Gude Morsche,
ich bin der Jürgen und mein Leben ist bislang Sinn-los.
Geboren 1967 in Groß-Gerau, die erste nennenswerte Uhr war eine Citizen vom örtlichen Schmuckhändler, voll digital und mit allerlei Funktionen, wie ein Bub von dort, wo der Spargel wächst, das damals so brauchte. Irgendwann war das Ding kaputt, es gingen und kamen schlimme Geräte, deren Vergessen sie wohlverdient haben, es gab auch uhrenlose Zeiten, denn überall konnte man ja irgendwie und irgendwo eine Zeit finden, das schon vor der Erfindung des mitzuführenden Kommunikators.
Irgendwann zog die Universität den Studenten nach Frankfurt am Main.
Nun ging es schon näher zur Sache. Auch hier erstmal andere Probleme und Hobbies, aber irgendwann sah man sich diesen Katalog dieses komischen Warenhauses an, was irgendwie auf retro machte und wo es immer mal etwas Interessantes irgendwo zwischen den Blättern gab. Da fiel auf, dass es ja Chronographen mit so einem komischen Ring gab, den man auch noch drehen konnte.
Die alte Digitaluhr konnte ja schon stoppen, das war so ein Fetisch, der musste irgendwie sein, aber jetzt könnte man ja sogar noch die Eieruhr einsparen bzw. mobilisieren. Der Preis war halt für einen Studenten irgendwie so irgendwo zwischen Universum und dahinter, deshalb ging es irgendwann mal ins Kaufhaus und da kam so etwas in billig, man traut es sich nicht zu sagen, es war ein Chronograph mit drehbarer Lünette und es war schäbig, machte aber doch so ein bisschen Spaß.
Natürlich ging das Ding irgendwann kaputt und es war klar, nachhaltig ist das nicht und so richtig schön auch nicht.
Zunächst zog Enthaltsamkeit ein, dann die Erkenntnis, dass der ganze Schnickschnack vielleicht gar nicht nötig ist und man sich auch eine normale Uhr anziehen kann, da wurde die ein oder andere Gelegenheit von Erbstücken der Einstiegsklasse genutzt. Letztendlich werden die Augen schlechter und man kann manchmal gar nicht mehr so gut die Zeit ablesen.
Und schließlich trat der entscheidende Erbfall ein.
Da gab es auch wieder nur zwei fragwürdige Uhren, eine habe ich direkt mal in der Straßenbahn "verloren", die andere ist immerhin von einer Firma, die so ähnlich wie "Zeig! O!" heißt und sie hat sogar neben dem Datum auch noch den Wochentag. Ja, das sind doch Informationen, die man möchte. Leider ist sie ein bisschen klein und die Zeigerchen sind auch eher mit Brille besser zu erkennen und wie war das doch mit dem Drehring? Nein, den hat sie nicht. Aber irgendwie ist ja jetzt ein bisschen unerwartetes Geld gekommen und man wohnt ja in Niederrad und kommt auch öfter mal nach Rödelheim und ... war da nicht was? Ja, da war was, inzwischen knapp daneben in Sossenheim, da soll es ja Lösungen geben.
Eines Tages also, auch wenn die blöde Bank noch auf dem Geld sitzt und sonst auch noch nicht alles geregelt ist, fahren wir doch mal in diese Straße hinter dem großen Supermarkt und klären das freundliche, hilfsbereite und kompetente Personal mal auf: "ich brauche eine Uhr!".
Ja, da konnte grundsätzlich Abhilfe geschaffen werden, allerdings war dann das Modell der Wahl doch gerade verhindert, verkauft zu werden, weshalb es zunächst beim Bestellzettel im Katalog blieb.
Den habe ich jetzt bald durch und so kurz vor Weihnachten sollte dann auch die Zeit der Sinn-losigkeit beendet worden sein.
Zwischdurch war ich mal wieder im Kaufhaus und habe mir gedacht: wenn man mal am Hauptbahnhof ist und einer die Uhr klauen will, braucht man vielleicht noch eine, die man dem Bittsteller überreichen kann, da habe ich mir noch mal so ein nicht nachhaltiges gruseliges Halbspaßgerät gegönnt, was irgendwie lustig ist, aber halt auch ein bisschen na ja.
Ach, ja, ich bin kein Sammler.
Deshalb muss es natürlich die one-and-only-Uhr sein.
Alles andere wird die Zeit zeigen.
Äh?
Danke, dass ich hier schon mal gucken darf, wie die anderen Uhren so im Einsatz ticken.
Viele Grüße
Jürgen
PS
Man möge beim Lesen sich die passenden Grinseköppscher einfach dazu denken.
in der überaus Sinn-vollen Anstalt !

