Moin zusammen !
Weil mein Uhrenbestand die Überschrift „Vielfalt“ trägt, habe ich schon seit einiger Zeit in den fernen Osten geschaut.
Ein Zeitmesser aus Japan fehlte bisher.
Natürlich geht es um Seiko bzw. GrandSeiko.
Seiko wurde 1881 in Ginza, einem Stadtteil Tokios gegründet. Unter dem Namen Seikosha (Seiko = dt. Präzision, Sha = dt. Haus) entstand eine Uhrenfabrik, die zunächst Wanduhren herstellte.
Die ersten Armbanduhren gab es 1913, die erste automatische Armbanduhr wurde 1955 vorgestellt.
Die erste Taucheruhr gab es mit der 62MAS 1965.
Sie bewies ihre Zuverlässigkeit während einer Forschungsexpedition in der Antarktis.
GrandSeiko gibt es seit 1960 als eigenständige Marke im Luxussegment. Erst seit 2010 sind die Uhren auch außerhalb Japans offiziell erhältlich.
Und es war auch GrandSeiko, deren Uhren ich mir zunächst einmal angesehen hab.
Quelle ist die Homepage von GrandSeiko.
Irgendetwas aber gefiel mir an fast jeder Uhr nicht. Hier zum Beispiel ist die Nachtansicht ganz grandios - tagsüber gefällt mir die weiße Lünette jedoch nicht so sehr.
Technisch war ich aber relativ schnell überzeugt.
Während ich noch vor wenigen Monaten nach den High-beat-Werken geschaut habe, brauchte ich wohl einige Zeit der Recherche, um auch Spring Drive interessant zu finden.
Bei den Spring Drive Werken handelt es sich grundsätzlich erst einmal um mechanische Werke, so wie wir sie kennen. Mit Rotor, Aufzug, einer Feder als Energiespeicher. Aber die klassische Hemmung, die gibt es nicht.
Um die Feder im richtigen Maß am Abspulen zu hindern, dient hier eine Art Wirbelstrombremse. Und diese bekommt ihren Takt auch noch von einem Quarzoszillator.
Der Takt wird über ein Gleitrad an den Sekundenzeiger übertragen.
Das ist der Grund, warum bei Uhren mit einem Spring Drive - Werk der Sekundenzeiger nicht etwa 8 Schritte pro Sekunde macht, wie wir es von den 4 Hz Werken kennen, sondern er gleitet stufenlos.
Das alleine hat beim Beobachten des Zifferblattes eine eigene Magie.
Erwischt hat es mich dann, als Seiko die LX - Serie vorgestellt hat.
Hier die damalige Pressemitteilung.
Die Design-Abteilung von Ken Okuyama hat mit der Prospex LX - Linie drei sehr unterschiedliche Uhren kreiert, die auf der Gehäuseform der schon länger bestehenden Marinemaster besteht.
Ken Okuyama ist der bedeutendste Industriedesigner Japans. Wir kennen ihn durch den Ferrari Enzo und weitere Ferrari-Modelle, den Porsche 996, diverse Shinkansen-Züge und unzählige Dinge von Sonnenbrillen bis zu Teekannen.
Geändert haben soll Okuyama am Gehäuse vor allem die Winkel, die jetzt das Licht deutlicher reflektieren, als das vorher der Fall war.
Unterstützt wird das noch zusätzlich durch die Politur, die Seiko als Zaratsu Politur bezeichnet.
Das hat zum Namen dieser kleinen Uhrenlinie geführt.
LX steht für LUX.
Weiterhin soll in diesem Zusammenhang auch das Werk „tiefergelegt“ worden sein.
Tiefergelegt ???? Das Werk liegt jetzt ein wenig näher am Arm und sorgt für ein besseres Tragegefühl.
Die funktionelle Auslegung der LX Serie umfasst die Bereiche „Land“, „Sea“ und „Air“, wie die Marketingabteilung die Uhren beschreibt.
Dass die LX Linie nicht als GrandSeiko eingeordnet wurde, obwohl der Herstellungsort das GS Studio ist, ein entsprechendes Werk (aber ohne Dekoration) genutzt wird und der Preis sich dem der GS-Uhren annähert, erscheint zunächst unverständlich.
Hinzu kommen die verwendeten Technologien, wie die Zaratsu-Politur und die Oberflächenhärtung des Materials.
Vergleicht man die LX-Serie jedoch mit der oben gezeigten GS, so ist die LX Linie genau so fein verarbeitet, hat aber ein viel gröberes Erscheinungsbild.
Die Ecken und Kanten, die Bauhöhe, das Band, dessen innere Reihe jeweils eine polierte Fläche aufweist - alles schreit mehr nach Gebrauch als nach Hemd und Anzug.
