Ursache von Preisunterschieden?

  • Bekanntermaßen gibt es riesige Preisunterschieder auf dem Uhrenmarkt.

    "Bekannte Luxusuhren" von Breitling, Omega, IWC, Rolex und mehr haben ihren immensen Preis, aber auch einen entsprechenden Wiederverkaufswert.

    Dann die "billigen" im ganz unteren Bereich aus China oder sonstwo.

    Irgendwo dazwischen tummeln sich eine Menge Marken von in der Allgemeinheit weniger bekannten Marken wie Orient, Steinhart etc., die jedoch in gewissen Kreisen ob dem Preis/Leistungsverhältnis sehr gelobt werden. Natürlich Sinn (ziemlich oberes Mittelfeld) nicht zu vergessen.

    Wie erklären sich die riesigen Unterschiede? Materialkosten, Personalkosten? ?(

    Oder sind es die vielen "Nebengeräusche" wie Marketing, Händlerprovisionen?

    Als Beispiele sind mir die vielen prominenten (sicherlich sehr teuren) Werber bei beiTag/Heuer und die bis zu 50 % betragenden Provisionen bei Breitling (wurde mir von Konzessionären glaubhaft berichtet).

    Lohnt sich die immense Mehrausgabe nur wegen des Namens?

    Kann man sicher nicht allgemein beantworten, aber mich interessieren Eure persönlichen Meinungen.

    Herzliche Grüße aus dem Rheinland

    Herzliche Grüße

  • Für jedes Produkt gibt es einen sogenannten Einstiegspreis, dh die Summe aller Kosten wie Materialkosten, Personal, Betriebskosten etc.pp.
    Auch die herzustellenden Mengen spielen im Preis für ein Einzelprodukt ja eine Rolle, es wird sich ja auswirken, ob man 1 mio oder 100 Stück herstellen will, auch wenn zb. die Lohnkosten gleichbleiben würden.
    Jetzt hast du als Hersteller ein Produkt zu einem Preis X auf der Theke liegen und mußt einen Käufer finden...da greifen jetzt wieder sämtliche Absatzmaßnahmen ins Spiel ein, davon gibt es unendlich viele. Die groben Unterschiede liegen mmn in der Menge, dem Produktionsort, den verbauten Komponenten.
    Jetzt kanns du dir meinetwegen 5 hersteller denken, welche alle den selben Einstiegspreis haben.
    Der erste ist für seine Qualität sehr bekannt, der letzte eben nicht.
    Desweiteren liegt ein großer Anteil im Vertrieb. Sinn verkauft ab Werk oder Konzessionäre, zu einem Einheitspreis. Bei anderen Marken gibt es noch Zwischenstufen, welche finanziell auch noch bedient werden müssen. Fallen diese weg, gibts höheren Spielraum für Rabatte.
    Alles in allem ein komplexes Thema, wo bei einem Preis ja auch eine gewisse Wertstabilität eine große Rolle spielt. Wenn du dir heute ne Rolex kaufen kannst, kannst du auch fast davon ausgehen, das du die Uhr 10 Jahre tragen kannst und einen großen Teil des angelegten Geldes bei Wiederverkauf zurückbekommst. Bei anderen Marken ist es wie bei Neuwagen, einmal drin gesessen, 20% weniger Wert... :thumbup:

  • Wie erklären sich die riesigen Unterschiede? Materialkosten, Personalkosten? ?(


    Die spielen sicherlich auch eine Rolle. Breitling, IWC und Omega u. a. investieren tatsächlich mehr in die Verfeinerung ihrer Produkte als z. B. Fortis oder SINN. Ob diese Verfeinerung dem Kunden einen echten Nutzen bringt, spielt dabei erst einmal keine Rolle. Genfer Streifenschliffe, Sonnenschliffe, gebläute Schrauben, perlierte Platinen usw. lassen ein Uhrwerk zwar hübscher aussehen, aber nicht originär präziser oder zuverlässiger laufen. Und ein hoher Aufwand bei der Verarbeitung von Zeigern oder Zifferblättern erhöht zwar die "optische Freude" an der Uhr beim Betrachter, verbessert aber nicht zwangsläufig die Ablesbarkeit. Eines ist aber sicher: Solche Maßnahmen treiben die Produktionskosten beträchtlich nach oben, und auch die Zahl derer, die die ganz hohe Kunst der Finissierung beherrschen, ist begrenzt; entsprechend besser sind solche Leute auch zu bezahlen.


    Oder sind es die vielen "Nebengeräusche" wie Marketing, Händlerprovisionen?


