Begonnen hat alles mit meiner grundsätzlichen Sympathie zu SEIKO, einer traditionsreiche Marke seit 1881.
Damit ist sie älter als mancher Schweizer, der denkt, er wäre alt.
Von Anbeginn der Firmengeschichte befasste sich man mit Uhren, heute ist SEIKO die Marke mit der höchsten Fertigungstiefe. 100% (!) der Uhrenteile werden bei Seiko produziert.
Diese Art der Uhrenproduktion ist weltweit einzigartig, so Wikipedia.
Weiter aus Wikipedia:
„Im Jahr 1881 gründete Kintarō Hattori (1860–1934) im heutigen Tokioter Stadtteil Ginza ein Uhren-Reparaturgeschäft.1892 erwarb Hattori ein stillgelegtes Fabrikgebäude und gründete dort unter dem Namen Seikōsha eine Uhrenfabrik mit dem Ziel, Japans beste Wanduhren herzustellen. Seikōsha ist ein Akronym und steht für Seikō (dt. Präzision) und Sha (dt. Haus), also Präzisionshaus.“
Schwierig war die Auswahl der richtigen Seiko deshalb, weil die Japaner (in meiner Wahrnehmung) oft ein seltsam schräges Schönheitsideal von Zeigern haben.
Da gibt es außergewöhnliche Proportionen, seltsame Zeigerspitzen, ungewohnte Teilungen bei der SL-Füllung und vieles, was mit meinem konservativen Weltbild nicht zusammen passt.
Ganz schwierig sind bei Seiko auch die Modellbezeichnungen. Selbst Hardcore-Seiko-Freaks schaffen es kaum, eine Logik und damit eine Ordnung in die Produktlinien zu bekommen.
Die meisten geben irgendwann verzweifelt auf.
Fremdgehen bedeutet auch immer, dass man vergleicht. Nicht alle Firmen sind so konsequent, dass man erkennen kann, dass eine 103 St Sa Ar UTC ein Chrono ist, aus Stahl besteht, ein Saphirglas besitzt und über die Features der Ar-Technik und die 2. Zeitzone (UTC) verfügt. Und vermutlich heißen dann auch alle folgenden Modelle so.
Man kann die Uhr anhand der Bezeichnung ohne ein Bild sofort einordnen. Ordentlich deutsch, spießig, bieder - aber konsequent. ![]()
Die Uhr:
Obwohl nicht ganz neu, fand ich irgendwann Gefallen an einem Modell, das es so schon einige Zeit gibt:
der SEIKO Prospex SPB151J1
Sie ist auch bekannt unter dem Beinamen „Volks-Willard“ oder „Captain Willard Remake“ .
Das impliziert, das es eine reine, eine echte „Captain Willard“ gibt. Dazu aber später mehr.
Das besondere an der Uhr ist sicherlich das typische Kissengehäuse, das man mag oder nicht. Halbschwangere Meinungen dazu gibt es nicht, ich find es cool, schön retro 70er Jahre.
Die Zeiger sind wunderschön klassisch ausgeführt, einfach perfekt. Das Werk ist bekannt dafür, dass es gut laufen kann, aber auch eine breite Serienstreuung in der Ganggenauigkeit hat. Da ich meine Uhren meist täglich wechsle, kann ich dazu nichts verbindliches liefern. Die Verarbeitung des Gehäuses und des Bandes ist in allen Details super. Alles Haptische an der Uhr ist exzellent, sei es die Krone, der Aufzug, die Präzision, mit der die Lünette (120 Klicks) sich drehen lässt, alles super. Für mich ist die Uhr für das Gebotene ein echtes Schnäppchen.
Das Band ist gestiftet, hat eine Taucherverlängerung auf der 6-Uhr-Seite der Schliese (also genau gegenüber i.Vgl. zu Sinn-Schliesen). Aber kein Schnickschnack, keine Feinverstellung, alles klassisch gut und traditionell. Man hat das Gefühl, die hält ewig.
Aber wer zur Hölle ist Captain Willard ?
Wer das bei Google eingibt, findet tatsächlich nicht den Ursprung des Namens .....sondern genau meine neue Uhr.
