Sinn 103 hat jeder schon einmal gehört – der Klassiker unter den Fliegerchronographen.
Aber 503? Da denkt man vielleicht eher an eine Fehlernummer, wenn ein Forum nicht lädt."Service Unavailable: 503 The server is temporarily unable to service your request due to maintenance downtime or capacity problems. Please try again later."
Tatsächlich verbirgt sich dahinter jedoch eine Uhr, und nicht irgendeine, sondern ein Modell, das den Weg für eine ganze Reihe professioneller Werkzeuge ebnete und bis heute einen Wendepunkt in der Markengeschichte darstellt.
503
Die Geschichte beginnt Ende der 1990er Jahre, in einer Phase, in der Sinn Spezialuhren nicht mehr nur als Hersteller von Pilotenuhren galt, sondern als ernsthafter Ausrüster für professionelle Anwender.Die Referenznummer verrät bereits etwas von dieser Entwicklung: 503. Wer die Marke kennt, denkt sofort an die klassische 103, den Fliegerchronographen, der als Ikone gilt. Die 503 wirkt wie der große Bruder – nüchterner, härter, kompromissloser. Während die 103 noch die DNA der Fliegeruhren in sich trägt, steht die 503 für den Neuanfang: den Sprung hin zum ersten Einsatzzeitmesser - dem EZM1.
Keine Uhr für die Vitrine, sondern ein Werkzeug, das in Extremsituationen zuverlässig funktionieren muss. Der EZM1 markierte den Beginn dieser Reihe und setzte Maßstäbe: erstes Modell mit Argonfüllung, erstes Modell mit linker Krone und Drückern, und das erste, bei dem das Zifferblatt bewusst optisch reduziert gestaltet wurde.
Die Zeit war reif dafür. Ende der 90er stellten Spezialeinheiten wie die ZUZ (Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll) und die ZTZ (Zentrale Technische Zollfahndung) Anforderungen an eine Uhr, die mehr sein musste als ein Chronograph. Schlagworte wie Ablesbarkeit, Robustheit, Zuverlässigkeit bestimmten die Spezifikation. Sinn griff diese Bedürfnisse auf und entwickelte daraus einen Chronographen, der so funktional ausgerichtet war wie die Waffe eines dieser Spezialeinsatzkommandos.Dass der EZM1 zum Kult wurde, liegt auch daran, dass er die letzte große Bühne des Lemania 5100 war. Ein Uhrwerk, das wie gemacht schien für den harten Einsatz, aber bald darauf vom Markt verschwand. Die Kombination aus kompromissloser Technik und der Aura eines verschwindenden Kalibers verlieh der Uhr früh einen Legendenstatus.
Wer braucht denn sowas?
Die Geschichte des EZM1 ist eng mit zwei Spezialeinheiten der deutschen Zollverwaltung verknüpft: der ZUZ und der ZTZ.Die ZUZ (Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll) wurde 1997 offiziell gegründet. Ihre Entstehung war eine direkte Reaktion auf die zunehmende Gewalt gegen Zollbeamte in den frühen 1990er-Jahren. Stationiert beim Zollkriminalamt in Köln, umfasste die ZUZ nur rund fünfzig Männer. Die Aufnahme gilt als eine der härtesten Auswahlen im Behördenbereich: ein mehrtägiges Auswahlverfahren mit körperlichen Belastungstests, psychologischer Prüfung, Schießübungen und taktischen Szenarien. Rund 85 Prozent der Bewerber scheiden aus, ehe sie die mehrmonatige Spezialausbildung beginnen dürfen.
Einsatzprofil der ZUZ: gefährliche Zugriffe, Großrazzien, organisierte Kriminalität, Drogenschmuggel, Waffenhandel. Pressebekannt wurden unter anderem Zugriffe auf internationale Drogennetzwerke im Grenzgebiet zu den Niederlanden sowie Operationen gegen groß angelegten Zigarettenschmuggel. Jährlich fährt die ZUZ mehr als hundert Einsätze. Eine Frequenz, die absolute Verlässlichkeit von Mensch und Material erfordert.
Die ZTZ (Zentrale Technische Zollfahndung) ist das technische Pendant. Ihre Männer operieren im Hintergrund, entwickeln Observationstechnik, setzen Abhörmaßnahmen ein und bereiten Zugriffe durch verdeckte Maßnahmen vor. Über Personalstärke und Organisation dringen kaum Zahlen nach außen. Bekannt ist, dass sie in hochsensiblen Fällen der Kommunikations- und Überwachungstechnik unverzichtbar ist.
