Wie funktioniert der Stundenwinkel?

  • Hallo!
    Weiß jemand wie der Stundenwinkel funktioniert? Diese 'Komplikation' geht auf Lindbergh zurück und ist bei vielen Fliegeruhren zu finden.


    Gruß
    MoreGo

    Bis dann, MoreGo

  • http://de.wikipedia.org/wiki/Stundenwinkel

    Da müsste es ganz gut erklärt worden sein. Da ich hier direkt am 15. Längengrad wohne, kann ich mir jeden Tag die Uhr exakt stellen :D und brauche nicht rechnen. Und über meine Position brauche ich mir dank GPS auch keine Gedanken machen, obwohl - das muss ich zugeben - eine Positionsbestimmug auf traditioneller Art, bestimmt eine Kunst für sich ist und ihren Reiz hat. Leider war ich nie ein Mathegenie :? und das Interesse hielt sich auf diesem Gebiet in Grenzen.
    http://www.15-meridian.info/

    Gruß, Sascha :hatoff:

  • Hallo MoreGo!
    Eine Bedienungsanleitung kann ich Dir nicht geben, danach hast Du aber vermutlich auch nicht gefragt. Wenn es dir um den sachlichen Hintergrund geht, könnte ich Dir bis zu einem gewissen Punkt weiter helfen.
    Vorab zwei Links aus Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Stundenwinkel
    http://de.wikipedia.org/wiki/Longines

    Die Stundenwinkelfunktion an der Lindgergh-Uhr bezieht sich auf das Navigationsproblem "Längengrad" das durch John Harrison im 18. Jahrhundert (uhrentechnisch) gelöst wurde. Seine Methode war Navigations-Standard, bis moderne Funk- bzw. Satellitentechnik (z.B. GPS) erfunden wurden. Lindbergh musste also noch nach der Harrison-Methode navigieren.

    Methodisch wird dabei so vorgegangen, dass die Heimatzeit oder eine andere Referenzzeit (zu Lindberghs Zeiten die GMT) mit der Ortszeit abgeglichen wird. Also, wenn Lindbergh Rchtung Europa flog, wurde die Differenz zwischen GMT und der Ortszeit geringer. Um nun sagen zu können, wo genau man sich auf der Strecke zwischen den beiden Kontinenten befindet, werden die Längengrade auf einer doppelten 12 Stunden Skala geteilt - von Greenwich nach Osten mit negativen Vorzeichen und nach Westen mit positiven.

    Die Stundenwinkelfunktion an der Uhr erspart dem Träger das Errechnen der Zeitdifferenz bzw. das Errechnen des Standortlängengrades, weil es auf einer Skala ablesbar ist.

    Soweit so gut. Wie nun die Ortszeit bestimmt werden kann, ist Navigations-Standard. Hierzu werden Gestirne, wie die Sonne herangezogen.

    Übrigens, um noch einmal an die Genialität von John Harrison zu erinnern. Damit diese Längengradbestimmung anhand eines Uhrzeitabgleichs überhaupt zuverlässig möglich war, musste eine sehr ganggenaue Uhr gebaut werden. Harrisons letztes Werk hatte bei der Ankunft in Südamerika, also nach wochenlanger Seefahrt, eine Gangabweichung von 4 Sekunden!!!! Eine mechanische Uhr aus dem 18. Jahrhundert.

    Gruß
    Gerhard

    Nichts ist so dauerhaft, wie ein funktionierendes Provisorium.

  • Zitat von MoreGo

    Hallo!
    Weiß jemand wie der Stundenwinkel funktioniert? Diese 'Komplikation' geht auf Lindbergh zurück und ist bei vielen Fliegeruhren zu finden.


    Das ist interessant ... bei welchen Fliegeruhren außer bei einigen Longines-Modellen ist diese Komplikation denn noch zu finden ?

  • @ Gerhard: Um um der Sache noch die Krone aufzusetzen: John Harrison war nicht etwas gelernter Uhrmacher, sondern ... Tischlermeister! Die hohe Schule der Uhrmacherei hatte sich dieses Genie autodidaktisch (= im Selbststudium) beigebracht!

    Seine Biographie findet sich hier: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Harrison oder hier etwas ausführlicher auf Englisch: http://en.wikipedia.org/wiki/John_Harrison.