Eigentlich geht es um den Hauptdarsteller Martin Sheen in dem preisgekrönten Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ aus dem Jahr 1979, dessen Handlung während des Vietnamkriegs spielt. Captain Benjamin Willard, die Hauptfigur, ist Angehöriger einer amerikanischen Spezialeinheit und erhält den Auftrag, einen abtrünnigen, angeblich wahnsinnig gewordenen Colonel zu töten. Der Film wird von vielen Kritikern zu den einflussreichsten bzw. besten Filmen des 20. Jahrhunderts gezählt.
Dieser Hauptdarsteller trägt die Taucheruhr SEIKO 6105, damit wurde eine Ikone in der Uhrenwelt geschaffen. Diese 6105 wurde damals von vielen Vietnam-Soldaten getragen, da sie als äußerst robust und v.a. wasserdicht galt.
Sagt man zumindest so.
Ob sich diese Uhr die vielen jungen Leute der eher unteren Gesellschaftsschicht wirklich leisten konnten, ist fraglich.
Aber die Story ist gut.
Auf jeden Fall werden originale 6105er in gutem Zustand heute selten unter 2000 Euro gehandelt.
Das Original: Die Seiko 610 mit dem typischen Waffelband:
Bilder: Chronautix, Watchtime
Meine Seiko erschien im Frühjahr 2020, damals war sich die Fangemeinde nicht einig, ob die Neuerscheinung positiv zu bewerten ist.
Hintergrund ist, dass bereits 2018 eine Captain-Willard-Seiko SLA033 erschien, die als hochwertigte Remake der 6105 aufgelegt wurde und einen stolzen Kaufpreis von Liste 4250,-- Euro hatte.
Käufer dieser Uhr fanden es jetzt natürlich nicht so lustig, dass eine optisch ziemlich ähnliche Seiko auf den Markt kam, die ca. 1/3 des Preises kostete.
Neue Interessenten fanden es wiederrum super, dass es die Uhr mit einer ordentlichen Verarbeitung zum bezahlbaren Preis gab.
Das Volk war somit glücklich und der Titel „Volks-Willard“ war entstanden.
Also: Die SLA033 erschien 2018 als Remake der 6105 mit Namen Captain Willard.
Erkennung: SEIKO Schriftzug kombiniert mit „Automatik“ und KEIN Prospex-Logo, weißes Datum auf 3 Uhr mit polierter Einfassung , sehr hochwertige Verarbeitung,
Gehäuse 44mm, Listenpreis 4250,-- Euro, Straßenpreis damals deutlich darunter.
Damit das mit der Modellvielfalt nicht so einfach ist, gab es dann im Jahr 2021 noch ein Modell:
SLA 049 (blaues Blatt, limitiert 1200 Stück) und SLA 051 J1 (schwarzes Blatt) .
Werk : 8L35, Preis: 2.900,-- Euro
Erkennungszeichen: 44mm Gehäuse, schwarzes Datum zw. 4 und 5 Uhr, großes Prospex-X in der Zifferblattmitte
Meine SPB151J1 dazu im Vergleich:
Werk: 6R35 mit GR von 70 Stunden, 42mm, weißes Datum auf 3 Uhr , Datumsfenster OHNE Einfassung
Saphierglas, Edelstahlgehäuse mit Super-Hard-Coating, Bandanstoss: 20mm
WD 200m, Listenpreis 09/2022: 1.350,-- Euro
Hier noch ein paar gute Berichte zur 6105:
https://diveintowatches.com/reviews-r-z/seiko/seiko-6105
https://www.watchtime.net/uhren-klassike…uhr-seiko-6105/
Parallel gibt es meine Uhr auch mit grünem Blatt, grünem Drehring und an schwarzem Silikon, die Uhr heißt dann SPB153J1 und kostet Liste 1150,-- Euro.
Ach ja, und dann gab es 2020 noch eine limitierte Variante in Blau, die hies dann SPB183 – gleiches Gehäuse, gleiches Werk aber blaues Zifferblatt.
Bevor wir dann gleich zu Preis, Preis/Leistung und wieviel ist mir eine Seiko wert, kommen, sei gesagt, dass jeder überlegen muss, wofür er sein Geld ausgibt.
Der eine für Öl und Gas, der andere für Strom, der andere für Koks und Frauen. Der andere für Seikos. ![]()
Zum Abschluß noch Bilders für die Rundum-Ansicht:


