Die Frage aus dem Titel hab ich mir tatsächlich als erstes gestellt, als ich die Archimede 1950-3 zum ersten Mal gesehen habe
Und das war keinesfalls ein negativer Gedanke, sondern eher ein sehr Interessierter ![]()
Wenige Stunden später ist daraus einer meiner wenigen Impuls-Käufe geworden!

Quelle: https://www.archimede-watches.com/de/1950-s/1950-3
Aber eins nach dem anderen ![]()
Über Archimede
Wie gewohnt möchte ich euch anfangs erst ein Mal möglichst kurz und knapp die Marke ein wenig näher bringen. Dazu bediene ich mich aus der offiziellen Historie von Archimede auf deren Homepage:
Zitat von Archimede-Watches.comDeutsche Präzision seit 1924
Karl Ickler gründete das Familienunternehmen 1924 in Pforzheim. Er hatte zunächst als Fertigungsleiter in ausländischen Unternehmen gearbeitet. Diesen Schatz von Erfahrungen brachte Karl Ickler in seine Uhrgehäuse-Manufaktur ein. 1947 bauten die Söhne Heinz und Kurt Ickler, die während des Krieges brachliegende Produktion wieder auf. Heute führt in dritter Generation Thomas Ickler das Unternehmen. Die Manufaktur fertigt anspruchsvolle Uhren und Uhrgehäuse für international renommierte Kunden unter strengen Qualitätsrichtlinien: Made in Germany. Diese große Fertigungstiefe in Deutschland ist ein wesentliches Merkmal von ARCHIMEDE. [...]
Die Marke ARCHIMEDE
Mit Beginn des neuen Jahrtausends begannen Planung und Design für ARCHIMEDE. Im Jahre 2003 kamen die ersten Modelle auf den Markt.
Wer sich mit Archimede bereits beschäftigt hat, dem ist der Familienname "Ickler" mit Sicherheit nicht ganz fremd. Genau genommen hat mit der Gehäusefertigung 1924 alles begonnen. Daher liest sich der folgende Auszug auch ähnlich wie die oben zitierte Geschichte von Archimede selbst, da es sich bei "Archimede" eigtl. nur um einen Markennamen für Uhren aus dem Hause Ickler handelt und auch "Archimede Uhren" offiziell unter "Ickler GmbH" firmiert.
Zitat von Archimede-Watches.comICKLER Uhrgehäuse
Seit 1924 fertigt ICKLER hochwertige Uhrgehäuse für die eigenen Uhrenmarken und für anspruchsvolle Kunden weltweit. Alle Projektphasen und Produktionsschritte werden im Hause gemacht: Design, Konstruktion, Prototyping, Produktion der Teile, Oberflächenbearbeitung, Lasergravur sowie Montage und Kontrolle. Die Gehäuse werden aus einem massiven Block Edelstahl, Titan, Bronze oder 18 Karat Gold herausgearbeitet. Die hochqualifizierten Mitarbeiter verwenden modernste CNC-Bearbeitungszentren, die allerhöchste Präzision garantieren. Bei der Bearbeitung der Oberflächen, beim Zusammenbau von Teilen und kompletten Uhren und bei der sorgfältigen Kontrolle setzt ICKLER allerdings auf manuelle Facharbeit.
Der aufmerksame Leser hat hier den Plural bei "Uhrenmarken" wahrgenommen. Daher mal ein kleiner Überblick darüber, welche Uhrenmarken die Ickler GmbH aus Pforzheim noch so umtreibt und wer dahintersteckt:
Die ICKLER GmbH und ihre Uhrenmarken
Archimede Uhren
Geschäftsführer: Thomas Ickler | Lisa Ickler
LIMES Uhren
Geschäftsführer: Raphael Ickler
Defakto Uhren
Geschäftsführer: Raphael Ickler
Autran & Viala Uhren
Geschäftsführer: Thomas Ickler | Lisa Ickler
Ein ECHTER Familienbetrieb also, wie man sieht!
Während den meisten Lesern die beiden erstgenannten Marken wahrscheinlich bekannt vorkommen, fallen besonders die letzten Beiden eher in die Kategorie "Geheimtipp". Zumindest ging es mir selbst und nach meiner Wahrnehmung auch den meisten anderen so. ![]()
Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Defakto Uhren von Raphel Ickler, der dort nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Designer ist. Er hat bereits mit mehrerer seiner Uhren den German Design Award erhalten, zuletzt mit seiner Defakto Transit sogar im Jahre 2020!
Mehr über seine Marke und Werke erfahrt hier HIER. Auch diesen interessanten und toll bebilderten Geschichtsauszug kann ich euch nur ans Herz legen, da man hier auch R. Ickler selbst bei der Arbeit sieht - was ich immer als sehr sympathisch wahrnehme! ![]()
Ebenso interessant finde ich übrigens auch Damenuhr "Phara" von Limes Uhren, mit der etwas sperrigen Modellbezeichnung "G.R.LR".
