In 30Sek. geht die Welt nicht unter, oder Hermann Fricke bittet zum Rapport.
H. Fricke, geboren im ersten Jahrzehnt des vergangenen
Jahrhundert, wächst in den 20er Jahren heran, erlebt die Weimarer Republik, den
Zerfall der liberalen Gesellschaft und verdingt sich als Fernmeldetechniker in
der NS Zeit.Nach Kriegsende geht Fricke in den Postdienst und wird über
die Jahre hinweg Oberinspektor in der Oberpostdirektion. Als Vertreter seiner
Zunft obliegt es Fricke, bei Nichteinhaltung der Disziplin, seine "Untergebenen"
zum Rapport zu bitten.
Dabei hat sich Fricke eine Eigenheit angewöhnt und den
Ablauf zum perfekten Timing stilisiert.
Der Delinquent wird in die Amtsstube befohlen und
aufgefordert stramm zu stehen.
Fricke nimmt seine Taschenuhr und zählt den
Delinquenten exakte 30 Sekunden an, danach muss selbiger die Amtsstube wortlos verlassen.
Maximal kam es auf Veranlassung Frickes zu zeitweiligen
Amtsentlassungen der Delinquenten
, aber vielmehr war dieses ritualisierte
Verhalten schon über die Grenzen hinweg bekannt und zu Beginn der 1960er Jahre verkam
Frickes Ritual mehr und mehr zum "Running Gag".
Nicht das man ihn
nicht ernst nahm, die Zeit für diese Art von Ritualen war jedoch vorbei und
ernsthafte Konsequenzen hatte kaum jemand zu erwarten.
1969 wurde Fricke dann ehrenvoll in Pension geschickt, bis
zu diesem Tag laß Fricke die Zeit grundsätzlich mit seiner Taschenuhr. Das
wollte seine Dienstuntergebenen so nicht belassen und kamen zu dem Entschluß,
Fricke zum Abschied eine Armbanduhr zu schenken um ihn damit in die Neuzeit zu
katapultieren. Diese Armbanduhr mußte eine klare 30 Sekunden Einteilung haben.
Was lag näher als sich mit dem Vorhaben an eine Firma zu wenden die A.
Preisgünstig war und B. nicht im Ausland lag um sich über ein entsprechendes
Model zu informieren. ![]()
Im Hause Sinn wurden sie dann fündig, auch wenn die Uhr in
kleineren Stückzahlen anders produziert wurde, konnte Helmut Sinn eine Lösung
anbieten.
- so die Legende -
Sinn 102A mit 30 Sek.-Lünette
Aus dem Nachlass wurde mir vom Enkel des Hermann Fricke
diese Uhr angeboten, wer kann vor dem Hintergrund dieser Geschichte, da schon nein sagen?
PS: Diese Art der Einteilung kabe ich bisher nur bei der Omega Seamaster Cosmic 2000 gesehen, UG hat eine ähnliche Lünette bei der Polerouter verbaut.
Die Indizes bei dieser Lünette der 102A wirken plastisch, das Licht wird, wie bei Edelsteinschliffen auf eine exakte Weise gebrochen und reflektiert. Kennt jemand diese Lünetten und kann dazu noch etwas mitteilen?
Euch einen schönen Sonntag,
Hexe
