Die rückwärts zählende Lünette (countdown): Sinn oder Un-Sinn?

  • Guten Nachmittag,
    Fragen, die man nirgendwo beantwortet bekommt und sich offenbar k(aum) einer traut zu stellen:
    wozu sind rückwärts zählende Lünetten da?
    Man könnte natürlich auch fragen, wozu überhaupt Drehringe da sind, was ein Normalsterblicher mit Tachymeter und schlimmerem so treibt, aber man soll ja vor der eigenen Türe kehren:
    Als ich auf die Schnapsidee kam, mir (irgendwann mal) eine anständige Uhr zu kaufen, fand ich das mit dem Drehring sehr faszinierend und anziehend. Und dann fiel mir kürzlich mal auf, dass es das Ding ja vorwärts (häufig) und rückwärts (selten) gibt. Bei Taucheruhren ist das ja quasi inzwischen "Gesetz", dass da die berühmten fünfzehn Minuten sein müssen.
    Bei allen anderen leuchtet die ein oder andere Kapriole des ein oder anderen Herstellers nicht auf den ersten Blick ein und mir als eher schwacher Natur im Kopfrechnen sowieso nicht.
    Was mir aber einleuchtet ist: wenn auf dem Pizzakarton/der Nudelpackung hinten steht: x Minuten soll es sein, dann ist dein Essen gar und fein, dann weiß ich doch, wofür der die rückwärts drehende Lünette da ist: für das Ei des Frühstücks und anderer sinnvollen Güter.

    Warum aber gibt es dieses Ausstattungsmerkmal so selten?
    Sind die Uhren doch für echte Fachleute wie Piloten, Taucher, Finanzplätzler oder gibt es doch noch einen tieferen Sinn oder gar keinen?
    Jedenfalls bei mir ist das Drehteil im täglichen Einsatz für Kochtopfwasser und Backofen.
    Wie läuft das woanders oder interessiert es gar niemanden?

    Viele Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,
    ich denke diejenigen Nutzer, welche eine Countdown Lünette im dienstlichen Einsatz verwenden wissen wofür sie einen der spezifischen EZM am Handgelenk tragen. Für alle die das nicht zu schätzen wissen oder benötigen gibts ja noch Uhren ohne Zeitmerkring - die sind sogar zumeist günstiger. Die Sinnfrage könnte man grundsätzlich ja für jede Funktion / Komplikation stellen die über Stunden und Minutenanzeige hinausgeht, ist m. E. also müßig.
    Ich benütze meine Countdown Lünette z.B. bei Schießwettbewerben,wo ich innerhalb einer vorgegebenen Zeit eine vorgegebene Anzahl von Schüssen abgeben muss und so in einem Augenblick checken kann ob ich die Zeit optimal für die bestmögliche Präzision nutze oder mehr Tempo machen muss. Oder auch bei Präsentationen die in einem gewissen Zeitrahmen gehalten werden sollten. Das geht natürlich auch alles mit ner einfachen Markierung am Ring, ist aber für mich immer einen Ticken ablenkender.
    Beim kochen meiner Frühstückseier hingegen versagt der Drehring bei den von mir bevorzugten 3Min 20 Sek. ;(
    Wünsche Dir dennoch viel Spaß mit Deiner coolen 103, irgendwann wird der ZMR schon noch von Nutzen werden.
    Viele Grüße
    Husaberg

  • Na ja, diese Überlegungen von dir sind wohl nur philosophischer Natur. Irgendein Klimbim müssen diese speziellen Uhren ja wenigstens aufweisen . Wieviele Träger von Taucheruhren gehen denn wirklich damit richtig ( nicht planschen ) tauchen ? Zu 99 % keiner ? Ich trage meine Taucheruhr von Mühle ( Rasmuss, bis 2000 m ) ja noch nicht einmal in der Badewanne. Vielleicht gilt das alte Motto : Haben ist besser als brauchen. Das gleiche Prinzip mit den ganzen Fliegeruhren. Kaum jemand von den Trägern dieser Uhren fliegt auch wirklich selber. Eventuell bei einer Scheidung aus der Wohnung/dem Haus.

  • … und der Grund für die zahlenmäßige Überlegenheit der Taucher- zur Count-Down-Lünette dürfte wohl darin liegen, dass zwar beide gleich nützlich, die Taucher aberetwas besser zu verstehen ist.

    Und schließlich sind die Mehrzahl der Uhrenkäufer keine Nerds like us. :D

    Watches are the only jewelry men can wear, unless you're Mr. T
    Gordon Bethune

  • Guten Abend,
    interessante Erkenntnisse.
    Da ich ja weder Flieger, Taucher, Finanzplatz, Frau noch Einsatzkraft bin,
    muss ich die eigentlichen Funktionen auf das Leben des ordinären Funktionslosen
    herunterrechnen.
    Immerhin finde ich die Rückwärtsfunktion durchaus für jegliches Kochgut mit
    Minutenangaben optimal. Die Vorwärtsfunktion erscheint mir eher dort sinnwoll,
    wo ich wissen will, wie lange ich schon da bin, kann also die Alternative für die

    Stoppuhr sein, wenn die Sekunden nicht zählen.
    Für das wohltemperierte Frühstücksei muss also die Stoppuhr her mangels anderer
    einsetzbarerer Komplikationen.