    Harrisons bahnbrechendes großes Meisterwerk, der Marinechronometer H4 hat sich aufgrund der von Dir beschriebenen Leistung seinen Ehrenplatz im National Maritime Museum in London reichlich verdient! :thumbup:

    Und so sieht das gute Stück aus:

    Und mit geöffneter Deckelplatte:

    (C) by National Maritime Museum, London: http://www.nmm.ac.uk


    @ Martin: Mir wären außer den Longines-Uhren keine Fliegeruhren mit Stundenwinkelfunktion bekannt. Soweit ich weiß, hatte sich Longines damals das Exklusivrecht auf den Einbau dieser Komplikation bei Lindbergh gesichert.

  • Hi Gerhard, deine Erklärung ist gut, das ist schon etwas erhellender.

    Ich habe vorhin auch schon etwas gegooglet und bin auf den Wikipedia- Eintrag gestoßen.
    Aber ich bekomme, das nicht mit der Lindbergh-Komplikation zusammen!

    Hier mal ein Scan der Originalzeichnung von Lindbergh aus meinem Uhrenbuch:

    Bis dann, MoreGo

    Bis dann, MoreGo

  • Ich denke, dass es sich nicht wirklich um um eine Komplikation im Uhrmachersinn handelt. Ich würde sagen, es ist eher eine Skalierung auf der Lünette und dem ZB, so wie z.B. eineTachymeterskala oder was es so auf der Sinn 900 gibt.

    Nichts ist so dauerhaft, wie ein funktionierendes Provisorium.

  • In der aktuellen "Chronos" gibt es ein Sonderheft zur Firmengeschichte von Longines. Darin findet sich auch die Geschichte von Lindberghs Komplikation.

    @HappyDay989: Ich glaube, dass ich mal eine Reportage über John Harrison und seiner H4 gesehen habe. War sehr interessant. Insbesondere die Gangwerte waren ein Traum - und das im 18. Jhdt. Da können sich so manche Uhrenhersteller heute eine Scheibe von abschneiden.
    Soweit ich mich erinnere hatte er aber viele Neider höheren Ortes, welche sogar den König beeinflussten, so dass man John Harrisons Schöpfungen nebst Konstruktionsunterlagen beschlagnahmte. Er hatte dann aus dem Gedächtnis heraus von vorne angefangen und leider erst spät den Ruhm für sein Lebenswerk genessen können. Ich kann mich aber auch irren - ist schon eine Weile her, als ich das gesehen habe... :scratch:

    Gruß, Sascha :hatoff:

  • Eine ein guter Einwand gerry56!
    Da habe ich direkt mal ein neues Thema für erstellt.

    Uns zwar hier:--------------->http://87.106.78.242/phpBB2/viewtop…6bbaa00377c9612


    @ Crusader und HappyDay989:
    Ich bin auch der Meinung, dass die Stundenwinkel-Komplikation nicht so verbreitret ist, weil sie keiner 100%ig versteht! Wie z.B. ich.

    Bis dann, MoreGo

    Bis dann, MoreGo

  • Hallo allerseits,

    zum Thema Harrison gibt es ein tolles Buch, das ich euch sehr empfehlen kann:

    Dava Sobel, William J.H. Andrewes: "Längengrad - Die illustrierte Ausgabe", Berlin Verlag

    Der Schmöker hat ca. 220 Seiten. Ist auch als Taschenbuch erhältlich, dann aber ohne Bilder.

    Schöne Grüße!

  • Hallo, also ein Herr Weems ist der Erfinder dieser Komplikation.

    Er scheint das Genie der vor-GPS-Zeit zu sein! Viel Spaß bei nachSINNEN.

    Bis dann, MoreGo

  • Zitat von MoreGo

    Hallo, also ein Herr Weems ist der Erfinder dieser Komplikation.

    Ich war der Auffassung, dass Weems und Stundenwinkel unterschiedliche Dinge sind: Weems löste das Problem der sekundengenauen Zeitangabe durch eine drehbare Scheibe im ZB (bzw. einen Drehring) vor der Einführung des Sekundenstopps.

  • Hi Crusader,
    Du hast Recht :? (und ich auch)! Das ist einfach total super! Der Mann war das Genie zeitabhängiger Navigation. Der hält sogar Patente im GPS Segment.
    Weems ist der Erfinder des Stundenwinkels ! :P :P :P :!: :!: :!: :!: !

    Longines hat Ihm sogar eine Uhr gewidmet.

    Bis dann, MoreGo

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