Adieu Mühle...?

  • Zitat von georg


    da Du das Urteil (welches noch nicht rechtskräftig ist!) und die Zusammenhänge nicht kennst, hier ein Link zur Info :wink:

    http://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?…ghlight=#214941

    Hallo Georg,

    nun, ich vermag weder in dem Urteil noch in sonstigen Texten zu dem Fall irgendetwas zu entdecken, das dem widerspricht, was ich schrieb:

    Nomos sagt in ihrer Presseerklärung von Anfang Juli, sie hätten auf 99 % der Vertragsstrafe (übrigens "nur" 63, nicht 65 Mio. Euro) verzichtet , wenn Mühle sich im Gegenzug dazu verpflichtet hätte, endlich auf die Verwendung der Bezeichnung "Glashütte" auf ihren Uhren zu verzichten. Das aber will Mühle nicht, daher wird die komplette Vertragsstrafe fällig.

    Und Mühle ließ sich damals, in 2002, auf einen Vergleich mit Nomos ein, der ihnen heute zum Verhängnis wird. In dem Vergleich erkennt Mühle an, daß wenigstens 50 % der Wertschöpfung an einem Uhrwerk (nicht nur an der Uhr insgesamt!) aus Glashütte stammen muß. Und aus der Nummer kommen sie ggw. nicht mehr raus.

    Soweit zu dem, was ich schrieb, sehen wir nun, wie es weitergehen könnte:

    Nun kann man eine Firma natürlich auch einfach in die Insolvenz (und nachfolgend den Konkurs) gehen lassen, um dann einen Neuanfang zu machen, ohne dabei die Rechtsnachfolge der Vorgängerfirma anzutreten und damit entsprechende Verträge, Vergleiche, Verpflichtungen usw. aus der verhängnisvollen Vergangenheit übernehmen zu müssen. Vielleicht (oder sogar wahrscheinlich) hat Thilo Mühle genau das vor. Doch ganz so einfach ist das heutzutage nicht mehr, und schon gar nicht unter den Argusaugen einer argwöhnischen Konkurrenz, die sich sicherlich schon längst ausgerechnet hat, welche Optionen der Familie Mühle noch bleiben, und die vielleicht sogar schon einen Plan A, B und C entwickelt hat, wenn es zu "die Mühle-Story, Teil 5" kommt. Eine offiziell bestellte Insolvenzverwaltung dürfte jedenfalls angesichts der Höhe der offenen, gegen Mühle ggw. bestehenden Forderungen wohl mangels zu erwartender liquider Mittel in entsprechender Höhe abgelehnt werden.

    Und noch eines dürfte klar sein: Fängt eine Firma Mühle - wie immer sie dann unter ihrem neuen Geschäftsführer (Thilo Mühle?) heißen mag - damit an, Uhren mit Schweizer Innenleben und dem Label "Glashütte" zu produzieren, beginnt das Theater wieder von neuem. Davor wäre für die Familie Mühle allerdings noch ein klitzekleines Problem zu lösen: Da die gesamte aktuelle Firma im Zuge der Liquidation samt Maschinen, Gebäuden usw. "versilbert" werden dürfte, dürfte es für Mühle schwierig werden, in Glashütte überhaupt noch einen Platz zu finden, an dem sie ihren Hut aufhängen, geschweige denn eine neue Firma gründen können. Und welche Bank ihnen das Geld für "Mühle, Teil 5" vorschießen soll, wäre auch noch zu klären, denn aus Oma oder Opa Mühles Sparstrumpf werden sich die erforderlichen Gelder sicherlich nicht zaubern lassen.

    Es ist durchaus nicht so, daß ich der Familie Mühle oder der Firma Nautische Instrumente Mühle und ihren Angestellten irgendetwas Böses wünsche; im Gegenteil. Ich habe selbst eine Mühle-Uhr (M12 Big Sports), die ich sehr schön finde. Und es ist auch nicht so, daß ich in Nomos einen uneigennützigen Vorkämpfer für die edle Rettung der Herkunftsbezeichnung Glashütte sehe. Daß es Nomos natürlich zunächst darum geht, einen Mitbewerber loszuwerden, ist mir durchaus klar. Andererseits ist Mühle aber auch in so ziemlich jedes Fettnäpfchen getreten, das im Wege stand.