Sowohl ZUZ als auch ZTZ nutzten den EZM1. Es existieren exakt definierte Kontingente: 22 Uhren für die ZUZ und 10 Uhren für die ZTZ. Von den zehn Uhren der ZTZ ging eine im Dienst verloren, drei weitere erhielten eine besondere Anordnung mit der Krone und den Drückern auf der rechten Gehäuseseite. Damit handelt es sich um eine der seltensten Sonderkonfigurationen in der Sinn-Geschichte.
Für beide Einheiten war der EZM1 kein Sammlerstück, sondern Werkzeug. Im Zugriff, bei Observation, unter Wasser oder im engen Einsatzfahrzeug - die Uhr musste funktionieren. Genau hier lag ihre Bedeutung.
Anforderungen an das Werkzeug
Die Männer der ZUZ und ZTZ arbeiteten nicht im Labor, sondern im Zugriff, in der Observation und unter Einsatzbedingungen, die jede Schwäche sofort aufdeckten. Aus diesem Umfeld ergab sich ein klarer Katalog an Anforderungen, der den EZM1 prägt.
Ablesbarkeit
Einsätze ließen keine Zeit zum Suchen. Ein Blick, eine Information – mehr durfte es nicht brauchen. Das schwarze Blatt mit weißen Indizes bot maximalen Kontrast. Aufgesetzte Tritium-Leuchtmasse sorgte für dauerhafte Nachtsichtfähigkeit, ohne dass die Uhr vorher „aufgeladen“ werden musste. Erst ab den frühen 2000ern ersetzte Sinn Tritium durch Luminova, erkennbar am Wechsel von der roten Kennzeichnung 3H zu Ar auf dem Zifferblatt.
Zentrale Chrono-Sekunde und Minute
Die Besonderheit des Lemania 5100: Stunde, Minute, Sekunde und die Chronographen-Stoppminute teilten sich das Zentrum. Kein Suchen auf kleinen Hilfszifferblättern, keine Ablenkung. Für Observationen oder Zugriffe mit engen Zeitfenstern ein entscheidender Vorteil.
Wasser-, Temperatur- und Magnetfeldschutz
Zugriffe im Regen, amphibische Einsätze oder plötzliche Wetterwechsel – ein Einsatzzeitmesser durfte nicht auf Feuchtigkeit reagieren. Der EZM1 wurde für 30 bar / 300 Meter spezifiziert.Elektronische Geräte, Überwachungstechnik, Fahrzeuge – Magnetfelder konnten mechanische Werke lahmlegen. Sinn integrierte Schutzmaßnahmen, damit der EZM1 auch in diesem Umfeld zuverlässig lief.Die AR-Kapsel mit Kupfersulfat sorgte dafür, dass Feuchtigkeit im Inneren gebunden wurde. Ein kleines Bauteil mit großer Wirkung: Kein Beschlag, selbst wenn der Träger von eiskalter Nachtluft in einen beheizten Raum trat.
Einsätze fanden nicht bei Zimmertemperatur statt. Ob klirrende Kälte bei nächtlicher Observation oder Sommerhitze in gepanzerten Fahrzeugen – der EZM1 war für extreme Temperaturbereiche ausgelegt.
Er war nicht entworfen, um auf einer Uhrenmesse Eindruck zu machen. Er war gebaut, um im Zugriff zu funktionieren, bei jeder Witterung, in jeder Lage, überall.
Das Werk
Im Inneren des EZM1 schlägt das Lemania 5100, ein Chronographenkaliber, das über Jahrzehnte hinweg als Inbegriff der Robustheit galt. Entwickelt in den 1970er-Jahren, war es weder besonders hübsch noch fein verziert. Es war dafür unverwüstlich. Genau diese Eigenschaften machten es zum perfekten Motor für den ersten Einsatzzeitmesser.
- Automatik-Chronograph mit Datums- und 24-Stunden-Anzeige
- Frequenz: 28.800 Halbschwingungen pro Stunde
- 17 Lagersteine
- Gangreserve: ca. 48 Stunden
- Funktionen: Stunde, Minute, Datum, 24-Stunden-Anzeige, zentrale Chronographensekunde und zentrale Chronographenminute, 12-
- Stunden-Zähler
Viele Bauteile des 5100 bestanden nicht aus filigran gearbeiteten Metallteilen, sondern waren gestanzt oder aus Kunststoff gefertigt. Puristen rümpften darüber die Nase. Doch die Praxis zeigte: weniger empfindliche Teile bedeuteten höhere Belastbarkeit. Das Werk überstand Beschleunigungen, die andere Kaliber längst aus dem Takt gebracht hätten.