    Die spielen ebenso eine gewichtige Rolle wie das Image einer Marke und das Profitdenken derjenigen, die bei einem Uhrenhersteller das Sagen haben. Natürlich hüten alle Hersteller solche Zahlen wie GuV-Rechnungen, Kostenrechnungen, Ertragskalkulationen usw. wie ihren Augapfel, aber das dürfte völlig normal sein. Kein Hersteller geht mit solchen Zahlen hausieren. Das Paradebeispiel für Verschwiegenheit ist die Firma Rolex, bei der seit jeher gilt, daß sie selbst bezüglich der Angabe in den Vertrieb gebrachter Uhren verschlossen ist wie eine ihrer legendären Oyster-Uhren. Mit dem stereotypen Satz "Rolex ist eine private Gesellschaft" werden sämtliche Anfragen nach Informationen abgewiesen, die über das hinausgehen, was die Presseabteilung von Montres Rolex SA der Öffentlichkeit kund und zu wissen tun bereit bzw. berechtigt ist. ;)


    Lohnt sich die immense Mehrausgabe nur wegen des Namens?


    Das entscheidest Du ganz allein. Mach Dir einfach klar, daß der Kauf einer hochpreisigen Mechanikuhr ziemlich irrational ist, weil aus rationaler Sicht (Homo oeconomicus) alles für eine preiswerte Quarzuhr spräche. Du alleine entscheidest, wie weit Deine Irrationalität geht, sprich, wie sehr Du Dich von Deiner Wunschuhr "anmachen" läßt. Bei einigen hier im Forum (auch ich zähle mich dazu ;)) geht diese Empfänglichkeit für den Reiz der edlen Mechanik schon ziemlich weit. Als Geldanlagen taugen Mechanikuhren definitiv nicht, auch wenn die Chancen, sein Geld mit einer Rolex oder Patek zu versenken, sicherlich nicht so hoch sind wie bei anderen Marken. Aber auch bei den allermeisten Rolex-Modellen (wenn man absolute Ausnahmen wie die Newman-Daytona, die Red Sub und die GMT-Master Orange Hand mal außen vorläßt) dürfte gelten, daß sie im besten Fall den Verlust zu minimieren helfen, aber i. d. R. nicht nach zwei, drei oder fünf Jahren mit hohem Gewinn verkauft werden können. Wie gesagt, es gibt Ausnahmen, die aber letztlich nur die Regel bestätigen. Selbst auf einem popeligen Sparbuch dürfte Geld mehr Zinsen bringen als wenn man es in Uhren investiert.

    Einmal editiert, zuletzt von Chronometres (6. Februar 2009 um 19:03)

  • Genfer Streifenschliffe, Sonnenschliffe, gebläute Schrauben, perlierte Platinen usw. lassen ein Uhrwerk zwar hübscher aussehen, aber nicht originär präziser oder zuverlässiger laufen.

    Der Urprung der Finissierung liegt tatsächlich in einer besseren Funktion. Die Perlierung z. B. hat in der Zeit der Sprengdeckel den Sinn, winzige Staubpartikel an der vergrößerten Oberfläche zu binden. Streifen-und Sonnenschliffe hatten die gleiche Funktion. Gebläute Schrauben wurden durch das Anlassen zäher.
    Dies ist bei der heutigen Fertigung und den modernen Materialien aber überflüssig geworden. Heute ist dies nur noch Zierde und verbessert die Zuverlässigkeit nicht mehr.

    preiswerte Quarzuhr

    Was ist das?

    Gruß Gero

  • Selbst auf einem popeligen Sparbuch dürfte Geld mehr Zinsen bringen als wenn man es in Uhren investiert.


    ..ich stelle mir gerade vor was ein popeliges Sparbuch ans Handgelenk geschnallt
    für Emotionen entfacht. ;)

    Gruß aus dem Rheinland
    Peter

  • Mach Dir einfach klar, daß der Kauf einer hochpreisigen Mechanikuhr ziemlich irrational ist, weil aus rationaler Sicht (Homo oeconomicus) alles für eine preiswerte Quarzuhr spräche.

    Ja - und auch Männer dürfen irrational, verspielt und einfach kindisch oder auch nostalgisch :D

    Und herzlichen Dank für die klaren Worte zum Thema "Wertsteigerung"!

  • Im sehr interessanten Thread "Wertschöpfung"
    http://www.sinn-uhrenforum.de/phpBB2/index.p…fung&#post33177
    habe ich erstmalig erfahren, dass ETA drei Qualitätsstufen für Uhrwerke anbietet: "Elabore", "Top" und "Chronometre". SINN verwendet offenbar die mittlere Qualität "Top" für seine Uhren.