    Spielen wir doch mal ein alternatives Szenario durch:
    Mühle weiß, daß ihnen Nomos an die Karre fahren will, und Mühle weiß auch, daß der Stein des Anstoßes nur die verwendeten Uhrwerke Schweizer Provenienz sind, die in Glashütte von Mühle lediglich mit einem anderen Rücker und Rotor ausgestattet werden, womit sich natürlich nicht der Glashütter Mindestsatz von 50 % am Wert des Werkes als einheimische Leistung erreichen läßt. Demontage- und Remontage importierter Werke trägt ebenfalls nichts zu den 50 % bei. Was also tun?
    Bei den Gehäusen ist man dank der Produktion durch die einheimische S.U.G. auf der sicheren Seite, und die Bänder machen keinen so hohen Kostenanteil an der gesamten Uhr aus, daß man sich irgendwelche Sorgen machen müßte.
    Nun könnte Mühle hingehen, sehr viel Fremdkapital in die Firma holen und eigene Werke entwickeln, so wie Nomos, Lange & Söhne und Glashütte Original/Union Glashütte dies taten. Doch damit wären Selbständigkeit, Unabhängigkeit, kurzum, Mühle als familieneigener Betrieb, ein für alle Male perdu. Doch da gibt's noch einen anderen Weg, und den ging die Firma Bruno Söhnle, die ganz ungeniert und völlig in Übereinstimmung mit geltendem Recht "Glashütte" als Herkunftsbezeichnung auf ihre vergleichsweise bescheiden bepreisten Quarzticker, natürlich bestückt mit ausländischen Werken, drucken darf. Wie ist das möglich? - Nun, das ist ganz einfach: Die eingebauten Quarzwerke sind so billig, daß jede manuelle Weiterbearbeitung die Kosten so weit nach oben treibt, daß locker 50 % des "Gesamtwertes" solcher Werke in Glashütte generiert wird. Ein Werk, das im Einkauf 10,00 Euro kostet, benötigt nämlich nur noch wenige Minuten händischer Nachbearbeitung in Glashütte, um die 5,01 € (> 50 %) an "Wertzuwachs" zu generieren, mit der die Bezeichnung "Glashütte" legalisiert wird.

    Nun wird man mit Fug und Recht einwenden, daß dies bei billigen Quarzwerken leicht möglich ist, während es bei teureren mechanischen Werken schwieriger ist. Das stimmt zwar, aber was spräche denn z. B. dagegen, mit einem Rohwerke-Produzenten (von mir aus auch Seiko :D ) eine Übereinkunft zu schließen, daß in Glashütte eine gemeinsam gehaltene Gesellschaft gegründet wird, die dort Rohwerke "Made in Glashütte" produziert. Diese werden dann an Mühle (oder jeder andere Firma, die in Glashütte Uhren bauen will) geliefert, dort endgefertigt, eingeschalt und justiert. ;) Auf diese Weise hätte man sogar nahezu 100 % der Wertschöpfung in Glashütte. Andere Maßstäbe scheint es doch nach den derzeitigen gesetzlichen Grundlagen gar nicht zu geben.

  • Vielleicht will Thilo Mühle einfach nur die Kohle vom Schweizer Nummernkonto holen und sich ein schönes Leben machen. :D

    Spaß beiseite.Als Aussenstehende können wir nur mutmaßen was hier genau abgeht.

    Nur was mich bei diesen Argumentationen immer ein wenig stört, sind die unbestätigten Quellen. :)

  • Zitat von ulixem


    Nur was mich bei diesen Argumentationen immer ein wenig stört, sind die unbestätigten Quellen. :)

    Das war meinerseits eigentlich keine Spekulation, sondern nur das Aufzeigen einer Alternative, wie man sie evtl. hätte gehen können, zumindest in ähnlicher Form. Was nunmehr aus Mühle wird, hängt wohl auch davon ab, wann die Aufforderung zur Zahlung von 63 Mio. € ins Haus flattert. Bis dahin können sie ja noch weitermachen... Und wenn sie sich einen Zahlungsaufschub gewähren lassen oder Ratenzahlungen vereinbaren (wäre angesichts der o. g. Summe ja nur zu verständlich), dann kann sich das mit dem Ende von "Mühle, Teil 4" noch eine ganze Weile hinziehen. ;)

  • @Olaf

    Da hattest du mich falsch verstanden.
    Deine Argumentation ist doch stimmig. :)

    georg

    Alle sind ersetzbar.Sinn hat auch den Wegfall von dem Lemania 5100 Kaliber überlebt. :D
    Und Sinn hat auch vor SUG die Gehäusefertigung hinbekommen.
    Vielleicht wird Sinn ja noch eine Manufaktur mit einem eigenen Kaliber. :)

  • Weshalb hier wem was auf Grundeis geht, ist doch wurscht. Mühle hat sich an den vor Jahren selbst geschlossenen Vergleich nicht gehalten. Die von Nomos jetzt eingeräumte preiswerte 1%-Regelung hat man bei Mühle abgelehnt. Also hat sich Mühle bewußt in die Insolvenz fallen lassen.

