Liebe Mit-ForianerInnen,
liebe Stammtischbesucher!
Da ich kürzlich wieder auf die Bilder meiner damaligen AP gestoßen bin, dachte ich mir, ich teile euch nun endlich mal die lange überfällige Story dazu! ![]()
Holt euch Popcorn, los geht's ... ![]()
Im Sommer 2019 war ich in der glücklichen Lage mein hart erspartes Geld für eine Audemars Piguet auszugeben!
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Es war eine Zeit, in der die klassischen Royal Oak Modelle schon sehr gefragt waren, da Luxusuhren in den letzten Jahren immer mehr in die breite Masse gewandert sind und neben diversen Musikern aka Rappern auch die junge Internet-Prominenz auf dieses neue Status-Symbol aufmerksam geworden ist. In Zeiten vom Klimawandel und weitverbreiteten grünem Gedankengut scheint eine 150.000,00€ Uhr sozialverträglicher zu sein als ein entsprechendes KFZ für den gleichen Preis. Wie auch immer... aus diesen und anderen Gründen jedenfalls war es mir nicht Wert, jenseits von 20.000€ für ein klassisches Royal Oak Modell auszugeben. Die Listenpreise für die "Einstiegsmodelle" waren damals meiner Erinnerung nach noch unter 20k.
Nicht nur aus preislichen Gründen habe ich mir schlussendlich die Royal Oak Offshore Diver ausgeguckt! Sie ist immer noch eine der günstigsten sportlichen AP-Uhren und war genau, was ICH persönlich gesucht habe. Ein richtiger "Brocken" von Uhr, der besonders im Sommer mit seiner optischen Erscheinung und dem Kautschukband geradezu die perfekte Befriedigung für den Uhren-Nerd zu sein schien! 
Was ist passiert?
Ich habe die Uhr zu einem damals wirklich günstigen Preis von einem deutschen Privatmann gekauft. Es handelte sich um eine gerade ein Mal halbes Jahr alte Diver mit Box & Papieren, Full Set. Das kam mir natürlich mehr als gelegen! Die Uhr hatte keine einzige Macke
Nach 3-4 Monaten ist mir aufgefallen, dass die Gangreserve der Uhr massiv und definitiv unnatürlich stark abgenommen hat. Bis dato hatte ich die Uhr nur zu besonderen Anlässen oder am Wochenende am Arm, dann hatte ich sie mal ein paar Tage hintereinander getragen. So ist mir aufgefallen, dass die Uhr plötzlich bereits am Morgen später trotz Vollaufzug stehen geblieben ist?! Die Uhr hatte also eine maximale Gangreserve von 6-8 Stunden. Da war mir klar: Das Ding muss zu AP. Dank voller Garantie zum Glück kein Problem! Also habe ich die Uhr bei meinem offiziellen Konzessionär abgegeben und einschicken lassen.
Ob der Erstkäufer von dem Problem bereits wusste, kann ich nicht sagen. Da ich mit ihm während meiner Odyssee allerdings durchgehend einen freundlichen Kontakt gepflegt hatte, denke ich nicht, dass er die Uhr aufgrund des Problems verkauft hat. Er hätte sie ja selbst einschicken können.
Nun gut - das ist ja noch kein Thema. So etwas kann immer passieren, in jeder Preisklasse. Ich hatte ja schon ein Mal erwähnt, dass ich persönlich statistisch gesehen sogar eher Probleme mit teureren Uhren hatte
So musste ich auch meine erste Submariner bereits nach kurzer Zeit einschicken, da der manuelle Aufzug mit grausam klingendem Kratzen begleitet wurde. Aber das nur am Rande ![]()
Lustig wurde es danach: Die Uhr kam zurück und bevor ich die Behebung des eigentlichen Problems prüfen konnte, ist mir aufgefallen, dass die Uhr Macken hatte! Und zwar nicht nur eine
Ich bin wirklich erst ein Mal vom Glauben abgefallen...
Die Lünette war an drei Stellen oberflächlich zerkratzt, als hätte man die Uhr unachtsam auf's Gesicht gelegt und so aufgeschraubt. Womit wir zur nächsten Macke kommen: Die Uhr hatte an einer der weißgoldenen (!) Schrauben auf der Rückseite Spuren, als wäre hier jemand mit dem Schraubendreher abgerutscht. Auch das seht ihr gleich auf den Bildern.