    Hat jemand Angaben über die Preisdifferenzen beim Einkauf zwischen diesen Uhrwerken?
    1. Was kostet z. B. zirka ein ETA 7750 Elabore?,
    2. was ein ETA 7750 Top?.
    3. was ein ETA 7750 Chronometre?
    4. Wie sieht es entsprechend beim ETA 2824 aus?

    Ich vermute, dass die Einkaufspreise der Uhrenwerke im Vergleich zum Gesamtpreis einer "Markenuhr" nur einen Bruchteil ausmacht. Dabei frage ich mich, warum man bei hochwertigen Uhren nicht ausschließlich zur Chronometre-Qualität greift? Es macht doch wenig Sinn eine Uhr in der Preisklasse EUR 2.000+ mit einem schlechteren Uhrwerk zu bestücken, um beim Einkaufspreis vielleicht einen Fünfziger zu sparen, oder ?( ?

  • warum man bei hochwertigen Uhren nicht ausschließlich zur Chronometre-Qualität greift? Es macht doch wenig Sinn eine Uhr in der Preisklasse EUR 2.000+ mit einem schlechteren Uhrwerk zu bestücken, um beim Einkaufspreis vielleicht einen Fünfziger zu sparen, oder

    Ja, vollkommen richtig.
    Top und Chronometre sind wohl nicht in den erwünschten Stückzahlen kurzfristig lieferbar. Und der Kunde merkt es eh nicht (s. "Wertschöpfung").
    Es gibt aber auch Hersteller wie Breitling, die nur "Chronometre" mit der entsprechenden Prüfung durch die COSC verbauen.

    Die Preise: Was die Hersteller bei ETA bezahlen, werden sie bestimmt nicht rausposaunen.

    Gruß Gero

  • Dabei frage ich mich, warum man bei hochwertigen Uhren nicht ausschließlich zur Chronometre-Qualität greift? Es macht doch wenig Sinn eine Uhr in der Preisklasse EUR 2.000+ mit einem schlechteren Uhrwerk zu bestücken, um beim Einkaufspreis vielleicht einen Fünfziger zu sparen, oder ?( ?


    Es gibt doch diesen schönen Spruch "Die Nürnberger hängen keinen - sie hätten ihn denn zuvor!" :D

    Ähnliches gilt für die Riege der "ETA-blisseure" (Etablisseur = Einschaler von zugelieferten Werken; im Gegensatz dazu die Manufaktur, die ihre Werke zum größten Teil selbst produziert): Die Etablisseure verbauen keine ETA-Werke - sie hätten sie denn zuvor! Zunächst die Anzahl der Lieferanten qualitativ hochwertiger Rohwerke (Ébauches) extrem begrenzt ist - sie reduziert sich im Grund auf ETA (mit mehr als 80 % Marktanteil ein De-facto-Monopolist) und Selitta. Weiterhin steht in Sachen ETA bereits fest, daß ab 2010 überhaupt keine Rohwerke, sondern nur noch einschalfertige Werke geliefert werden, und das selbstverständlich zu entsprechenden Preisaufschlägen. Damit ist der Markt der mechanischen Uhrwerke im Grund ein reiner Anbietermarkt. Das heißt, der Anbieter bestimmt in einem Markt, auf dem die Nachfrage erheblich höher ist als das Angebot, weitestgehend den Preis, die Lieferkonditionen und die Mengen, die jedem Kunden "zugeteilt" werden. Es ist also für einen Etablisseur in der Praxis unmöglich, "mal eben" 100 oder 200 (von 1.000 oder 2.000 ganz zu schweigen) Rohwerke bei ETA kurzfristig nachzubestellen, bloß weil ein gestiegener Bedarf dies erforderlich macht. Und auch Selitta dürfte an der Grenze seiner Kapazitäten arbeiten.