    Vielleicht auch ein Weg, die Fesseln des (blöden) Vergleichs von 2002 zu sprengen und "unbelastet" mit einer neuen Firma (mit ähnlichem Namen...) weiter zu machen.

    "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)

  • Zitat von ulixem

    @Olaf

    Da hattest du mich falsch verstanden.
    Deine Argumentation ist doch stimmig. :)

    Vielen Dank, Martin. Endlich mal wieder jemand, der mein Genie erkennt... :D :D :D (Natürlich nur Spaß!)


    Zitat von ulixem


    @ georg

    Alle sind ersetzbar.Sinn hat auch den Wegfall von dem Lemania 5100 Kaliber überlebt. :D
    Und Sinn hat auch vor SUG die Gehäusefertigung hinbekommen.
    Vielleicht wird Sinn ja noch eine Manufaktur mit einem eigenen Kaliber. :)

    SINN dürfte mit der "ab 2011 gibt's nur noch komplett montierte ETA-Werke"-Regelung relativ wenige Probleme haben. Schließlich machen sie schon jetzt nichts anderes als mehr oder weniger komplett vormontierte ETA-Werke einzuschalen. SINNs technische Meriten liegen - von Diapal abgesehen - nicht im Bereich der Werke, sondern der Gehäuse.

    Das Lemania 5100-Kaliber war eigentlich nichts anderes als ein damals extrem modernes Werk, deren Hauptbestandteile aus Plastik gefertigt wurden. So gesehen entstammte es der gleichen Philosophie ("Kunststoff statt Metall"), die auch Tissots "Idea 2001"*, den mechanischen Vorläufer der Swatch, hervorbrachte. Der Ruhm des 5100-Kalibers bestand und besteht eigentlich nur darin, daß das Werk militärische Spezifikationen hinsichtlich Robustheit und Zuverlässigkeit erfüllt, nicht so sehr in einer extrem hohen Ganggenauigkeit. In der täglichen praktischen Anwendung im zivilen Bereich ist es dem ETA/Valjoux 7750 m. E. unterlegen.

    * Hier übrigens ein Bild der Idea 2001:

    Quelle: http://www.chronomania.net


    @ georg:
    Nichts gegen die Sellita, aber daß deren Werke genau so gut sind wie die der ETA, muß der Neuling erst noch massen- und dauerhaft unter Beweis stellen. Auch wenn es für Mühle vielleicht ein Rettungsanker werden könnte, aber davon zu sprechen, daß Nomos deswegen in Panik geriete, halte ich für etwas übertrieben. Beide Firmen zielen auf unterschiedliche Käufer; wer vom Design eine Mühle-Uhr vorzieht (so wie ich), wird sich wohl kaum eine Nomos kaufen. Umgekehrt dürfte das wohl auch gelten.

  • Die spinnen, die Römer... meistens. Aber hier klatschen sie an der richtigen Stelle.

    "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)

  • Da hat NOMOS dann wohl noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen, obwohl nach dem gesamten vorherigen Verhalten von Mühle das nicht unbedingt zu erwarten war. Vielleicht sind ja auch die jetzt zu zahlenden 200.000€ mehr, als die zu erwartende Quote...

    "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)

  • ------------------------------------------------------------
    Muehle-Glashuette GmbH: Ende der Insolvenz
    ------------------------------------------------------------
    Pressemitteilung der Muehle-Glashuette GmbH vom 28. Februar 2008:

    "In der heutigen Abstimmung vor dem Amtsgericht Dresden nahmen die Glaeubiger der Muehle-Glashuette GmbH den vorgestellten Insolvenzplan einstimmig an. Dieser wurde von der Geschaeftsfuehrung des Glashuetter Traditionsbetriebs in enger Zusammenarbeit mit dem vom Gericht eingesetzten Sachwalter, Rechtsanwalt Helgi Heumann aus Dresden sowie dem ebenso auf Insolvenzrecht spezialisierten Fachanwalt Andrew Seidl erarbeitet. Der Plan wurde durch das Gericht bestaetigt, so dass Mitte Maerz mit der endgueltigen Aufhebung des
    Insolvenzverfahrens zu rechnen ist. Muehle-Geschaeftsfuehrer Thilo Muehle zeigt sich erleichtert und will alles daran setzen, das Unternehmen auch weiterhin auf einem hohen Qualitaetsniveau voran zu bringen. Bestaetigung findet er von Rechtsanwalt Helgi Heumann:
    "In der kurzen Zeit der Insolvenz konnten die Weichen fuer eine erfolgreiche Zukunft von Muehle-Glashuette gestellt werden. Die Geschaeftsfuehrung ist kompetent, die Finanzierung sowohl des Insolvenzplans als auch der weiteren Zukunft ist sicher gestellt, der Vertrieb
    wurde neu strukturiert und vor allem wurde der hohe Qualitaetsstandard der Produkte nochmals verbessert. Muehle-Uhren koennen sich mit Fug und Recht "Uhren aus Glashuette" nennen."

    Grüße Euer Shorty (Markus)

  • Ich bin heute zufällig durch einen jungen Kollegen auf eine MÜHLE Glashütte Uhr gestossen. Da habe ich mich gleich Mal über die mir bislang gänzlich unbekannte Firma kundig gemacht.

    Das MÜHLe die Insolvenz abwenden konnte ist ja mittlerweile bekannt. Die ganze MÜHLE-Story findet sich übrigens auch in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Nautische…_Glash%C3%BCtte

    Beim Scannen des MÜHLE-Programms bin ich natürlich auch - wie bereits einige Vor-Poster hier - an der RASMUS hängen geblieben. Die Uhr ist jedoch kein Sonderangebot. Hier in eBay zu EUR 1.909: http://cgi.ebay.de/Muehle-Glashue…id=p3286.c0.m14

    Ich bin ja eigentlich ein Freund von schwarzen Uhren/Zifferblättern, aber bei dieser "nautischen" Uhr macht sich das blau fast noch besser. Die Uhr ähnelt stark dieser "legendären" im Internet vertriebenen, limitierten DREADNOUGHT (http://images.google.de/imgres?imgurl=…0DE270%26sa%3DN), die heute angeblich Liebhaberpreise um USD 3k erzielt. Die DREADNOUGHT ist jedoch "nur" bis 500 Meter wasserdicht, die RASMUS bis 1.000 Meter.

    So, wer kauft sich nun die MÜHLE RASMUS und berichtet hier anschließend seine Erfahrungen ^^ ?


    PS: Die Uhr vom Kollegen (ich denke es handelt sich um eine "M12 Big Sports" geht übrigens täglich bis zu einer Minute vor und das obwohl sie alle 2 Jahre (!) einen Ölwechsel bei MÜHLE spendiert bekäme (ca. EUR 150,-) 8| ...

    Einmal editiert, zuletzt von der onkel (9. Oktober 2008 um 16:25)


  • So, wer kauft sich nun die MÜHLE RASMUS und berichtet hier anschließend seine Erfahrungen ^^ ?


    PS: Die Uhr vom Kollegen (ich denke es handelt sich um eine "M12 Big Sports" geht übrigens täglich bis zu einer Minute vor und das obwohl sie alle 2 Jahre (!) einen Ölwechsel bei MÜHLE spendiert bekäme (ca. EUR 150,-) 8| ...

    Na, du kaufst sie dir und berichtest dann! Was sonst?

    Ölwechsel allein genügt nicht, Reglage und Scheibenwäsche gehört auch dazu! Scherz beiseite, wenn der Vorgang konstant ist, wird die Uhr nur schlecht einreguliert sein.

    Ich hatte mal die "Unotime" und war damit sehr zufrieden. Sehr gut verarbeitet (nichts wirkt "billig"),gut einreguliert (ohne das ich nachhelfen musste) auf +1 Sekunde/24Std. und sehr zuverlässig.
    Guter Service

    Gruß Gero

  • Ich kann von meiner M12 Big Sports auch nichts negatives berichten, außer daß sie täglich 6-8 Sekunden Nachgang aufweist, den aber recht konstant.
    Die Verarbeitung ist gut bis sehr gut für eine Uhr der 700-Euro-Klasse und das Design tatsächlich unverwechselbar, wenn auch nicht sehr bekannt.

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