Viel auffälliger, wenn auch vll. wert-technisch weniger schlimm, war das Kautschukband. Ich weiß bis heute nicht, was da passiert ist
Das Band war optisch an beiden Seiten wie "verklebt" bzw. "abgerieben". Nachdem man das Band angefasst hat, war "verklebt" schon eher das, nach dem es sich angefühlt hat. Es sah fast schon so aus, als hätte das Band an diesen Stelle massiv Hitze abgekommen. Auf den Bildern schwer zu sehen, aber ich denke man kann es erkennen, wenn man die entsprechenden Bilder groß macht (anklickt). Ihr konntet ja auch auf den Bildern oben sehen, wie das Band eigentlich aussah. Generell empfiehlt es sich, alle Mängel-Bilder groß anzusehen, wenn ihr daran interessiert seid.
Hier nun die Bilder nach der ersten "Revision":
So kam die Uhr zurück. Der aufmerksame Betrachter achte auf die Sprache auf dem Aufkleber... das wird später noch interessant.
So sah das Band aus.
Ebenso die andere Band-Seite.
Ja, ich bin so arrogant und behaupte: Das hätte ich besser hinbekommen.
Hier die Microswirls auf der Lünette. Glaubt mir: Diese waren definitiv vor NICHT da und sahen in Echt je nach Licht auch viel schlimmer aus... das gleichmäßige Finish hat dafür gesorgt, das diese Macken noch viel auffälliger waren ![]()
Nr. 2.
Nr. 3 & 4...
Tja, was soll man dazu noch sagen?! Was folgte, war eine etwas fassungslose aber freundliche Reklamation bei meinem Konzessionär. Dieser hat sich natürlich mehrmals im Namen von AP entschuldigt und hat die Uhr erneut zu AP eingeschickt. Er könne sich auch in keinster Weise erklären, wie so etwas passieren konnte.
Ich habe natürlich darauf hingewiesen, dass ich nun eine nagelneue Uhr in perfektem Zustand polieren lassen muss, weil AP selbst die ursprünglich angedachte Reparatur verbockt hat. Beim Band, das vorher wirklich in PERFEKTEM Zustand war, habe ich darauf bestanden, das dieses gewechselt wird.
Nachdem die Uhr nun erneut wieder bei AP vorlag, hat man mir erst ein Mal erzählen wollen, dass die Beschädigungen ja mit Sicherheit schon vorher waren und normale "Gebrauchsspuren" seien. Auch die Spuren am Band hat man als "normale Abnutzung" tituliert. Was allein von der Haptik, wie oben schon beschrieben, definitiv nicht sein konnte. Den einzigen Fehler, den man zugestanden hat, war die verkratzte Gold-Schraube. Mit entsprechend guter Laune habe ich eine aufwendige und extrem detailliert bebilderte Fotoserie des Vor- und Nachher-Zustandes geschickt und habe darauf bestanden, dass diese Mängel definitiv nicht durch mich entstanden sind. Allein das ich das als Kunde in diesem Umfang tun musste, ist meiner Meinung nach eine absolute ![]()
Um es mal unverblümt gerade raus zu sagen: AP hätte allein aus Kundenorientiertheit - ich schicke meine Uhr ja nicht zum Spaß für weitere zwei Monate ein - einfach die Fr*sse halten sollen und sich um die Abwicklung meiner Reklamation kümmern sollen.
Wiederwillig und nach langen E-Mail-Kämpfen hat man mir dann die Aufarbeitung und den Bandwechsel zugesagt. Die Details der Diskussionen spare ich euch an der Stelle, sonst wird das ganze zu lang. Also fast forward: Die Uhr kam zum zweiten Mal zurück.
Auf den ersten Blick wurde das Band gewechselt, die Lünette aufgearbeitet. Die Schraube auf der Rückseite war poliert / gewechselt. Puh! Erst ein Mal konnte ich aufatmen. ![]()
... allerdings hat der erste Schein getrügt.
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Nach einer erneuten detaillierten Betrachtung sind mir folgende Dinge aufgefallen:
Dazu muss ich glaube ich nicht mehr viel sagen, oder?!
Motorsaege
Nach ein paar Tagen Fassungslosigkeit habe ich mich also erneut an meinen Konzi gewandt. Es folgte ein langes Gespräch, war ein paar interessante Details hervorgebracht hat: Man hat mir erzählt, dass AP den Service bereits seit einiger Zeit in andere europäische Länder ausgelagert hat. Nach einem skeptischen Blick und weiterer Nachfrage wurde mir erklärt, dass das letzte Service-Zentrum in Deutschland abgebaut wurde und die Uhren nun zum Service nach Spanien oder Frankreich geschickt werden. Ohne es jetzt böse zu meinen, aber sind wir mal ehrlich: Im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz ganz klar: BILLIGLOHN-LÄNDER!