Beliebtheit bei Behörden
Ob NATO, Luftwaffe oder Zoll – zahlreiche Behörden setzten auf Uhren mit dem Lemania 5100. Der Ruf als „Soldat unter den Chronographen“ war verdient. Für Sinn war es die logische Wahl, um den EZM1 zum echten Werkzeug zu machen. Ein paar Beispiele:
- Tutima Military Chronograph Ref. 798, Verwendung: Bundeswehr Luftwaffe und NATO, USAF-Vertrag 1989 mit Auslieferung 1990.
- Orfina Porsche Design Ref. 7177, Verwendung: NATO-Personal und BUND-Ausführung mit NSN-Gravur.
- Arctos BUND Chronograph, Verwendung: Bundeswehr ab 1982.
- Tengler BUND Chronograph, Verwendung: Bundeswehr Artillerie ab 1990.
- Heuer 510.543 A.M.I., Verwendung: Aeronautica Militare Italiana.
- Heuer 510.501 „82AF“, Verwendung: Kenyan Air Force.
Das Ende des Lemania 5100
Mit der Übernahme durch die Swatch Group 1999 endete die freie Verfügbarkeit des 5100. Restbestände wurden aufgebraucht, danach war Schluss. Für Sinn bedeutete das: Der EZM1 mit Lemania blieb ein Kapitel mit klarer Abgrenzung. Wie genau hier der Erwerb der 3000 Werke ablief und woher diese alle bezogen wurden bleibt ein Mysterium. Dass diese alle von Swatch kamen, ist nahezu auszuschließen. Spätestens 2004 untersagte Swatch einen freien Handel mit den Lemania Werken nämlich vollständig, was auf wenig Begeisterung bei Militär und hiesigen Einsatzkräften stieß.
Das Ende des Lemania 5100 markierte auch den Anfang einer Eigenentwicklung: Sinn entwickelte auf Basis des Valjoux 7750 das Kaliber SZ01. Dieses Werk brachte die zentrale Stoppminute zurück – ein klarer Versuch, die DNA des 5100 am Leben zu erhalten. Der EZM1 mag heute Legende sein, doch sein Einfluss reichte weit in die Zukunft und formte Sinns hauseigene Uhrwerksentwicklung.
Das Gehäuse
Der EZM1 unterschied sich nicht nur im Werk, sondern auch im Aufbau seines Gehäuses von klassischen Chronographen. Sinn setzte konsequent auf Reintitan – und betonte dies sogar auf der Gravur des Bodens.
Das Gehäuse der Referenz 503 misst 40 mm im Durchmesser und 16,5 mm in der Höhe. Trotz der massiven Bauweise bringt die Uhr lediglich 61 Gramm auf die Waage. Direktes Ergebnis des Titanmaterials. Im Vergleich zu einem vergleichbaren Gehäuse aus Edelstahl liegt die Ersparnis bei rund 40 Prozent. Für den Träger bedeutete das: geringere Belastung im Dauereinsatz, weniger spürbare Masse am Handgelenk.
Sinn sprach nicht einfach von Titan, sondern von Reintitan. Der Unterschied: Während in der Luftfahrt oder bei vielen Uhren Titanlegierungen mit anderen Metallen verwendet werden, setzte Sinn auf ein besonders reines Material. Vorteile: Hypoallergen, nicht magnetisch, korrosionsbeständig. Dazu die typische matte, graue Oberfläche, die Reflexionen minimiert – entscheidend für verdeckte Operationen.
Eine Premiere: Der EZM1 war die erste Uhr von Sinn mit Argonfüllung. Das Gehäuse wurde mit dem Edelgas befüllt, wodurch Sauerstoffanteile verdrängt und Alterungsprozesse der Öle verlangsamt wurden. Ergänzend integrierte Sinn die bekannte Kupfersulfat-Kapsel, die Restfeuchtigkeit im Inneren absorbiert. Sichtbar am Gehäuserand auf Position 1:30 – ein kleines, unscheinbares Detail, das aber enorme Wirkung hatte: kein Beschlag, keine Korrosion, gleichbleibende Funktion auch bei plötzlichen Temperaturwechseln.
