Hallo allerseits. Ich bin Thomas.
Nein - ich bin kein Flieger und mein Einsatzgebiet ist das World Wide Web. Also brauche ich weder eine Fliegeruhr noch einen Einsatzzeitmesser. Vom Tauchen ganz zu schweigen.
Ich bin ein 66 Jahre alter Nerd. Ja - uns gibt es tatsächlich, wenn auch nicht so oft - und ich hänge den ganzen Tag am Computer rum und abends am Smartphone. Also ich bin überall von Elektronik umgeben.
Ich kenne die Gefahren, die Sicherheitslücken und die Manipulationsmöglichkeiten. Ich bin als Systemadminstrator europaweit tätig und mache es immer noch gerne. Aber gleichzeitig sehe ich, wie wir immer abhängiger werden und Stück für Stück unsere Freiheit verlieren oder sogar freiwillig aufgeben.
Ich komme aus Frankfurt und schon als kleiner Junge, wenn ich mit meinem Opa die Stadt erkundet habe, hat er mir eingetrichtert, dass für einen guten Frankfurter die Freiheit das Allerwichtigste ist. Vieles, was mein Opa mir erzählt hat, habe ich vergessen, aber das mit der Freiheit habe ich mir gemerkt.
Gerade deshalb suche ich nach den wenigen noch verbleibenden Nischen der Autonomie. Viele sind es nicht mehr.
Vielleicht kommt meine Faszination für mechanische Uhren daher. Mit ihr bin ich unabhängig, höchstens abhängig von dem Uhrmacher meines Vertrauens. Und das nehme ich gerne in Kauf, zumal ich ja - im Unterschied zur Elektronik - etwas sehen kann und mir einbilde - belesen wie ich mich habe - auch etwas von dem verstehe, wie eine mechanische Uhr tickt.
Darüber hinaus finde ich Mechanik aber insgesamt faszinierend, eben weil ich sehen kann, wie etwas funktioniert. In der Elektronik ist das anders. Wenn ich ein Programm entwickle (also eine App in Neudeutsch), dann muss ich zwar auch Schritt für Schritt vorgehen und Regeln beachten, aber letztendlich sehe ich am Ende nur das Ergebnis. Was die Maschine im einzelnen macht, kann ich nicht sehen, höchstens mit aufwändigen Test ausprobieren. Und 99,9% der Apps, die ich benutze, sind nicht von mir. Da kann ich gar nichts machen. Und seh auch nix. Kann sie nur anwenden und hoffen, dass alles gut geht. Das ist natürlich bequem und praktisch und total interessant. Aber was ist mit der Freiheit? Jürgen Abeler schreibt in seinem Ullstein-Uhrenbuch: Die dritte Entwicklungsphase der Uhren ist gekennzeichnet „durch die Aufgabe der Anschaulichkeit und Ersatz des ‚Werkes‘ durch Module...“
Dass es in meiner Heimatstadt Frankfurt eine Manufaktur mit Namen Sinn gibt, wusste ich nicht. Bis wir von einem 4 Jahre dauernden Auslandseinsatz nach Deutschland zurückkehrten und in Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis) eine bezahlbare Wohnung fanden. Im örtlichen "Lokalblättchen" wurde ein Uhrmacher vorgestellt und bei ihm habe ich zum ersten mal Sinn Uhren gesehen.
Das war 2014. Eigentlich war es schon da um mich geschehen. Da war doch dieses must have Gefühl.
Trotzdem hat es noch 3 Jahre gedauert, bis ich „Meine Uhr“ gefunden habe. Da gab es ja auch noch die faszinierenden GPS Funkuhren mit Satelliten-Empfang. Aber als dann die Smartwatch kam, war endgültig Schluss. Mich auch noch mit meiner Uhr an Apple oder Google zu verkaufen geht gar nicht.
Während ich diese fast philosophischen Gedanken schreibe, warte ich auf sie – meine Uhr. Fliegeruhr 857 mit Lederarmband. Fliegeruhr (toll abzulesen, auch im Dunkeln) - Tegiment (ich hasse Kratzer) - Magnetfeldschutz (den ganzen Tag im Computerraum) und den Fliegerdrehring. Das ist das Ding, das ich am meisten verwende (Männerspielzeug).
Soviel für heute. Sobald das Päckchen da ist, schreibe ich weiter und dann gibts natürlich auch Bilder, erste Eindrücke und danach Erfahrungen und Erlebnisse mit meiner „Neuen“. Mal sehen, was die Zeit so bringt und wie die Uhr geht. Wusstet ihr, dass eine Uhr gehen kann, sogar vorgehen und nachgehen, obwohl sie keine Beine hat? <lol>
So long
Thomas