    Neulich habe ich mal gelesen, dass der Rückwärtsdrehring bei der Fliegeruhr eher
    traditionelle Gründe hat für die Zeit damals, als man noch soundsolang in die eine
    Richtung flog.

    Vielleicht sollte man diese sogenannten Fliegeruhren demnächst als Kochuhren
    verkaufen? Unlogischerweise tragen ja die meisten Köche Taucheruhren.
    Nun ja, in der Tat, die philosophische Theoriendiskussion ist wohl tatsächlich
    eher müßig, jeder muss wohl selbst wissen, was er mit seinem Ring dreht.
    Für Sammler ist es bestimmt noch wichtig, damit diese sowohl eine Uhr mit
    als auch ohne kaufen müssen, sonst bräuchten sie ja nur eine Uhr wie ich ...
    wobei ... ach egal.

    Mir leuchtet ja der Sinn und Verstand von rückwärts drehenden Ringen mehr ein,
    aber inzwischen finde ich, man sollte beide haben, notfalls braucht man dann
    doch zwei Uhren.

    Ich würde dann mal meinen, es kann Sinn machen, muss es aber nicht.

    Der Anwender entscheidet.

    Gute Nacht!
    Jürgen

  • Loriot würde sagen: Eine Hausfrau hat das im Gefühl (Sketch das Frühstücksei)

    Ich würde ja selbst beim Tauchen sagen Countdown wäre einfacher, um zu sehen wieviel Zeit man noch hat.

    Andererseits ist ja die Zeit maßgebend, die man unter Wasser war eben zum Auftauchen.

    Nutze meine Lünette oder Chrono tatsächlich meistens beim Grillen / Kochen :D

    Ganz lieben Gruß

    Ru_Di

    Expect no quarter, expect no mercy, expect total hell

  • Dimi wird das besser und authentischer erklären können, aber beim Tauchen verstellt man durchaus zwischendrin (theoretisch, in der Praxis ist die Uhr ja beim Tauchen nur noch Spielzeug) mal die Lünette:
    Anfangs misst man die Tauchzeit (daher auch nur einseitig verstellbar, im Fehlerfall wird die Tauchzeit als länger angegeben als sie ist) und wenn es dann an's auftauchen geht die Deko-Zeit/den Sicherheits-Stopp (und daher auch die Markierung vieler Uhren von 0-15/20)-

    Countdown-Lünetten wären da her verwirrend. Im Gegesatz zum 5,5 Minuten-Ei ...

    Watches are the only jewelry men can wear, unless you're Mr. T
    Gordon Bethune

  • Claus : Danke002 für die :flw:

    Denke deine Beschreibung passt schon sehr gut und bildet die "normale" Nutzung der quasistandard Lünette ab.
    Ich für meinen Teil würde eine Countdownlünette auch beim Tauchen bevorzugen. :diver:

    Zumindest aus der Überlegung "wie plane ich einen Tauchgang" heraus wäre das die bessere Variante.

    Gelehrt wurde (zumindest mir) bei der Tauchgangsplanung nimmst du deine gewünschte max. Tiefe und schaust in der Tabelle welche Gesamttauchzeit das ergibt. Verweilzeiten im flacheren Wasser haben da keinen Einfluß drauf. Richte jetzt deine ermittelte Tauchzeit mit Hilfe der Countdownlünette auf den Minutenzeiger aus, fertig. Solltest du nun versehentlich den Drehring bewegen (ist ja nur in eine Richtung möglich) verkürzt du automatisch deine Tauchzeit und es kann (bei vernüftiger Planung) kein dekopflichtiger Tauchgang werden. Ebenso siehst du sofort wann die Zeit für einen Safetystop (auf 5m für 3 Minuten) erreicht ist.Tauchgang 1 fertig.

    Sollte ein zweiter Tauchgang folgen und die errechnete Oberflächenpause beträgt zum beispiel 50 Minuten, Markierung des Drehrings auf 50 gestellt und bei Zeigerstellung auf der Lünette bei 5 dann kannst dich schon mal für den zweiten tauchgang fertig machen.


    Aus dem Sicherheitsaspekt heraus würde ich persönlich die abwärtszählende Lünette immer bevorzugen.
    Da ich keine Uhr mit einer solchen Lünette habe nehm ich halt meinen Mares Nemo LE :nww:

  • Wirds aber mal bald Zeit für die Taucheruhr von Ochs & Junior mein Lieber :D

    Claus kann DIch dazu beraten : klasse

    Ganz lieben Gruß

    Ru_Di

    Expect no quarter, expect no mercy, expect total hell

  • Ich finde die Countdown Lünette gerade sinnvoll, wenn die Uhr zusätzlich über die Stoppfunktion verfügt. Die Einsatzmöglichkeiten sind extrem vielfältig. "Gebürtig" kommt die Funktion aus der Fliegerei. Mangels Pilotenschein nutze ich die Countdown Lünette u.a. für das Anzeigen von Wegpunkten bei Wanderung, Autofahrten o.ä. .
    Bei der nachleuchtenden Variante wie beim EZM10 auch schon mal in der Sauna (Uhren in der Sauna würde in diesem Forum auch schon thematisiert).
    Klasse auch bei Sportveranstaltungen, um die Spielzeit festzuhalten. Im Stadion z.B. Wir die Uhr nach 90 Minuten angehalten!
    Mein Wunsch wären ja noch Austauschlünetten, so dass man je nach Anwendung selbst wählen kann. Ggf. auch eine 2. Zeitzone anzeigen lassen!

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