Der verschraubte Boden trug Gravuren, die die Eigenschaften auflisteten: Reintitan – Stossicher – Antimagnetisch – Wasserdicht 30 Bar – Ar. Damit dokumentierte Sinn, dass der EZM1 nicht nur robust gegen Stöße war, sondern auch gegen magnetische Einflüsse abgeschirmt wurde. Die definierte Temperaturtoleranz lag zwischen zweistelligen Minusgraden und extremer Sommerhitze.
Krone und Drücker
Eine der auffälligsten Eigenheiten: Krone und Drücker saßen links, bei 9 Uhr. So platziert, damit sich die Uhr am linken Handgelenk nicht in den Handrücken bohrte. Ein Detail, das typisch war für den kompromisslosen Werkzeugcharakter des Modells.
Lünette
Der EZM1 besaß eine beidseitig drehbare Fliegerlünette mit Count-Down-Skala von 55 bis 5. Der Drehring war in Schwarz gehalten und fügte sich in das funktionale Erscheinungsbild ein. Markierung bei 12 Uhr: ein Dreieck mit Leuchtmasse.
Das Band
So funktional wie das Gehäuse, so praxisnah waren auch die Bandoptionen des EZM1. Sinn bot die Uhr ab Werk mit drei Varianten an: Titanband, Haifischlederband und zeitweise Kautschukband.
Das Titanband war die konsequente Ergänzung zum Reintitan-Gehäuse. Massiv, aber leicht, ausgestattet mit einer Faltschließe, die über eine integrierte Tauchverlängerung verfügte. Damit konnte die Uhr problemlos über einem Neoprenanzug getragen werden. Das Titanband brachte den EZM1 auf ein Gesamtgewicht von rund 100 Gramm – deutlich leichter als vergleichbare Stahlvarianten, die schnell die 160-Gramm-Marke überschreiten.
Und weiter?
Der EZM1 hat seinen Zweck mehr als erfüllt, so haben sich über die Jahre haben sich mehrere Iterationen des EZM1 entwickelt:
Die ersten EZM - „3H“
Als der EZM1 1997 auf den Markt kam, trugen die Zifferblätter den roten Kreis mit 3H. Diese Kennzeichnung machte deutlich, dass für Zeiger und Indexe Tritium-Leuchtmasse verwendet wurde. Tritium garantierte eine dauerhafte Leuchtkraft ohne vorherige Aufladung – perfekt für Einsätze im Dunkeln.
Einführung: 1997
Stückzahl ~3.000
Übergang: ca. 2001/2002, als Tritium durch Super-Luminova ersetzt wurde
Ab diesem Zeitpunkt wechselte auch die Zifferblatt-Kennzeichnung von 3H zu Ar (für Argonfüllung)Tritium-Modelle:
1. Zivile Serie: für den freien Markt, in Sammlerkreisen heute am häufigsten anzutreffen
2. ZUZ-Ausführung, 22 Stück, Standard mit linker Krone und Drückern, Direkt an Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll ausgegeben
3. ZTZ-Ausführung, 10 Stück, 3 Stück mit rechter Krone und Drückern (eine der seltensten Sonderkonfigurationen von Sinn überhaupt), Eine Uhr gilt als im Einsatz verloren, effektiv also 9 Stück noch existent
Die ZUZ- und ZTZ-Ausgaben unterscheiden sich äußerlich nicht massiv von den zivilen 3H-Modellen, tragen aber durch ihre geringe Stückzahl und die direkte Verbindung zu den Einheiten einen besonderen Status. Für Sammler sind diese Behördenvarianten die absolute Spitze der EZM1-Historie.
Ab Anfang der 2000er-Jahre vollzog Sinn den Wechsel von Tritium auf Super-Luminova. Parallel änderte sich die Kennzeichnung auf dem Zifferblatt: Statt des roten Kreises mit 3H erschien nun das Kürzel Ar – Hinweis auf die Argonfüllung im Gehäuse.
Aus „3H“ wird „Ar“
Man ist sich nicht einig, wann genau Sinn auf Luminova umgestellt hat. Manche nennen bereits das Jahr 1998, andere sprechen von 2003. Beim EZM1 deuten die gesicherten Stücke jedoch darauf hin, dass der Wechsel 2001/2002 stattfand. Damit endete die Ära der Tritium-Blätter und die letzten Serien des EZM1 trugen bereits Luminova.
Luminova ersetzte Tritium, weil es keine Radioaktivität enthielt und regulatorisch einfacher zu verwenden war.
Die Leuchtkraft war im frischen Zustand stärker, musste aber durch Licht aufgeladen werden und bot keine konstante Eigenstrahlung wie Tritium.