Mir hat es die Variante „Air“ angetan, weil die Uhr je nach Lichteinfallswinkel (wieder das Thema Licht) vollkommen unterschiedlich daher kommt. Mal ist das Zifferblatt schwarz, mal ist es blau. Einmal erscheint die Lünette schwarz, dann ist sie dunkelblau oder sogar hellblau.
Hier wollte ich nur das Zifferblatt einfangen - die merkwürdigen Reflexionen auf den Zeigern sind in Wirklichkeit nicht da. Nur wollte mir kein besseres Bild für den Schliff des Blattes gelingen.
Die Verarbeitungsqualität des Gehäuses ist grandios. Ich hatte es noch garnicht erwähnt - DIE UHR IST AUS TITAN !!!
Seiko bekommt es hin, daß sie aussieht, als wäre sie aus Edelstahl.
Auch die Gehäuseform hat ihre Besonderheiten.
So verschwindet beim Tragen ein ganzer Teil des Gehäuses auf dem flachen Unterarmknochen. Das Gehäuse wirkt dadurch viel flacher, als es wirklich ist.
Auch insgesamt wirkt die Uhr in Realität aufgrund der tief heruntergezogenen Hörner viel kleiner als 44,8mm.
Die Bilder geben das nicht wieder - ich war mit der Kamera deutlich zu nah, um in erster Linie die unterschiedlichen Farben einzufangen.
Die Verarbeitungsqualität des Zifferblattes, der Zeiger und vor allem der Indices ist ebenfalls grandios. Die Indices sind an den Seiten abgeschrägt und poliert, in der Mitte mit feinen Rillen versehen, die aber zur Mitte der Indexe eine wannenartige Vertiefung bilden. Diese ist dann mit LumiBrite aufgefüllt.
Auch mit der Lupe ist hier keine Unregelmäßigkeit zu erkennen. Das ist das perfekteste Zifferblatt, das ich bisher gesehen habe.
Schaut mal auf die Zeigerachsen !!
Das Band dagegen ist gut verarbeitet, bekommt durch die sich etwas hochwölbenden Mittelglieder, bei denen 2/3 gebürstet und 1/3 poliert ist, ein eigenständiges Design.
Und es ist gestiftet, nicht verschraubt.
Mir persönlich hätte es verschraubt noch besser gefallen.
Die Schließe:
Seiko hat ja seit vielen Jahren die genial konstruierte, verstellbare Schließe für die Marinemaster. Sie ermöglicht das Tragen des Metallbandes auch zum Taucheranzug und ist absolut funktional. Seit Rolex die Schließe der DeepSea vorgestellt hat, kann Seiko hier nicht mehr mithalten.
Aber die Schließe passt auch nicht zu einer Uhr, die mit „Air“ beworben wird und mit ihrer GMT - Funktion eher eine Fliegeruhr darstellt.
Das Bild hat die Google-Suche zu Tage gefördert.
Bei GrandSeiko bin ich über Schließen gestolpert, die sicher auch besser hätten sein können.
Das Bild stammt auch aus der Suchmaschine - offenbar ein Screenshot von Youtube.
Da bin ich eigentlich ganz froh, daß bei der LX GMT diese Schließe zum Einsatz kommt:
Die Funktion ist selbsterklärend, aber zusätzlich kann man durch tiefes Drücken der beiden Entriegelungstaster das Armband um 2 Stufen herausziehen, um es zum Beispiel für den Sommer zu verlängern. So ergeben sich 3 Bandpositionen.
Hier noch die Nachtansicht und die technischen Daten von der Seiko-Heimseite:
Und natürlich die Verpackung:
An diesem (vermutlich geschöpften) Papier zieht man die Box aus dem Umkarton.
Die Uhr habe ich jetzt seit genau 7 Tagen und das Werk läuft noch immer auf die Sekunde genau.
Der Stundenzeiger lässt sich im Stundentakt in Kronenposition 1 verstellen, so daß der rote Zeiger die Heimatzeit anzeigen kann.
Gut finde ich auch, daß auf dem Zifferblatt in ungeraden Zahlen eine 24-h-Skala gedruckt ist - so erhält man eine GMT - Uhr, die 3 Zeitzonen zur gleichen Zeit darstellen kann.
Der automatisch Aufzug scheint übrigens sehr effektiv zu sein. Nach wenigen Stunden am Arm hat die Gangreserve bereit deutlich zugelegt.
Und für Gangreserveanzeigen hatte ich ja immer schon eine Schwäche.
Ich bin schwer begeistert von dieser dicken, aber leichten Japanerin. ![]()