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Kommen wir zurück zur Revisions-Box: Was mir erst Monate nach dem ganzen Erleben der Story aufgefallen ist, ist die Sprache auf der Box. Ich hätte auf spanisch getippt, was sich mit der Aussage meine Konzis gedeckt hätte. Allerdings sagt mir Google Übersetzer, dass "pedido cliente" portugiesisch ist, denn spanisch müsste es "pedido del cliente" heißen. Gut, schwierig zu sagen - vll. ist es dennoch spanisch - da kann sich jetzt ein Sprachen-Begabter gerne dazu äußern
Wie auch immer, meine Uhr landete also zwei Mal weder in der Schweiz bei AP selbst, noch im nicht mehr existenten deutschen Service-Zentrum.
Allein diese Tatsache hat meinen Blick auf die Marke ziemlich geändert. Ja, das mögen andere Hersteller vll. genau so machen - allerdings hat mir diese Erfahrung gezeigt, dass die Qualität dort wohl bei weitem nicht so hoch ist, wie das mal in hiesigen Landen der Fall war ![]()
Mein Konzi hat mir zudem gesagt, dass die ehemalige Service-Leiterin vom deutschen AP-Service-Zentrum noch guten Kontakt zum Hause pflegt und er sie persönlich kennt. Er würde ihr den Fall schildern und darum bitten, für mich eine Lösung zu finden. Erneut wollte ich die Uhr nun nämlich nicht mehr einschicken! Vor allem die nun deutlich tieferen Kratzer haben mir Kopfschmerzen bereitet - die Uhr wäre dann nach mehrfacher Politur nun definitiv nicht mehr in dem Neuzustand wie ich sie gekauft habe ![]()
Nach einigen Tagen habe ich eine Mail besagter Dame erhalten. Sie ist jetzt die Chef-Kundenbetreuerin für AP in Deutschland. Nach einem gemeinsam vereinbarten Telefon-Termin hatten wir ein nettes und offenes Gespräch. Sie hatte mir versprochen, sich persönlich um die Sache zu kümmern. Leider konnte sie die Uhr wieder nur nach in besagte europäische Länder schicken, da in Deutschland eben nix mehr zu machen war und sie wohl keine Möglichkeit hätte, die Uhr zurück in die Schweiz zu schicken. Nun gut, sie hat mir zugesagt, dass sie die Uhr persönlich wieder in München annimmt und höchst-selbst kontrolliert! Das war für mich ein Deal.
Nachdem ich meine Bedenken zu den mittlerweile tiefen Kratzern geäußert habe, hatte sie gemeint, dass sie sich hier etwas überlegt. Sie hat mir darauf eine Mail geschickt, in der sie mit der dt. Geschäftsführung von AP klärt, ob man hier nicht das ganze Gehäuse tauschen könnte. Das hat mich natürlich erst ein Mal positiv gestimmt und ich habe mich gut aufgehoben gefühlt! ![]()
Seither standen wir auch persönlich per WhatsApp in Kontakt. Ich hatte die Hoffnung, dass am Ende alles gut wird...
Der letzte Akt
Nach weiteren zwei Monaten habe ich einen Anruf von ihr erhalten. Die Uhr sei da und sie hätte sie persönlich kontrolliert!
Es sei alles in Ordnung und man hätte mir noch eine kleine Überraschung dazugepackt. 
Voller Vorfreude habe ich auf das Paket aus München gewartet. Die Uhr kam an, ich habe sie ausgepackt und musste erst ein Mal etwas ernüchternd feststellen, dass die "Überraschung" (neben einer zugegebenermaßen schicken AP Revisions-Travel-Box aus Leder) lediglich eine AP Waschtasche, ebenfalls aus Leder, war. Also praktisch ein Werbe-Goodie, was vermutlich jedem Käufer beim Kauf einer neuen AP vom Konzi oder der Boutique in die Hand gedrückt wird. Nun gut. Am Ende ging es ja um die Uhr.
Auch hier waren die Mängel auf den ersten Blick behoben! Ich war erleichtert. Am nächsten Tag habe ich die Uhr aber erneut betrachtet und festgestellt, dass der tiefe Kratzer nicht 100%ig auspoliert wurde und auch an einer anderen Seite wieder ein sehr kleiner, aber vorhandener Microswirl war, der vorher nicht da war... ![]()
Mittlerweile war ich nur noch enttäuscht und habe es auch schon fast erwartet... viel mehr geärgert hat mich aber das Drumherum: Mir wurde ein Gehäuse-Tausch zur Klärung versprochen - davon hatte ich aber während und nach der Reparatur NIE wieder etwas gehört. Es lag natürlich auch kein Zettel, kein Entschuldigungsschreiben oder sonst was bei. Einfach GAR NICHTS. Als hätte man nie darüber gesprochen. Also habe ich die gute Dame in München kontaktiert. Zerknirscht musste sie zugeben, dass dem Gehäuse-Tausch nicht zugestimmt wurde. Auf die Frage, wieso sie mich darüber nicht informiert hat, konnte sie nur ausweichend antworten.