Ihr fragt euch bestimmt wie ich jetzt darauf komme?! Ganz einfach, deshalb:
Bildquellen: https://www.limes-uhren.de/damenuhr-phara…0/phara.-g.r.lr
Ja, es ist eine typische Klischee-hafte Damenuhr. Und ja, das Design ist natürlich auch von dem ein oder anderen weltbekannten Schmuckhersteller inspiriert - ich finde die Uhr dennoch klasse, da sie in diesem Preisbereich sehr speziell sowie eigenständig ist und wirklich nach etwas Besonderem aussieht! Für mich ein Vorzeigebeispiel was die die Firma Ickler als Uhrengehäusehersteller drauf hat
Und das für extrem schlanke 857,82 €! ![]()
Damit kommen wir für mich zu einem kurzen Zwischen-Fazit zu den ohne Frage sehr begabten Pforzheimern, bevor wir endlich zur eigentlichen Uhr der Vorstellung kommen: Meine persönlichen Favoriten von Ickler sind ganz klar Archimede und Defakto. Hier sehe ich am meisten Marken-Identität und Eigenständigkeit. Archimede pflegt die klassische "Toolwatch"-und Flieger-Sparte und bei Defakto merkt man den Fokus auf die klare und extrem schlichte Designsprache. Bei beiden Marken weiß ich klar "wo ich bin".
Bei Limes Uhren und Autran & Viala wurden mir zu viele unklare Design-Sprachen vermischt. Bei beiden letztgenannten Marken fehlt mir die klare Ausrichtung und manche der Uhren könnten auch viel eher ein anderen Ickler-Marke zugeordnet werden. Angesichts der Tatsache, dass alle der Uhren am gleichen Standort gefertigt werden, würde ich der Familie Ickler hier ganz klar eine Konsolidierung und klarere Ausrichtung der Marken empfehlen. Wie man am Beispiel der preisgekrönten Defakto Transit, der eigenständigen Limes Phara sowie den bekannten Archimede-Modellen erkennen kann, bietet hier die Ickler Familie jede Menge toller eigenständiger Uhren für jeden Geschmack! Mehr Fokus auf's Wesentliche würde hier mit Sicherheit auch zu einer besseren Identifizierung des Käufers mit dem Produkt bzw. der jeweiligen Marke führen.
So viel von meiner Seite also zur Marke bzw. Firma!
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Die Archimede 1950-3
Kommen wir endlich zur Uhr selbst!
Ja, "sensationell" war mein zweiter Gedanke, nachdem ich die Uhr näher betrachtet habe!
<- Und das der Dritte
SchuechternKichern
Quelle: https://www.icklerwatchblog.com/index.php/the-new-archimede-1950-3
Archimede hat die 1950-3 erst am 3. Dezember diesen Jahres vorgestellt. Sie stellt damit die 3. Uhr der "1950's" Reihe von Archimede dar und geht stilistisch dennoch in eine ganz andere Richtung. Die 1950-3 kommt in den Geschmacksrichtungen "blau" und "schwarz" und sieht auf den ersten Blick ein wenig nach "Panerai" aus:
Quelle: https://paneraireview.com/panerai-lumino…-pam372-3-days/
Unschwer zu erkennen auf der rechten Uhr der Schriftzug "1950". Damit wäre zur von mir wahrgenommenen Ähnlichkeit alles gesagt
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Was die Archimede 1950-3 für mich allerdings so attraktiv macht, ist die sowohl stilistisch als auch funktionell perfekt passende Minuterie
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Quelle: https://www.archimede-watches.com/de/1950-s/1950-3
Damit ist die Uhr im Vergleich zur bspw. Panerai deutlich präziser ablesbar, ohne das klassisch-schlichte Design zu zerstören! Eben dieses meiner Meinung nach perfekt gelungene Design ist für mich auch das absolute Highlight dieser Archimede. "Weniger ist mehr" trifft hier absolut zu und genau das ist auch die Herausforderung bei einer solchen Uhr. Wenn ein Design so simpel ist, muss auch alles passen. Ziffernblatt, Zeiger, Gehäuse, Größe, Proportionen.... jeder einzelne Punkt kann dafür sorgen, dass das Design empfindlich gestört und der "Appeal" der Uhr somit dahin ist. Archimede ist hier meiner Meinung nach ein absoluter Hit gelungen!

