vertrieb und damit auch mit der Verfügbarkeit von technischen Produkten zu tun habe, kann ich ein Lied singen. Zuerst wurden Werke geschlossen wegen der Pandemie und der hohen Personalausfälle. Dann wird die Produktion wieder aufgenommen, allerdings stockt die Logistik. Fertig produzierte Ware steht monatelang irgendwo auf dieser Welt oder befindet sich im Bauch eines Ozeanriesen zwischen Südost-Asien und Europa. Oder der Kahn steht quer in irgendeinem Kanal.
    Im Ahrtal gab es übrigens nicht nur kleine Häuschen an vormals idyllischen Flüsschen sondern auch viele produzierende Firmen. Die waren irgendwann einfach weg.
    Wenn dann die Ware irgendwann doch im Hafen ankommt, sind plötzlich keine LKW-Fahrer mehr greifbar, weil die gerade ihre Heimat verteidigen müssen. Die erhebliche gestiegenen Rohstoffpreise
    fordern zusätzlich ihren Tribut. Während Oma Lotte über eine Verdreifachung der Energiekosten stöhnt, gibt es Branchen wie die Glasbranche, die aufgrund eines hohen Energieeinsatzes in der Produktion sich die Frage stellen muß, wie sie überleben.

    Vor uns liegt bestimmt nicht der Untergang des Abendlandes, aber man muss sich schon bewusst machen, dass die Logistik weltweit ins Stocken geraten ist. Das bedeutet, dass eine schnelle Erholung und sauber abstimmte Abläufe weit entfernt sind.
    Es wird meiner Meinung nach Jahre dauern, bis die Versorgungslage und damit auch das Preisgefüge sich wieder so stablisiert hat, wie vor der Pandemie.

    Und was bedeutet das für uns als Uhrenkäufer?
    Geduld. Und das Verständnis für die Situation.
    Und das Bewusstsein, dass wir von einem Luxusgut sprechen und für uns -zumindest als Kunde- keine existenziellen Probleme entstehen.

    Gruß

    AndiS

    Alles hat seine Zeit.

    Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen (Sir Peter Ustinov)

  • Vielen Dank für deine umfassende Ausführung. Da kann ich nichts mehr hinzuzufügen. Umso wichtiger ist es in Zukunft starke und verlässliche Partner an seiner Seite zu haben. Wichtig auch treue und verständnisvolle Fans, die die Situation fair und objektiv bewerten.

    Die schlechte Nachricht: die guten Zeiten scheinen erst mal vorbei zu sein.
    Die gute Nachricht: auch schlechte Zeiten gehen vorüber.

    In diesem Sinne, bleibt positiv in eueren Gedanken und alles Gute! : like

    Munter bleiben......

    Intruder

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!