Der rote Schriftzug Ar betonte zusätzlich die Argonfüllung in Kombination mit der Kupfersulfat-Kapsel, was Sinn beim EZM1 erstmals einsetzte.
EZM1 aus 2008
Vier Jahre nach dem offiziellen Produktionsende des EZM1 präsentierte Sinn eine besondere Neuauflage: die EZM1 Limited Edition 2008. Hintergrund war, dass Sinn einen Bestand von 250 Lemania-5100-Werken aufkaufen konnte – vermutlich Restbestände von Tutima.
Die 2008er Edition wird als „Abschiedsmodell“ bezeichnet. Für Puristen reicht sie nicht an die Magie der frühen 3H-Modelle heran. Gleichzeitig sind die 250 Stück ein klares Sammlerziel, weil sie die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft markieren.
Diese Edition galt als die letzte Gelegenheit, einen originalen EZM1 mit Lemania 5100 neu zu erwerben, bis 2009 ein mehr als unerwartete Kollaboration mit einem japnischen Modehersteller unternommen wurde.
BAPE
Unter allen Varianten des EZM1 nimmt die Zusammenarbeit mit der japanischen Streetwear-Marke A Bathing Ape (BAPE) eine Sonderstellung ein. Sie erschien in limitierter Stückzahl von 100 Exemplaren und brach mit der Tradition der behördennahen Einsatzmodelle.
Im Inneren arbeitete weiterhin das 5100, das den technischen Charakter des Originals bewahrte. Damit blieb die BAPE-Edition trotz ihres modischen Auftretens ein „echter“ EZM1. Die Herkunft dieser 100 Werke bleibt ungeklärt und es kann nur darüber gemutmaßt werden.
Während die Serienmodelle aus Reintitan gefertigt waren, verwendete Sinn bei der BAPE-Version ein beschichtetes Stahlgehäuse. Noch auffälliger war jedoch das Camouflage-Zifferblatt, das mit dem BAPE-Logo versehen wurde und den Chronographen optisch in eine andere Welt transportierte. Auch die Wasserdichtigkeit unterschied sich: Mit einer Spezifikation von 50 bar (500 Meter) übertraf die BAPE-Kollaboration die üblichen 30 bar der Standardmodelle.
EZM1.1 und EZM1.1 S
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Produktionsende des ursprünglichen EZM1 brachte Sinn im Jahr 2017 eine Neuauflage heraus: den EZM1.1. Das Gehäuse wuchs auf 43 Millimeter, wurde jetzt in Stahl gefertigt und ist 200 Meter wasserdicht. Optisch knüpfte er klar an den Ur-EZM1 an, mit schwarzem Blatt, zentraler Stoppminute und dem klar reduzierten Design. Der entscheidende Unterschied lag im Inneren. Da das Lemania 5100 nicht mehr verfügbar war, entwickelte Sinn auf Basis des Valjoux 7750 das SZ01, ein eigenes Kaliber, das die zentrale Stoppminute zurückbrachte. Damit wurde versucht, die DNA des EZM1 zu bewahren, ohne auf Restbestände angewiesen zu sein. Die Auflage war auf 500 Stück limitiert und daher schnell vergriffen.
Im Jahr 2022 folgte eine weitere Sonderausgabe: der EZM1.1 S. Technisch identisch mit dem 2017er Modell, trug er jedoch ein komplett schwarzes Gehäuse mit Tegiment-Beschichtung. Auch diese Edition war auf 500 Exemplare limitiert. Ein weiteres Detail: Beim EZM1.1 S nutzte Sinn ein leicht abgewandeltes SZ01, basierend auf einem Werk von Concepto.
Beide Modelle sind Hommagen an den Original-EZM1. Sie wirken vertraut, tragen aber ein anderes Herz. Der Vergleich zu einem Porsche drängt sich erneut auf: Der EZM1.1 fährt sich wie ein moderner 911er, schneller, präziser, vielleicht sogar besser – doch das Gefühl eines alten Boxermotors fehlt. Für die einen bedeutet das Verlust an Authentizität, für andere die gelungene Weiterentwicklung eines Klassikers.
Was noch?