Quelle: https://www.archimede-watches.com/de/1950-s/1950-3
Um etwas näher darauf einzugehen: Die Zeiger sind sehr schlicht gehalten und haben eine perfekte Länge und Form. Um den Kontrast nicht zu gering oder zu hoch ausfallen zu lassen, sind sie silber und passen sich optisch somit an das Edelstahlgehäuse an. Der optische Catcher ist hier die Vintage-Leuchtmasse, die mit den ebenso perfekt ablesbaren arabischen Ziffern am meisten das Gesicht der Uhr zeichnet. Gepaart mit dem klassischen Design macht das dann auch schon die Erscheinung der Uhr aus. Ich danke Archimede an dieser Stelle ebenfalls für die Entscheidung, KEIN Logo auf das Blatt zu klatschen!
Der Markenname fügt sich dezent links neben 6 Uhr, flankiert von "Germany" auf der rechten Seite, ein. ![]()
Die Proportionen waren für mich ebenso ein Kaufgrund: 40mm mit einer Höhe von lediglich 9,8mm sowie einem Horn-zu-Horn Abstand von 44mm waren für mich geradezu perfekt!
Angesichts der Tatsache, dass ein reguläres Sellita SW 200-1 (ETA 2824-2 Derivat) darin tickt, ist das schon eine Meisterleistung. Man hätte auch das dünnere 2892-2 bzw. Sellita SW 300 verwenden können - dann wäre allerdings der Preis höher ausgefallen.
Womit wir zum finalen Grund kommen, weshalb ich mir die Uhr gegönnt habe: Mit 721,34€ gab es für mich nichts mehr zu überlegen!
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Ich habe übrigens die schwarze Version am dunkelbraunen Band mit der Referenz: 1950-3 SW.SC.LDB
Jetzt mal Butter bei die Fische!
Wenn euch das
mittlerweile ausgegangen ist und ihr ohne rosarote Brille auf die Uhr schaut, werdet ihr nach einem Haken suchen. Den muss es doch irgendwo geben?! Und ja, die 1950-3 ist natürlich keine perfekte Uhr. Auch hier gibt es vor allem einen Punkt, der mich stört: Und zwar die Druckfestigkeit. Die Uhr wird mit lediglich 3 ATM angegeben!
Ein Wasserdichtigkeits-Rating, was ich im Jahre 2020 von einem eigenen Gehäusefertiger nicht so ganz nachvollziehen kann
Schaut man sich andere Uhren aus dem eigenen Hause an, fällt einem schwer zu verstehen, wieso man dieser Uhr keine höhere WaDi zugestanden hat. Vll. hat es damit zutun, dass man die Uhr schlank und unter 10mm in der Höhe halten und dennoch das recht hohe Standard Sellita einsetzen wollte? Ich weiß es nicht. Man sollte das allerdings wissen, weshalb ich an der Stelle auf jeden Fall darauf hinweisen wollte.
Ich persönlich komme damit allerdings gut klar: Die Uhr kommt eh ausschließlich am Lederband, auch wenn ein Mesh-Band auf der Aufpreis-Liste steht. Für mich muss eine Uhr abwaschbar sein, um sie hin und wieder zu reinigen. Und das kann sie definitiv auch mit 3 ATM ab. Mit einer solchen Uhr muss ich nicht Schwimmen oder Duschen. Von daher kann ich persönlich gut damit leben!
Nach einigen Tagen bin ich immer noch sehr zufrieden mit der Uhr - sie trägt sich aufgrund des geringen Gewichts und der Größe extrem angenehm und ist kaum zu spüren ![]()
Natürlich kann man hier noch weitere Nachteile suchen, die man auch finden wird. Um jetzt wirklich kleinlich zu sein, könnte man kritisieren, dass das mitgelieferte (in meinem Fall dunkelbraune) Lederband kein Logo hat. Oder das verbaute Sellita-Werk nicht ein Mal einen eigenständigen Rotor hat und offenbar so direkt aus dem Werk kommt und in der Uhr verbaut wurde. Entsprechende Toleranzen sollte man hier natürlich erwarten. Da kommt es der Uhr natürlich wieder zugute, dass sie nur zwei Zeiger hat
Für mich ist das allerdings völlig okay, vor allem angesichts des Preises. Die Uhr läuft auch noch nach einigen Tagen präzise genug, dass man dank der feinen Minuterie immer noch die Zeit auf eine halbe Minute genau ablesen kann. Das sollte mehr als ausreichend im Alltag sein. Derzeit geht die Uhr nach ca. 6 Tagen tragen ziemlich genau eine Minute vor - was einem täglichen Vorgang von ca. 10 Sekunden entspricht und damit völlig in der zu erwartenden Norm liegt. Vorteil eines Standard-Sellitas: Regulieren ist ein Kinderspiel und kann man mit etwas Feingefühl und passendem Werkzeug auch selbst machen. ![]()
Soo... ihr habt es geschafft!
Es bleibt mir daher nur noch zu sagen:
... und vielen Dank erneut für's Lesen & Reinschauen!
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Besten Gruß,
Daniel