Was ist mir also geblieben?
Eine Uhr, die mittlerweile wieder gut aussah und jemand ohne diese Vorgeschichte auch nicht als "mangelhaft" oder "gebraucht" gewertet hätte. Der Microswirl ist sehr klein und wird vermutlich jedem beim Tragen schon nach wenigen Tagen passieren. Damit konnte ich also leben. Der nicht ganz auspolierte tiefere Kratzer war auch nur im richtigen Licht zu sehen.
Ich hätte also damit leben können. Das Problem war nur: Ich kannte diese ganze traurige Geschichte bis dahin und habe sie selbst miterlebt. Ich wollte die Uhr schlicht und einfach nicht mehr haben, da ich zur Marke keinen positiven Bezug mehr hatte.
Nach einiger Zeit habe ich die Uhr unter Angabe der Story mit etwas Gewinn im Sommer 2020 weiterverkauft, da mittlerweile ein ganzes Jahr vergangen war und die AP-Preise seit dem weiter rasant gestiegen sind. Für mich war das quasi das "Schmerzensgeld" und ich konnte gut damit leben.
Im Nachhinein, in 2021, betrachtet, hätte ich die Uhr noch etwas behalten sollen
Mittlerweile sind die Preise auf gut über 20k angewachsen und ich hätte ein paar tausend Euro an der Uhr verdient. Aber naja - was will man machen ![]()
Für mich ging die Geschichte dennoch halbwegs gut aus und ich habe kein Geld verloren. Für mich ist aber klar: Eine AP kommt mir allein aufgrund des Firmen-Gebarens NIE WIEDER ins Haus. Andere Mütter haben auch... ihr wisst schon. Da ist der Markt einfach zu groß und ich mag genügend Konkurrenz-Marken, die mir ähnliches bieten können. Dennoch schade um die Uhr an sich: Sie war bis auf ein paar Kleinigkeiten (schlechte Leuchtmasse, mittelmäßige Ganggenauigkeit) wirklich klasse! ![]()
Nach dem Verkauf habe ich die Dame von AP darauf hingewiesen, dass ich nicht mehr an einem Reparatur-Versuch interessiert wäre, da das Thema für mich erledigt war. Nachdem ich wochenlang (!) darauf nichts gehört habe, habe ich erneut nachgehakt und sie freundlich darauf hingewiesen, dass diese Art von Kundenbeziehung alles andere als zielführend wäre und sie Ihre Bemühungen, mich zufrieden zu stellen, endgültig einstellen könne. Daraufhin kam nach 1-2 Tagen eine Mail, in der sie sich entschuldigt hat, dass sie so beschäftigt war. Nicht mehr, nicht weniger.
Ein paar Tage später kam per Post ein Paket von AP. Ich war zugegebenermaßen sehr neugierig, da es ziemlich schwer war. Darin war allerdings lediglich eine Karte (zum ersten Mal) und eine kleine Flasche Champagner. Auf der Karte stand sinngemäß so etwas wie "Ich hoffe, wir können weiterhin in gutem Kontakt bleiben!". Nicht mehr und nicht weniger.
Dazu kann sich jetzt jeder selbst seinen Teil denken ![]()
Für mich war das bis dato tatsächlich meine schlimmste Uhren- und Service-Erfahrung seit ich dieser Leidenschaft verfallen bin. Wie oben bereits erwähnt, ist für mich AP definitiv gestorben. Auf eine Marke, die sich marketing-technisch so "Holy Grail"-mäßig positioniert bzw. darstellt und DAS als Gegenleistung bringt, kann ich gut verzichten.
Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser traurigen Stammtisch-Story trotzdem ein wenig unterhalten und wünsche euch, dass euch so etwas nie passiert! ![]()
Besten Gruß,
Daniel
*Disclaimer: Mir ist durchaus bewusst, dass dies ein persönliches Erlebnis und eine Einzelfall-Beschreibung meinerseits war. AP baut tolle Uhren und ich wünsche jedem, der eine AP besitzt oder besitzen möchte, den größten Spaß damit!