Das Internet...Fluch oder Segen?

Iceman: Schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen, Volker.

Für mich ist das Internet ebenso Segen wie Fluch. Segen, weil ich mir angewöhnt habe, wirklich nur den Teil zu nutzen, den ich persönlich nützlich finde, um mich mit Leuten in aller Welt über Gott und die Welt auszutauschen. Den stattlichen Rest habe ich gelernt zu ignorieren, vor allem den Teil der sozialen Netzwerke, die ich eher als "asoziale Hetzwerke" bezeichne. Man muss schließlich nicht überall präsent sein, und man muss auch nicht über jedes Stöckchen springen, das einem irgendein anonymer Idiot hinhält. Es bringt nichts, mit Idioten zu diskutieren, denn wie es so schön heißt, Idioten ziehen dich auf ihr Niveau hinunter und schlagen dich dort mit ihrer Erfahrung.

Ich halte mich inzwischen fast nur noch in gut geführten Foren oder Nutzergruppen auf, deren Betreiber auf die Einhaltung gewisser Mindeststandards hinsichtlich Umgangston, Form und Inhalt achten und die ggf. Leute sperren und Beiträge bzw. Themen löschen, die den vorab bekanntgegebenen Standards nicht entsprechen. Da mögen einige Leute, die sich an keinerlei Regeln halten können oder wollen, ruhig von Zensur, Unterdrückung und Abschaffung der Meinungsfreiheit herumjammern, doch in Wirklichkeit meinen diese Leute ja gar nicht Meinungsfreiheit, sondern nur ihre eigene Freiheit, anonym hetzen, pöbeln und ihren geistigen Unrat in die Welt kippen zu können, ohne dafür wenigstens als reale Person einstehen und ggf. auch die realen Konsequenzen in der ebenso realen Welt tragen zu müssen.

Fluch ist es, weil die mittlerweile vorherrschende Allgegenwärtigkeit des Internets es dem Individuum schwer macht, sich abzukoppeln, auszuklinken, Ruhephasen einzulegen, während der man nicht erreichbar ist, weil man nicht erreichbar sein und sich erholen möchte. Das ständige "Online-Sein", per E-Mail, WhatsApp, Facebook und wie sie nicht alle heißen, mit Nachrichten aller Art regelrecht bombardiert zu werden oder zumindest bombardiert werden zu können, kann sich zu einem veritablen Stressfaktor entwickeln. Fluch ist das Internet auch durch die staatliche, halbstaatliche und privatwirtschaftliche Datenschnüffelei und Überwachung des Internetverkehrs und der mittlerweile fast nur noch über das Internet laufenden Telekommunikation. Dies macht es schwer, noch so etwas wie Privatsphäre zu wahren und Geheimnisse vor dem Staat oder Wirtschaftsunternehmen zu bewahren. Als Faustregel sollte man es daher so halten, und das hatte ich einigen Leuten schon vor etlichen Jahren gesagt, lange bevor Edward Snowden mit seinen Enthüllungen an die Öffentlichkeit trat, dass man weder der E-Mail noch dem (Mobil)telefon irgendetwas anvertraut, was man nicht auch in der Öffentlichkeit sagen würde, wenn Unbekannte mithören könnten. Seit Edward Snowden meine Warnungen bestätigte, halten mich die Leute deshalb nur noch für ein bisschen paranoid. Und dass ich paranoid bin, bedeutet bekanntlich nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.