Wie ihr alle wisst, ist es nicht beim EZM1 geblieben. Sinn entwickelte die Idee des Einsatzzeitmessers konsequent weiter und schuf über die Jahre eine ganze Reihe spezialisierter Modelle, die jeweils auf konkrete Anforderungen zugeschnitten waren. Ob für Taucher, Feuerwehrleute, Rettungsdienste oder Spezialeinheiten – jeder EZM hatte sein klares Einsatzprofil, eigene technische Merkmale und manchmal auch sehr ungewöhnliche Lösungen. Im Folgenden findet ihr eine Übersicht der Modelle von EZM1 bis EZM12.
EZM1 wurde nun gebührend vorgestellt, daher starten wir mit der zweiten Iteration:
EZM2
Jahr: ab 1997
Stückzahl: unbekannt
Dimensionen: 41 × ca. 11,4 mm
Wasserdichte: 50 Bar/500m (siehe Sinn-Archiv)
Werk: ETA 955.612 Quarzwerk
Für wen: Kampfschwimmer und Taucher
Bekannt als „Hydro“, vollständig mit Öl gefülltes Gehäuse, absolute Ablesbarkeit unter Wasser aus jedem Winkel
EZM3
Jahr: ab 2001
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 41 × ca. 13 mm
Wasserdichte: 50 bar (500 m)
Werk: ETA 2824-2
Für wen: Taucher, ziviler und professioneller Bereich
Magnetfeldschutz bis 80.000 A/m, klassische Dreizeigeruhr, drehbare Taucherlünette
Varianten: EZM 3 F (Fliegerversion): Krone links, keine Zahlen auf Zifferblatt
EZM4
Jahr: ab 2008
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 40 × ca. 15 mm
Wasserdichte: 20 bar
Werk: Lemania 5100
Für wen: Feuerwehr und Rettungskräfte
Pulsskala zur Pulsmessung, spezielle Skalen für Rettungseinsätze
EZM2B/ UX Hydro
Jahr: ab ca. 2006
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 44 × ca. 13 mm
Wasserdichte: Drucksicherheit Uhrwerk: 5.000m, Gehäuses auf 12.000m Tauchtiefe geprüft und zertifiziert
Werk: ETA 955.652 (Temperaturkompensiertes Quartz-Werk)
Für wen: Taucher
Ölfüllung wie beim EZM2, Ablesbarkeit ohne Spiegelungen, Temperaturstabilität
Modelle in silber und optional auch tegimentiert erhältlich, auch in schwarz (ebenso tegimentiert)
Varianten:
UX GSG9: Krone links, GSG-Logo auf Blatt, alle Zeiger weiß
UX Sansibar, limitiert auf 500 Stück, gekreuzte Schwerter auf der 12, Sinn-Logo bei 6 Uhr
EZM6 / U1000
Jahr: 2007
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 44 × ca. 18 mm
Wasserdichte: 50 bar
Werk: Sinn SZ02, Basis ETA 7750 (Chronograph)
Für wen: Polizei- und Spezialeinheiten
Großformat-Chronograph, Krone und Drücker links
Varianten:
U1000 B: blaues Blatt, alle Zeiger weiß
U 1000 S: schwarze tegimentierte Variante
U1000 SDR: schwarzer Drehring
U 1000 Jagduhr 3. Edition: schwarzes Gehäuse, olivbraunes Blatt, limitiert 100 Exemplare
EZM7
Jahr: ab 2010
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 43 × 12 mm
Wasserdichte: 20 bar
Werk: ETA 2893-2
Für wen gedacht: Feuerwehr
Alleinstellungsmerkmale: farbige Skala zur Einsatzzeitmessung bei Atemschutz, farbiger Drehring, Gehäuse mit TEGIMENT-Technologie
Varianten: EZM 7 s: Schwarzes Gehäuse, limitiert 300 Exemplare
EZM8 / U200
Jahr: 2014
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 37 × ca. 14,5 mm
Wasserdichte: 200 bar
Werk: ETA 2824-2
Für wen: Taucher
TEGIMENT-Gehäuse, hohe Wasserdichte
Varianten:
U 200 B: Blaues Blatt, alle Zeiger weiß, Bestellannahme nur bis zum 31. Dezember 2013
U 200 SDR: Schwarzer Drehring
U200 w: Schwarzes Gehäuse, weißes Blatt. Zeitlich limitierte Sonderedition, Bestellannahme nur bis zum 31. Juli 2011
EZM9 TESTAF
Jahr: 2016
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 44 × 12 mm
Wasserdichte: 20 bar
Werk: SW 200-1
Für wen: Piloten
TEGIMENT-Gehäuse, Titan, Saphierglaslünette illuminiert
EZM10 TESTAF
Jahr: 2011 - 2021
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 44 × 15,3 mm
Wasserdichte: 20 bar
Werk: SZ01 auf Basis ETA 7750
Für wen: Luftrettung und Piloten
SZ01 mit zentraler Stoppminute, Titan, TEGIMENT, DIAPAL-Technologie (ölfrei), integrierte Drücker, Saphierglaslünette illuminiert, 24h-Anzeige
Varianten: EZM 10 (ohne Testaf, ugs. auch Pre-Testaf genannt), Baujahre 2011-2012, abweichende Farbmarkeriung der Stoppminuten- und Stoppsekundenzeiger, kein Testaf-Logo.
