Liebe Sinneasten,
nach meiner selbst wiederbelebten Aktivität in diesem Forum, mit kürzlich erster Teilnahme an einem Stammtisch (Nr. 82), möchte ich mal eine meiner Sinns vorstellen.
Es geht um den „Einsatzzeitmesser“ EZM3F, eine Uhr mit F für „Flieger“, die zusammen mit ihrer Schwester, dem EZM3 (ohne T für „Taucher“, seltsam, nicht wahr?), durchaus verbreitet ist, was man unschwer am Gebrauchtmarkt beobachten kann. Doch vorgestellt oder diskutiert wird sie eher selten. Ich habe da so eine Vermutung, wenn es stimmt, was ich an mir selbst beobachtet habe. Dazu gleich mehr.
Ich kam zu dieser Uhr beinahe so wie die Jungfrau zum Kinde: Unerwartet, es passiert plötzlich und ungeplant, dabei schockverliebt, und - zack! - hast du Zuwachs am Hacken Handgelenk.
Es geschah an einem regnerischen Julitag in Frankfurt (wo sonst?). Im Rahmen eines lokalen Membertreffen des Uhrforums erspähte ich am Handgelenk eines Kollegen eine eher kleine Sinn - einen EZM3 an Stahl. „Hier, leg doch mal um!“- Was ich denn auch tat. BÄMM. Die muss ich haben! Insbesondere deswegen, da ich just dieser Tage nicht sonderlich glücklich war mit einer als Alltagsuhr gedachten (und reichlich teuren) Omega Seamaster 300 M Ceramic, die sich als schlecht ablesbar für mich herausstellte, auch irgendwie nicht wirklich passend zu mir, eine Uhr, die ich etwas später konsequent eintauschte gegen eine Moonwatch, einer echten Machstenixfalsch.
Die Tage darauf das Netz durchforstet nach den wenigen Reviews, Vorstellungen und Bildern, die es zum EZM3F gibt, dafür umso mehr Zweitmarktangebote. Was gut ist, denn das Modell hatte über 3 Monate Lieferzeit bei Sinn. Just entdeckte ich auf Kleinanzeigen ein privates, äußerst günstiges Exemplar: gerade drei Monate alt, Verkäufer nicht weit weg, Preisnachlass für abendliche Sofortabholung am selben Tag erhalten. Hopp ins Auto, von Wiesbaden nach Köln gedüst. Im Vorraum einer Bank wechselt die Uhr gegen Bargeld den Besitzer. Ihr kennt das. Und seither habe ich einen neuen unaufgeregten Alltagsbegleiter, den ich dermaßen schön finde, dass ich eigentlich unentwegt draufgucke.
Wie gingen all die Jahre dieses Modell an mir vorbei? Mein Verdacht: So im Laden, im Schaufenster, auch in der stets überwältigenden Gesamtauslage der Werksausstellung in der W.-Fay-Straße geht der matte EZM3/F als Dreizeiger neben all den anderen instrumentellen Uhren immer ein bisschen unter: kleiner, unscheinbarer, zarter, blasser, leichter, unauffälliger…. sie wirkt einfach nicht so präsent wie die dicken 44 Millimeter-Männerkampfuhren oder den polierten 103/104ern und FiPla-Verwandten aus gleichem Hause! Ist der Ticker ein Mauerblümchen? Gar nicht! Es ist paradox, denn er gehört zweifellos zu den beliebten Top-Sellern im Sortiment und hält sich daher schon lange im Programm. Leider gibt es eh nicht mehr viel unter 2k€…
Aber für sich alleine betrachtet ist „der 3er“ grandios! Mit 41 mm Durchmesser genau richtig, das perlgestrahlte und auch ohne Tegimentierung swirl-resistente, recht flache Gehäuse, schön facettiert an den Hörnern, darauf ein zurückhaltend markierter Drehring, dessen dünner innerer silberfarbene Ring eine kleine Portion Eleganz reinbringt, dazu der im Zentrum mattschwarz lackierte Zeigersatz, der für einen „Schwebeeffekt“ auf dem Zifferblatt sorgt, das klare, gegenüber der normalen 3er nochmals reduzierte Blatt an solches, das versetzte Datum, die Entspiegelung, 200 bar WaDi und Magnetfeldschutz, Ar-Technik, hey, was will man eigentlich mehr?
Kommt dazu, dass EZM3/F von Sinn ein wahrer Strap-King ist (Strap-Queens gibt’s nebenan ;))! Am Leder - idealerweise ein leicht gefüttertes Shell-Cordovan - sehr tauglich zu Hemd und Sakko, am Canvas sportlich für everyday casual und am Stahl locker-lässig für Sommer, Sonne, Strand! Last but not least: Sie ist ein „Lefty“ und bietet damit einen buchstäblich handfesten Vorteil, dessen Schattenseite man gern in Kauf nimmt: als Rechtshänder Krone öffnen und drehen am besten, wenn man die Uhr um 180° dreht und mal „mitdenkt“.
Nach fast einem halben Jahr geht es mir insgesamt wie Britt Pearce, der bekannten Uhrfluencerin aus UK, die bekannte: „I just LOVE this watch!“. Mich persönlich begeistert noch ein gewisser Rest-Bling an der Uhr: Am Rand des minimal (ca. 0,3 mm) überstehenden Saphirs bricht das Sonnenlicht und liefert gelegentlich ein zartes buntes Funkeln…
Genug erzählt, hier ein paar mehr Bilder für Euch - aktuell am Sinn grün-grauen Canvas, das an den Kanten schwarz lackiert ist - ideales Band für die Uhr:
Danke für's Lesen, habt einen schönen IV. Advent und Frohes Weihnachten!
Herzliche Grüße
Bodo
PS: Diese Fotos habe ich noch in hochauflösend und messerscharf, aber die würden hier die Upload-Grenze bei Weitem sprengen...
