Meine Erlebnisse mit Helmut Sinn
Ich habe Helmut Sinn vor ca. 45 Jahren zum ersten Mal getroffen. Ich war ungefähr 16 und mein Vater hatte beschlossen mir eine Uhr zu schenken (da muss ich zum ersten Mal im Leben etwas richtig gemacht haben...). Aus irgendeinem Grund wusste er um Helmut Sinn und dessen Uhren. Wir wohnten damals in Frankfurt, also sind wir in den ersten Laden von HS gefahren (im Parkweg 6). Dort habe ich aus einer Glastheke eine Uhr ausgesucht - nach Gewicht und Anzahl der Zeiger! Helmut Sinn sagte: "Junge, was willst du denn mit so einer schweren Uhr? Ich habe doch viel leichtere, die dir auch gefallen können!". Ich habe außerdem sehr schlanke Handgelenke, sodass die Uhr noch massiver aussah! Aber es gab kein Vertun - es musste diese Uhr sein. Mir ist erst viele Jahre später klar geworden was ich da habe. Es ist eine 141, die 140 mit dem festen GMT Zeiger, die wohl nur zwei Jahre gefertigt wurde (Laut HS, viele Jahre später). Damals war der zeitliche Abstand von Deutschland zu GMT immer gleich, nämlich eine Stunde. Die Uhr habe ich immer getragen, mal mehr, mal weniger. In meiner Bundeswehrzeit kam sie in ein sehr breites, olives Armband mit einem Klettverschlussdeckel drüber. Die Amerikaner in meiner Einheit (Motorpool im Hauptquartier in Heidelberg) haben die geliebt. Ich habe damals auch recht wenig Rücksicht auf das Zeiteisen genommen und so hat sie über die Jahre einiges an Kratzern am Gehäuse und auf dem Glas
bekommen. Irgendwann landete sie in der Schublade. Bis dann eines Tages mein Vater nach der Uhr fragte und ich sie erst nicht finden konnte. Es stellte sich
heraus, dass er sie mitgenommen und bei SINN (Schmidt-Zeit, Im Füldchen) zum Service abgegeben hatte. Er wetterte über die bunten Armbänder und die "affektierten" Uhren, die Helmut Sinn so nie gebaut hätte.
An ein weiteres Treffen erinnere ich mich noch lebhaft. Ein Freund von mir war auf der Suche nach einer ausgefallenen Uhr. Ich hatte ihn auf Guinand aufmerksam gemacht und er fand eine LL (Bedienknöpfe auf der linken Seite) mit einem Zifferblatt komplett aus Leuchtmittel interessant. Wir sind also in den Laden und der Meister war persönlich da. Unschwer schon auf der Straße zu erkennen, da der berühmte Audi 100 mit dem Kennzeichen SI-NN xxx unten stand. Dann begann ein zweistündiges Feuerwerk der guten Unterhaltung mit nicht enden wollenden Geschichten, bei denen eine interessanter als die nächste war! Das ganze gipfelte darin, dass alle zusammen in die innenliegende Toilette geschoben wurden, um die Leuchtkraft der Uhr zu demonstrieren! Helmut Sinn hielt die Uhr im Zappendusteren vor den Lichtschalter und sagte:"Sehen sie! So können sie nachts auch ein Klingelschild anleuchten!". Die Uhr ist natürlich heute noch im Besitz meines Freundes!
Helmut Sinn habe ich zum letzten Mal vor einigen Jahren auf der Retro Klassik in Stuttgart gesehen. Ihm ging es offensichtlich nicht gut und er saß in einer der Messehallen ziemlich schlapp auf dem Rand einer Mülltonne. Ich erkannte ihn natürlich sofort und habe ihm eine Flasche Wasser angeboten. Die hatte er kaum ausgetrunken, als ich ohne Ende Geschichten von ihm erzählt bekam! Das war besser als die ganze Veranstaltung!!! Am besten war die Geschichte wie er mit seinem Audi wegen einem Filminterview nach München und zurück "geflogen" ist und unterwegs immer "Mikroschlafpausen" hätte machen müssen, was früher nie notwendig gewesen wäre! Außerdem bekam ich ein Kurzreferat über meine 141GMT. Im Foyer gab es auch ein paar Uhrenhändler. Über deren SINN-Preise hat er ziemlich gewettert (wie immer bei hohen Preisen).
Über die Jahre habe ich dann weitere Sinn Uhren gesammelt. Aktuell trage ich eine U1 SDR und die sieht an meinem Arm recht imposant aus, denn die Handgelenke sind über all die Jahre nicht dicker geworden.