EZM12
Jahr: 2017
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 44 × 14 mm
Wasserdichte: 20 bar
Werk: ETA 2836-2 Automatik
Für wen: Luftrettung und Notärzte
Speziell für HEMS-Dienst, Pulsations- und Atemfrequenzskala, abnehmbare Lünette, Desinfektionsmittelresistenz, Trockenkapsel integriert in 2. Krone, Schnellwechselsystem für Silikonbänder, Pulsrotor
EZM13
Jahr: 2014 (EZM 13), 2020 (EZM 13.1)
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 41 × 15 mm
Wasserdichte: 500 m (50 bar)
Werk: Sinn SZ02 Automatik (Chronograph mit 60-Minuten-Zähler)
Für wen: Berufstaucher
Magnetfeldgeschützt bis 80.000 A/m, Ar-Trockenhaltetechnik
EZM14/EZM15 / T1/T2
Jahr: 2013 (T1/T2)
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: T1: 45 × 12,5 mm, T2: 41 × 12,5 mm
Wasserdichte: 1000 m (T1), 2000 m (T2)
Werk: ETA 2892-A2 Automatik, zu Beginn: Soprod A10
Für wen: Berufstaucher
Titan, Ar-Trockenhaltetechnik, Sicherheitsdrehring, Dreh/Drücklünette, Farbcodierung der Nachleuchtfarbe (2-farbige Superluminova)
EZM16 / U212
Jahr: 2012
Stückzahl: Serienmodell
Dimensionen: 47 × 14,5 mm
Wasserdichte: 1000 m
Werk: ETA 2892-A2 Automatik
Für wen: Berufstaucher
Gehäuse aus deutschem U-Boot-Stahl, Ar-Trockenhaltetechnik
Mein Fazit
Wenn man den EZM1 betrachtet, dann sieht man nicht einfach nur eine Uhr. Man blickt auf ein Stück Werkzeuggeschichte, das nicht zufällig ans Handgelenk passt. Für die Männer von ZUZ und ZTZ war er genau das: ein Werkzeug, so selbstverständlich wie Funkgerät oder Pistole. Für uns heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, ist er ein Mythos, den man am liebsten mit weißen Handschuhen aus der Box holen würde – und dann trotzdem ans Handgelenk schnallt, weil er genau da hingehört.Der EZM1 war kompromisslos, so ehrlich, dass er nicht einmal versuchte, hübsch zu sein. Reintitan, linke Krone, Kupfersulfatkapsel. Das sind keine Marketingbegriffe, sondern Ingenieursantworten auf ganz konkrete Probleme. Dass daraus am Ende eine Design-Ikone wurde, war ein glücklicher Nebeneffekt.
Und dann das Werk; Kein Haute-Horlogerie-Geschmeide, kein Genfer Streifenschliff, sondern ein Uhrwerk, das sich anfühlte wie ein Dieselmotor: laut, robust, unzerstörbar. Dass es heute nicht mehr gebaut wird, macht den EZM1 nur noch wertvoller. Die späteren Versionen mit SZ01 sind technisch hervorragend, vielleicht sogar besser – aber wie bei einem Porsche, der plötzlich keinen Boxermotor mehr hat, fehlt einfach ein kleines Stück Seele.
Dass Sinn daraus eine ganze Reihe von Einsatzzeitmessern formte, zeigt, wie richtig die Idee war. Vom Hydro für Kampfschwimmer bis zum EZM12 für Notärzte – jeder bekam seinen Spezialisten. Aber keiner von ihnen trägt diese Aura des „Ersten seiner Art“ wie der EZM1. Ob alle Iterationen einen wirklichen Mehrwert zur Serie beitragen, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter kommentieren.
Ich habe den EZM1 jetzt schon ziemlich lange, aber ehrlich gesagt habe ich ihn lange Zeit nicht so zu schätzen gewusst. Er lag die längste Zeit im Schließfach. Mein Fokus lag stark auf der 103er-Reihe, wo ich mir in diesem Jahr auch den absoluten Traum erfüllen konnte.