    Und deshalb handeln viele Etablisseure nach dem Motto "Vogel friß oder stirb." Entweder akzeptieren sie die Lieferung von Elaboré-Werken an Stelle von Top (oder gar Chronomètre), oder sie bekommen gar nichts. Außerdem wissen die wenigsten Kunden um die technischen Unterschiede in den Qualitätsstufen; vielfach liegt der Irrglaube vor, daß ein Werk umso besser ist, je aufwendiger es finissiert wurde. :rolleyes: Und so gelingt es auch den Etablisseuren, noch ihren Nutzen aus dieser Marktsituation zu ziehen (Stichwort: Wertschöpfung). Die Einzigen, die am Ende angeschmiert sind, sind mal wieder die Endkunden, denn sie erhalten für mehr Geld als zuvor technisch geringwertigere Werke, die man lediglich optisch aufgehübscht hat. Aber die Kunden sind ja bekanntlich blöd und merken eh' nix. :thumbdown:

    Gerade vor diesem Hintergrund muß man SINN aber auch mal loben, daß sie diesen Betrug am Kunden nicht mitmachen. Bei SINN werden nur die Qualitätsstufen Top und Chronomètre (letztere immer mit Gangschein!) verbaut. :thumbup: Es gibt Hersteller mit deutlich ambitionierteren Preisen, bei qualitativ schlechteren, aber optisch edel aufgemachten Werken. Doch was nützt die tolle Finissage, die Qualität des Werkes verbessert sich dadurch nicht. Es ist aber die Qualität eines Uhrwerks, die im wesentlichen die Ganggenauigkeit einer Uhr bestimmt. :rolleyes:


  • Die Preise: Was die Hersteller bei ETA bezahlen, werden sie bestimmt nicht rausposaunen.

    Ich hatte mal eine tabellarische Übersicht im www gefunden, die ich 2006 im alten Sinn Forum verlinkt hatte. Dort war bei Abnahme von 1000 Stück der Qualität Top nach meiner Erinnerung ein Preis von SFr 120,-- genannt. Das 2824 Elabore (?) lag bei SFr 30,-- oder so. Ohne Gewähr. Die Tabelle war ca. Stand 2000.

    "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben." (Alexander von Humboldt)

  • Die Preisunterschiede bei den verschiedenen Marken kommen u.a. auch durch die Platzierung am Markt.

    Was unterscheidet -qualitativ- eine Rolex Submariner von einer Omega Seamaster oder einer vergleichbaren z.B. Seiko, die für den asiatischen Markt produziert wird?

    -> Das Prestige beim Kunden, hervorgerufen durch den Namen/Ruf der Marke infolge des Preises.

    Wenn aus einschlägigen Umfragen eine Rangfolge von Nobelmarken ableitbar ist, dann ist eine MArke wie Rolex oder vielleicht auch Breitling immer an ersteren Stellen zu finden.

    Bei Automarken oder HiFi-/Elektronikunterhaltung ist es doch genauso. Oder denkt doch nur mal an die Preisunterschiede für Lebensmittel bei den (NoName-)Discountern und anderen Supermarktketten.


    Heiron

    Gruss ...und Tschüss
    ... Heiron
    ... es gibt Schlechtere


  • Ich hatte mal eine tabellarische Übersicht im www gefunden, die ich 2006 im alten Sinn Forum verlinkt hatte. Dort war bei Abnahme von 1000 Stück der Qualität Top nach meiner Erinnerung ein Preis von SFr 120,-- genannt. Das 2824 Elabore (?) lag bei SFr 30,-- oder so. Ohne Gewähr. Die Tabelle war ca. Stand 2000.

    Ich nehme an pro Stück :P .

    Das wären also ca. EUR 94 für das Top und EUR 24 für das 2824 Elabore.

    Ist ein Valjoux 7750 wesentlich teurer?
    Wo lag ein Lemania 5100, preiswerter als das 7750?

  • Und zum 5100 hier ein paar Infos von Thomas H. Ernst aus dem Jahr 2005:

    Zitat

    Eigentlich dürfte es das 5100er ja schon seit 1998 nicht mehr geben. Die Werkzeuge zur Herstellung waren derart verschlissen, dass die Nouvelle Lemania keine Teile mehr produzieren mochte. Die Abnehmer des Kalibers hatten sich auch auf die Firmen Alain Silberstein, Fortis, Tutima, Paul Picot und Sinn reduziert, so dass ohnehin keine grossen Stückzahlen mehr zu erwarten waren. Nach dieser Ankündigung protestierten Fortis, Tutima und Sinn auf das heftigste, so wurden die Werkzeuge notdürftig überarbeitet und die produzierten teile von Hand auf die geforderten Toleranzen gebracht. Dies verteuerte das Kaliber aber von ehemals CHF 250,- zuerst auf CHF 400,- ein Jahr danach auf CHF 900,-. Dies erklärt auch den dramatischen Preisanstieg der entsprechend ausgerüsteten Uhrenmodelle. Seit Anfang 2002 ist die Produktion des 5100er endgültig eingestellt worden, ausgeliefert werden nur noch Lagerbestände.


    Quelle: http://www.watchtime.ch/contents/watch…/sinn157st.html

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