Der Nachteil dabei: Jedes Mal, wenn ich die 103 am Handgelenk habe, begleitet mich eine gewisse Angst. Nicht die Angst, dass mir jemand die Uhr klaut - da steht schließlich Sinn drauf und nicht Rolex Daytona und ich wohne in Niederbayern nicht London(istan) - sondern die Sorge, dass ich stolpere. Dass mir ausgerechnet zum ersten Mal im Leben ein Federsteg bricht. Dass ich vorm Duschen vergesse die Uhr abzunehmen. Dass ich ausversehen in die Donau springe(logische Gedanken und Ängste eben) oder dass ich nur mit dem Arm an der Türklinke hängen bleibe.
All das habe ich beim EZM1 nicht. Er ist für mich die perfekte Alltagsuhr geworden. Ich wollte bewusst meine Bildschirmzeiten reduzieren und habe deshalb in den letzten Monaten auf eine Smartwatch verzichtet. Also brauchte ich eine Uhr, die mich durch jeden Tag begleitet, die ich beim Sport tragen kann, die wasserdicht ist. Mein EZM1 ist das alles – mit seinen 300 Metern Wasserdichte weit mehr, als ich jemals brauchen werde. Im Vergleich dazu waren meine alten 103er, die fairerweise auch 20 oder 30 Jahre älter sind, nur noch mühsam auf 50 Meter zu bringen. Trotz aller Versuche, den spröden Kronendichtungen wieder Leben einzuhauchen. Und dazu kam: Lederband. Am NATO gefallen mir die 103er nicht, also keine Uhr für Sport oder Alltag.
Das Titanband ist nicht mein Lieblingsband. Ich mag kleine, feingliedrige Armbänder lieber. Aber es trägt sich angenehm, vor allem in Verbindung mit dem niedrigen Gewicht. Das macht die Uhr zum Traum im Alltag. Ja, die Uhr könnte für meinen Geschmack etwas flacher sein, aber das ist eine persönliche Vorliebe. Und das Glas, das immer wieder kritisiert wird, kann ich nur verteidigen.
Natürlich reflektiert es – aber ich war noch nie in einer Situation, in der ich deshalb Probleme hatte. Ein minimaler Dreh des Arms um ein Grad hat jedes vermeintliche Problem gelöst.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Man kann dutzende Chronographen besitzen, aber nur wenige fühlen sich an, als hätten sie tatsächlich Geschichte geschrieben. Der EZM1 gehört dazu. Und wenn er am Handgelenk tickt, dann nicht als Statussymbol, sondern als Erinnerung daran, dass Uhren einmal Werkzeuge waren – gebaut für Männer, die keine Ausreden kannten.
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Mit dem EZM1 möchte ich an meine Vorstellung der 903 anknüpfen. Gleichzeitig verabschiede ich mich für eine Weile hier aus dem Forum. Einige haben es vielleicht mitbekommen: Ich muss nebenbei noch meine Masterarbeit schreiben, sie verteidigen, meine Prüfungen bestehen. Ab dann habe ich hoffentlich wieder ein normales Leben und auch mehr Zeit, um meine 103er gebührend vorzustellen. Dieses Trio verdient eine eigene Vorstellung, die sorgfältig gemacht ist und mehr Zeit beansprucht. Vielleicht habe ich bis dahin Glück und es gibt eine neue Forensoftware. Denn so sehr ich dieses Forum schätze, das Einfügen von Bildern und das Formatieren des Texts haben mich zwischendurch sicher ein paar Jahre Lebenszeit gekostet.
Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr habt vielleicht etwas Neues über den EZM1 gelernt. Vielleicht hat der ein oder andere sogar Lust bekommen auf Einsatzzeitmesser – und wer weiß, vielleicht auch auf die alten Vintage-Modelle.
Wer Lust hat, mehr zur Uhr zu lesen, dem empfehle ich folgende Links:
https://www.analogshift.com/products/sinn-ezm1-as02879
https://www.broadarrow.net/ezm1.htm
https://sinnezm1.blogspot.com/
https://www.watchgecko.com/blogs/magazine…t-the-sinn-ezm1
https://www.gearpatrol.com/watches/a64351…now-sinn-ezm-1/
Danke fürs Lesen und danke vor allem an Stefan, für die Kataloge zum EZM1 !!!
und passt genau zur Neuvorstellung der EZM3s.
